Everybodys Darling, Everybodys Depp
Wohlbefinden, wenn man das passende Kleidungsstück gefunden hat! Das gilt auch für menschliche Beziehungen: Wie inspirierend, wenn man jemanden gefunden hat, der einen ergänzt und anregt. Und für den man umgekehrt ebenso interessant und förderlich ist.
Geben und Nehmen – es geht auch anders
Monikas beste Freundin heißt Maja. Im Grunde sind die beiden sich recht ähnlich: Auch Maja ist sensibel, einfühlsam, möchte gute Beziehungen zu ihrer Umwelt haben, nimmt die Meinungen ihrer Freunde und Kollegen ernst. Auch sie ist hilfsbereit, kollegial und engagiert sich für ein gutes Klima im Team. Auch sie freut sich über Anerkennung und mag keine Streitereien. Aber Maja hat gelernt, ihre innere Stärke einzusetzen und auch für ihre eigenen Belange einzustehen, wenn es nötig ist. Selbst, wenn es dem Gegenüber erst einmal nicht gefällt.
Am Abend von Monikas schockierender Erkenntnis sitzen die beiden bei einem Glas Wein zusammen. Monika kommt mal wieder |33| zu spät, weil sie sich in letzter Sekunde noch eine Kopierarbeit hat aufhalsen lassen. Maja, die ebenfalls bei einer Werbeagentur arbeitet – im Bereich Finanzen und Controlling –, ist schon da. Monika hat ein schlechtes Gewissen, weil sie sie hat warten lassen. Aufgewühlt erzählt sie ihrer Freundin von dem Gespräch, das sie im Büro mit angehört hat.
»Was mache ich bloß falsch? Ich will nicht mit gezückten Ellbogen durchs Leben stapfen und von keinem gemocht werden. Du stehst bei deinem Team so hoch im Kurs, und auch deine Freunde sind für dich da, wenn du sie brauchst – obwohl du ganz schön kritisch bist. Aber meine Kollegen sind so undankbar ...«
»Natürlich sollst du nicht rücksichtslos die Ellbogen einsetzen. Aber es ist naiv zu glauben, du könntest es allen recht machen. Immer nur Ja und Amen zu sagen führt zu gar nichts«, sagt Maja energisch. »Ich glaube, du verwechselst da belanglose Beliebtheit und undifferenzierte Dankbarkeit mit echtem menschlichem Respekt.«
Monika ist fest entschlossen, im Umgang mit ihren Mitmenschen etwas zu verändern. Die Freundinnen überlegen gemeinsam, was Maja anders macht als sie.
Maja hat ein gutes Gespür dafür, wann jemand ein bisschen bequem ist oder überzogene Ansprüche an sie hat. Sie ist in der Lage, wenn auch ungern, Nein zu sagen und kann damit umgehen, wenn der andere sauer reagiert. Ausnutzen lässt sie sich nicht. Einer Kollegin, die partout nicht mit einem Computerprogramm klar kommen wollte, hat sie freundlich angeboten, es ihr in einer ruhigen Stunde zu erklären, damit sie es künftig selber bedienen kann. Der Vorschlag kam zuerst nicht so gut an, aber schließlich hat die Kollegin wohl oder übel Majas Angebot angenommen.
Und wenn jemand etwas von ihr verlangt, was ihre eigene Selbstachtung untergraben würde, gibt es keinen Zweifel – darauf lässt sie sich nicht ein. Vor kurzem hat ihr smarter Chef sie mehr oder weniger direkt dazu aufgefordert, bei der Verbuchung einiger Ausgaben eine »gewisse buchhalterische Kreativität gegenüber dem Finanzamt |34| « an den Tag zu legen. Die Zeiten seien hart und daher alle Möglichkeiten der Kostenreduktion auszuschöpfen. Maja hat über seine Bitte nachgedacht und ihm entschlossen mitgeteilt, dass sie die Posten, wie immer, ordnungsgemäß verbuchen würde, da sie eine andere Vorgehensweise nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren könne. Die Entscheidung ist ihr nicht leicht gefallen, aber sie wollte nichts tun, was ihrem Gewissen zuwiderlief. Ihr Chef war überhaupt nicht erfreut, hat ihr aber Tage später widerwillig seinen Respekt bekundet und ihr einen Teamleiterposten angeboten: Wer sich traue, sich derartig gegen ihn durchzusetzen und für seine Überzeugungen einzustehen, dem traue er auch zu, mehr Verantwortung zu übernehmen. Mit Jasagern könne er sowieso nichts anfangen.
Maja sucht keinen Streit, sondern geht immer erst den sanften Weg. Wenn der nicht zum Erfolg führt, weicht sie aber Konflikten nicht aus. Sie ist durchaus diplomatisch und kompromissbereit, achtet jedoch genau auf die Grenze zu ihrer Selbstachtung und zur Fairness allen gegenüber. Faule Kompromisse geht sie nicht ein – dann lebt sie lieber damit, dass jemand sauer auf sie ist.
Die Meinung von Personen, die ihr etwas bedeuten, nimmt sie ernst. Bei Kritik schreit sie auch nicht Hurra, aber sie denkt darüber nach und entscheidet selbst, ob die Einwürfe gerechtfertigt sind und ob sie etwas ändern möchte oder nicht. Sie hat gelernt, Kritik
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