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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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am Tresen sitzen und Bier trinken.
    -     Genau, machen wir uns doch einen
richtig schönen Abend. Zusammen und auch jeder einzeln.
    -     Und dann bist du wieder sauer,
wenn mich andere Männer ansprechen.
    -     Das ist ja auch blöd. Gerade für
mich.
    -     Na und, was soll ich denn dagegen
machen, wenn du nicht tanzt? Mir ein Laken über den Kopf hängen?
    -     Prima, schön, dass du es
ansprichst. Ich bring ein Laken mit...
    Ich
glaube, in diesem Moment hat unsere Beziehung einen ersten feinen Riss
bekommen.
    Pünktlichkeit
    Tanja und ich waren verabredet. Im Restaurant. Leider habe
ich die Zielzeit ein klein wenig verfehlt. Tanja begrüßt mich mit kühler
Strenge:
    -     Hallo, da bist du ja schon.
    -     Schon? Ich dachte, ich sei zu spät.
    -     Bist du auch, das war ironisch, du
Idiot!
    -     Ich denke, du magst keine Ironie?
    -     Eben. Wir waren um eins
verabredet, jetzt ist es drei. Das sind zwei Stunden.
    -     Hoi, das war aber schnell
gerechnet.
    -     120 Minuten. 7200 Sekunden.
    -     Is ja gut jetzt.
    -     7 200 000 Millisekunden.
    -     Tanja, es reicht.
    -     Weißt du, wie viele verschiedene
Operationen ein moderner Computer in einer Millisekunde durchführen kann?
    -     Nein.
    -     Ich auch nicht.
    -     Gut, dann schätze ich mal
fünfhundert.
    -     Fünfhundert. In zwei Stunden wären
das 3600000000 verschiedene Denkoperationen.
    -     Wie kannst du das nur so schnell
ausrechnen?
    -     Keine Ahnung. Wenn ich wütend bin,
kann ich gut rechnen, das war schon immer so. Während der Computer in zwei
Stunden 3 600 000 000 verschiedene Denkoperationen durchführt, habe ich genau
eine geschafft: Warum lässt dieser Idiot mich hier warten? Glaubt der, ich hab
nix Besseres zu tun, als hier zu sitzen und ununterbrochen zu denken: Warum
lässt dieser Idiot mich hier warten? Glaubt der, ich hab nix Besseres zu tun,
als hier zu sitzen ... Diese Endlosschleife hab ich seit zwei Stunden im Kopf.
Es hört nicht auf.
    Weißt du,
was das für ein Gefühl ist, so eine Endlosschleife im Kopf zu haben?
    -     Das weiß ich besser, als du
glaubst. Wie gefällt dir die Endlosschleife: Verdammt, ich bin zu spät. Ich
sollte jetzt wirklich aufstehen. Aber so zu spät, wie ich jetzt bin, brauch ich
schon eine wirklich gute Ausrede für Tanja, sonst ist die sauer, aber wenn ich
erst mal aufgestanden bin, fällt mir nix mehr ein, da muss schon jetzt was her,
solange ich noch im Bett liege, aber ich kann nix anderes denken als: Verdammt,
ich bin zu spät. Ich sollte jetzt wirklich aufstehen. Aber so zu spät, wie ich
jetzt...
    -     Wieso Ausrede? Warum versuchst du
es nicht einfach mal mit der Wahrheit?
    -     Also gut, ich bin von
Außerirdischen entführt worden und sollte denen die Stadt zeigen.
    -     Gut, vergiss das mit der Wahrheit.
    -     Siehst du, so geht's mir, wenn ich
die Wahrheit sage.
    -     Mensch, Horst, ich bin doch auch
immer pünktlich.
    -     Eben, das schätz ich auch sehr an
dir, und deshalb komme ich zu spät. Nur für dich.
    -     Was?
    -     Versteh doch. Menschen wie ich
sind es, die deine Pünktlichkeit zu etwas Besonderem machen. Wenn alle immer
pünktlich wären, würde deine Pünktlichkeit niemanden beeindrucken. Ich bin es,
der deinen Glanz erst ermöglicht.
    -     Fließt dieses Gerede einfach so
aus dir raus, oder trainierst du das?
    -     Tanja, glaubst du, mir macht es
Spaß, ständig zu spät zu kommen? Um ehrlich zu sein: Zwei Stunden bin ich
draußen auf und ab gelaufen und habe mich gelangweilt, nur damit ich schön zu
spät komme, du dich besser fühlst und etwas Besonderes bist. Aber jetzt bin ich
ja da.
    - Tja, aber
dafür bin ich jetzt weg.
    Zuerst
habe ich gedacht, sie würde nur auf Toilette gehen. Aber als sie nach viereinhalb
Stunden immer noch nicht zurück war, ahnte ich: Wenn ich jetzt die Beziehung
beenden wollte, würde ich schon wieder zu spät kommen.
     
    Kleidung
    Um elf hole ich Marion ab.
    -     Komm, Horst, der Pullover ist ja
wohl nicht dein Ernst?
    -     Warum, was ist denn?
    -     Der ist furchtbar. Das ist mir
peinlich. Komm, zieh den sofort aus!
    -     Das ist mein Lieblingspullover.
    -     Ich weiß, darum trägst du ihn ja
auch ununterbrochen. Aber er sieht aus wie ein Putzlappen. Du siehst darin aus
wie ein einziger Putzlappen. Der macht dir eine total ungesunde Gesichtsfarbe.
    -     Das ist nicht der Pullover.
    -    

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