Evers, Horst
unzufriedenen Kunden an
Waffenfirmen weiterverkauft? Wissen das die Mitarbeiter der Mobilfunkfirma?
Oder ist es sogar andersrum? Also dass die Waffenfirmen die Mobilfunkanbieter
und andere Unternehmen oder Behörden bezahlen, damit die immer mal wieder
Kunden in den Wahnsinn treiben und zu potentiellen Käufern von Schusswaffen
machen? Vielleicht stecken sogar die Pharmafirmen noch mit unter der Decke, die
ja mit ihren Beruhigungsmitteln und Antidepressiva auch nicht schlecht von in
Verzweiflung getriebenen Kunden profitieren.
Möglicherweise
bin ich da einer ganz, ganz großen Sache auf der Spur.
Das kriminelle Genie
Meine
Haftpflichtversicherung schrieb mir vor einiger Zeit, sie wetten mit mir, dass
ich zu viel für meine Kfz-Versicherung zahle. Die Kfz-Versicherung von ihnen
sei mit Sicherheit billiger und besser als meine jetzige. Ich war skeptisch,
allein schon weil ich weder ein Auto noch eine Versicherung habe. Außerdem
schrieben sie leider auch gar nicht, worum sie mit mir wetten. Schade, weil,
gewonnen hätte ich die Wette ja wohl.
Als ich
Julia, die mich zum Frühstück eingeladen hatte, von meiner
Haftpflichtversicherung erzählte, war sie begeistert:
- Echt, Horst? Du hast eine private
Haftpflichtversicherung?
- Ja, die musste ich damals wegen
der Waschmaschine in der Wohnung abschließen. Die Vermieterin hätte mir die
Wohnung ohne private Haftpflicht nicht gegeben.
Julia
verschwand plötzlich, kam dann mit einer großen Vase wieder.
- Hier. Mach die mal kaputt.
- Was?
- Die ist hässlich, groß und ein
Geschenk vom doofen Josef.
Der doofe
Josef ist Julias Exfreund, nicht zu verwechseln mit dem Arsch-Martin, dem
blöden Johannes oder dem Sackgesicht-Sebastian, ihren anderen Exfreunden. Wenn
es in anderen Kreisen vielleicht ein edles Ziel sein sollte, nach einer
Trennung sagen zu können: «Wir sind aber trotzdem Freunde geblieben», dann ist
Julia von diesen anderen Kreisen einigermaßen weit entfernt. Julia hat noch
nie Interesse an einem freundschaftlichen oder irgendwie zivilisierten Ende
einer Beziehung gezeigt. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, sie geht auch
deshalb immer wieder neue Beziehungen ein, weil es ihr so viel Spaß macht,
sich krachend und lautstark zu trennen.
- Ich hab
noch die Quittung von dem Scheißding. Die hat der Idiot mir damals
mitgeschenkt.
Sie
fuchtelte mit der Vase.
- Das zahlt die Versicherung doch
garantiert, oder? Das müssen die dann doch zahlen!
- Sag mal, Julia, spinnst du?
- Was? Wieso? Ah, natürlich, du hast
recht, wegen so einer Popelvase vom doofen Josef verballern wir doch nicht deinen
Haftpflichtjoker. Moment. Ich hab's ...
Wieder
verschwand sie, diesmal für rund zehn Minuten, und kam mit einem riesigen,
gigantischen Stapel Wäsche zurück.
- So, Horst,
ich hab mal ein bisschen aussortiert. Die Klamotten sind quasi über, die
kannst du jetzt alle für mich waschen. Kochwäsche! Bei fünfundneunzig Grad.
Und dann kann ich mich auf Kosten deiner Haftpflicht komplett neu einkleiden.
In den besten Läden der Stadt.
Sie
strahlte. Ich war verängstigt.
- Julia, das geht nicht.
- Wieso? Okay, okay, du kannst dir
davon auch was kaufen, außerdem hast du zur Belohnung ein Mitspracherecht,
also du darfst mitkommen in die Läden und mir beim Aussuchen helfen.
Jetzt
bekam ich richtig Angst.
- Nein, Julia, das geht technisch
nicht. Wenn ich dir die Wäsche wasche, gilt das als Freundschaftsdienst. So
was erkennt die Versicherung nicht an.
- Echt?
Sie wirkte
aufrichtig überrascht, wusste aber eine Lösung:
- Na, dann tun wir eben so, als wenn
wir uns nicht kennen würden.
- Julia, warum sollte ich dir die Wäsche
waschen, wenn wir uns gar nicht kennen?
- Na, du bist eben bei mir
eingebrochen und hast heimlich meine Wäsche gewaschen. Bei fünfundneunzig Grad.
- Aber warum sollte denn ein
Einbrecher so was tun?
- Na, du bist eben kein normaler
Einbrecher, sondern halt so einer mit einer ganz besonderen Perversion. Eben so
einer, der zwanghaft die Wäsche von schönen Frauen waschen muss.
- Ich bin ein perverser Einbrecher,
der zwanghaft die Wäsche von fremden Frauen wäscht?
- Von fremden schönen Frauen. Bei
fünfundneunzig Grad.
- Also ich weiß nicht.
- Ach komm, da ist doch nichts
dabei, das kennste doch aus Filmen, diese perversen Typen mit so
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