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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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was laut manchen
Evolutionswissenschaftlern ja der wesentliche Unterschied zwischen den
Wildschweinen und den Menschen ist. Wirklich wahr ist allerdings, dass die
Wildschweine extrem intelligente Tiere sind, weshalb sie natürlich längst
gemerkt haben: In der Nähe dieser orangen Menschen, da ist es relativ sicher.
    So. Und jetzt
hat man als Wanderer quasi die Wahl. Hat man keine Weste an, schießt der Jäger,
und keiner weiß wann und wohin. Trägt man eine Weste, kommt das Wildschwein.
Und das in der Regel ziemlich schnell und oft nicht allein ...
    Wir
Wanderer sprechen bei so etwas ja von einer Lose-Lose-Situation, eben ähnlich
der, in welcher ich mich jetzt mit Bernd im «Yorckschlösschen» befinde. Und
noch ehe ich es selbst wirklich überblicke, begreife ich instinktiv, wie ich
doch noch diesem Dilemma mit Bernd entkommen kann, indem ich plötzlich und wie
aus dem Nichts in Bernds Vortrag brülle: «Das ist genau so wie mit den
Wildschweinen!»
    Bernd
stutzt: «Mit was?»
    «Na, mit
den Wildschweinen. Diese ganze Bohrloch-Geschichte ist genau so wie die
Geschichte mit den Wildschweinen ...»
    Ich nutze
Bernds Verwirrung und fange direkt zu erzählen an, von den Wildschweinen und
der Rhön und dem Wetter und den orangen Westen. Ich höre gar nicht mehr auf,
und als ich nach gut einer halben Stunde wieder die überragende Intelligenz der
Wildschweine streife, da erkenne ich, wie langsam das Feuer in Bernds Augen
erlischt, und registriere zufrieden, wie er sich zu betrinken beginnt,
konsequent und zügig. Das hätte Captain Kirk auch nicht besser machen können.
     
    Jäger und Fallensteller
     
    Mittlerweile
weiß jeder, wir alle sollten viel weniger Fleisch essen. Auch ich weiß das.
Wegen des Klimas, wegen der Würde der Tiere, wegen der Gesundheit, wegen der
Nahrungsgrundlage für alle Menschen, wegen der Zukunft, eigentlich wegen
allem. Tatsächlich esse ich auch schon viel weniger Fleisch, also zumindest
esse ich viel weniger Fleisch, als ich könnte. Und sehr häufig muss ich mir das
Fleisch, das ich dann esse, auch wirklich hart erarbeiten. Doch der Reihe nach:
Die Freundin hat mich einkaufen geschickt. Unter anderem soll ich Tofu
besorgen, für das vegetarische Zürcher Geschnetzelte. Ich finde das vegetarische
Zürcher Geschnetzelte großartig. Also ich finde großartig, dass es möglich
ist, Zürcher Geschnetzeltes vegetarisch zuzubereiten. Bald wird es sicher auch
möglich sein, blutig gebratenes Rumpsteak komplett vegetarisch zu bekommen,
und ich werde der Erste sein, der es bestellt, aber gerade heute hätte ich das
Geschnetzelte irgendwie lieber mit richtigem Kalbfleisch. Warum, weiß ich auch
nicht, es gibt so Tage des Jägers, das kann man selbst praktisch gar nicht
beeinflussen. Jetzt möchte ich deshalb aber natürlich keinen Streit anfangen.
Das wäre ja auch albern, wegen so einem Blödsinn zu streiten. So etwas kann man
doch auch mit einer liebevollen Lüge aus der Welt schaffen. Ich sage immer,
wenn man sich nicht mehr die Mühe macht, sich füreinander liebevolle kleine
Lügen auszudenken, dann wird es Herbst in der Beziehung. Also, wenn ich
behaupte, die hätten kein Tofu gehabt, dann glaubt sie mir das nie. Das ist zu
einfach. Ich rufe also vom Supermarkt aus an und sage: - Du, ja hier ich, ich
steh hier grad vorm Tofu, und das sieht echt nicht gut aus, nee, also echt
nicht so toll, eher so oll, grünlich schimmernd, nicht schön, ich hab da echt
kein gutes Gefühl bei. Sie wirkt betroffen.
    -     Grünlich schimmernd?
    -     Ja, so grünlich. Also ich weiß
nicht. Soll ich es trotzdem nehmen?
    -     Nee, das klingt ja nicht gut.
    -     Ja, schade, wo wir uns schon so
auf das Geschnetzelte gefreut haben. Was machen wir denn jetzt?
    -     Lass mal überlegen. Ah, ich hab
'ne Idee.
    -     Ja?
    -     Hm, mach doch mal ein Foto vom
Tofu und schick es mir. Ich guck mir das mal an.
    -     Was?
    -     Mit deinem Handy, ein Foto, und
dann schickst du es mir.
    -     Äh, das geht nicht.
    -     Warum?
    -     Weil, weil, weil... hier ist kein
Netz. Ganz schlechte Netzabdeckung hier im Supermarkt, wahrscheinlich haben
die hier so ein Metalldach oder so.
    -     Kein Netz?
    -     Ja, leider, ganz, ganz schlecht
hier.
    -     Horst, wir telefonieren gerade.
    -     Was? Ah, ja. Gutes Argument.
Kompliment. Sehr gutes Argument. Aber das ist auch Festnetz, das haben die hier
im Markt. Weil die ja kein Netz haben, sind hier Festnetzgeräte.
    -     Horst,

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