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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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arrangiert.
    Sehr gut
in dieses Urlaubskonzept passt auch die Rhön. Also wer die Rhön kennt, weiß:
Die Rhön lässt einen als Landschaft in Ruhe. Das ist keine aufdringliche
Landschaft. Wirklich nicht. Da gibt es ganz andere Urlaubsgegenden. Gegenden,
wo tausend Sachen auf einen einprasseln, man von x Reizen überflutet wird, an
jeder Ecke stürzt es auf einen ein: Hier gibt's noch was, da ist eine
Sehenswürdigkeit, das muss man noch gesehen haben, dieses darf man nicht
verpassen, das hat aber nur bis 17 Uhr geöffnet, und das soll aber auch so
schön sein, und dort hat man noch einen Tipp bekommen, und das, sagt der
Reiseführer, darf man nicht verpassen, und an einem Tag kann man das alles gar
nicht schaffen und auch in einer Woche nicht, nicht mal in einem Monat, und da
ist noch was, und hier hast du was vergessen, und dann und hier und dort und
drunter und drüber, da, hastenichjesehn?, und - so ist die Rhön nicht. Gott sei
Dank ist die Rhön überhaupt nicht so. Die Rhön ist eher so, dass man denkt:
«Ach komm, lass mal noch Strickzeug mitnehmen.» Und zu Recht, weil, man
schafft dort einiges und kann es auch gleich wieder gebrauchen. Weil, die Rhön
ist ja gleichzeitig auch oft nasskalt. Leider. Ganz häufig ist es nasskalt in
der Rhön. Quasi elf von zwölf Monaten im Jahr ist Regen. Oder so ähnlich. Die
Wetterlage: Es sieht aus wie Regen, es fühlt sich an wie Regen, aber: kommt
nichts. Man könnte sagen: das Gegenteil von Sommerregen. Es ist alles da, was
man für Regen braucht, was zum Regen gehört, nur eben der Regen selbst nicht.
    Trotzdem,
also trotz mir, haben sie auf dem Reiterhof viele Pferde. Das finde ich auch
verständlich, wegen der anderen Gäste, die bei einem Reiterhof natürlich auch
Pferde erwarten. Die wären sonst enttäuscht. Der Großteil der Gäste auf so
einem Reiterhof kommt ja immer noch wegen der Pferde. Da sollte man sich keinen
Illusionen hingeben. Um den Pferden auf dem Hof auszuweichen, habe ich das Wandern
für mich entdeckt. Mittlerweile bin ich ein begeisterter Wanderer geworden.
Ein großartiger Sport. Für mich der zweitschönste Sport nach Angeln. Und Darts
vielleicht noch. Und Kneipenbillard. Und Boule. Also Wandern gehört sicher zu
den zwanzig schönsten Sportarten. Oder den fünfzig schönsten, aber das ganz
bestimmt, denn es ist auch ein sehr spannender Sport.
    In jedem
Fall bin ich dort, in der diesigen Rhön, beim Wandern also auf diese
Wildschweinproblematik gestoßen. Das eigentliche Problem sind natürlich nicht
die Wildschweine selbst. Niemand hat grundsätzlich etwas gegen Wildschweine.
Wegen der vielen Wildschweine ist mittlerweile ein großer Teil des Jahres für
die Wildschweinjagd freigegeben, eigentlich ist fast durchgehend
Wildschweinjagdsaison. Nun leidet die deutsche Jägerei aber unter großen
Nachwuchsproblemen. Die meisten Jäger sind mittlerweile schon ziemlich alt,
teilweise sogar sehr alt. So alt, dass sie häufig auch schon nicht mehr so
richtig gut sehen. Präziser formuliert: Sie sehen leider gar nicht mehr so
richtig. Und das eben macht jetzt wieder das Wandern zu einem spannenden
Sport, weil man nie genau weiß, wen man trifft oder andersrum.
    Deshalb musste ich beim Wandern,
zumindest im Herbst, immer so eine orange Schutzweste mitnehmen und auch anziehen.
Das ist kein Scherz, im Gegenteil, es war sozusagen Vorschrift. Zunächst war
ich schon ein bisschen beleidigt, weil man mir damit mehr oder weniger
unterstellte, man könne mich offensichtlich nur von einem Wildschwein unterscheiden,
wenn ich so eine orange Schutzweste trage. So etwas hört niemand gern, das
schürt den Trotz. Aber als ich dann die ersten Jäger gesehen habe, wie sie sich
im Gelände zu den Hochsitzen getastet haben, habe ich die Weste doch lieber
schnell angezogen.
    Und jetzt kommen wir zur
eigentlichen Wildschweinproblematik, denn Wildschweine sind sehr, sehr
intelligente Tiere. Das wissen viele nicht. Ich wusste es auch nicht. Tatsächlich
sind sie aber extrem intelligent. Viel intelligenter als Delfine zum Beispiel.
Sehr viel intelligenter. Wildschweine gehen gar nicht erst ins Wasser. So
intelligent sind die. Und deshalb haben die Wildschweine das mit den Westen
natürlich längst mitgekriegt und sich selbst dann auch so orange Westen
besorgt...
    Nein,
Quatsch. Das war nur ein Scherz. Das können Wildschweine natürlich nicht, und
selbst wenn sie es könnten, würden sie es nicht tun, denn sie könnten die
Westen gar nicht anziehen, da sie keine Daumen haben,

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