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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ihre gute Laune verflog, als sie an die anderen dachte, die in die Leere kommen würden; diese verdammte Pilgerfahrt würde auch zu einer Jagd nach Querencia werden. Ob der Zweite Träumer wohl eingewilligt hat, sie anzuführen? Und wie zur Hölle wollen sie jemals an den Raiel in der Kluft vorbeikommen?
    Gore hatte ihr geraten, sich völlig darauf zu konzentrieren, nach Makkathran zu gelangen. Sie musste also ganz darauf vertrauen, dass er wusste, was er tat, obwohl sie das nicht unbedingt mit Zuversicht erfüllte. Er hatte irgendeine Art Plan gehabt, aber wahrscheinlich keinen, mit dem sie einverstanden gewesen wäre.
    Nein, vergiss das »wahrscheinlich«: Sie wäre es definitiv nicht.
    Nicht, dass sie viele Alternativen gehabt hätte.
    Nun, da sie unterwegs waren, kartierte der Smartcore der Silverbird ihren Kursvektor. Justine betrachtete die Projektion, die an einem violettroten Sternennebel, der wie eine Frauenschuhorchidee geformt war, eine scharfe grüne Linie vorbeizog. Der Nebel war elf Lichtjahre entfernt, und was immer sie auch jenseits von ihm ansteuerten, war nicht zu sehen, lag verborgen hinter Sternwolkenlicht und Aschehaufen aus schwarzem interstellaren Staub.
    Nach dem Frühstück und einer Runde körperlicher Ertüchtigung in der Fitnesskabine des Schiffs nahm Justine wieder auf der Liege Platz und wandte sich über Longtalk erneut an den Skylord.
    »Wie lange wird es dauern, bis wir die Welt, zu der wir reisen, erreichen?«
    »Bis wir sie erreichen.«
    Sie hätte beinahe gelächelt. Es war wirklich so, als spräche man mit einem fünf Jahre alten Gelehrten. »Die Welt umkreist ihren Stern in einer konstanten Geschwindigkeit. Wie oft wird er sie umrundet haben, wenn wir dort angekommen sind?« Die große Frage hierbei war, ob der Skylord überhaupt so etwas wie ein Zahlenverständnis besaß.
    »Die Welt, zu der du möchtest, wird ihren Stern siebenunddreißig Mal umrundet haben, bis wir dort angekommen sind.«
    Mist! Und ein Querencia-Jahr ist um einiges länger als ein Erdenjahr. Hatten die Monate dort nicht so um die vierzig Tage? »Ich verstehe. Danke.«
    »Werden die anderen deiner Art schon bald in das Universum kommen?«
    »Die, mit denen dein Verwandter gesprochen hat, die, die euch gebeten hat, mich hereinzulassen; sie wird sie führen. Horcht auf sie.«
    »Das tun alle meine Verwandten.«
    Was Justine einen leichten Schauer über den Rücken jagte. »Ich würde gern den Rest des Flugs schlafen.«
    »Wie du wünschst.«
    »Wenn etwas passiert, werde ich aufwachen.«
    »Was wird passieren?«
    »Ich weiß nicht. Aber wenn sich irgendetwas verändert, werde ich wach sein, um mit dir darüber zu sprechen.«
    »Veränderung in diesem Universum bedeutet Erfüllung finden. Wenn du schläfst, wirst du keine Erfüllung erlangen.«
    »Ich verstehe. Danke.«
    Sie verbrachte einen weiteren halben Tag damit, Vorkehrungen zu treffen, überprüfte verschiedene Systeme und gab eine Reihe von hypothetischen Ereignissen ein, die für den Smartcore einen Grund darstellten, sie aus der Suspension zurückzuholen. Schlussendlich gestand sie sich ein, dass sie damit nur Zeit zu schinden versuchte. Das Letzte, was sie tat, nachdem sie sich ausgezogen hatte, war, das Konfluenznest herunterzufahren, um sicherzustellen, dass nicht noch mehr verstärkte Träume durchsickerten und die Realität mit solch unerwarteten Folgen verzerrten. Das brachte den einen Gedanken zurück, den sie die ganze Zeit zu vermeiden versucht hatte. Im Geiste war sie wieder bei jenem Kazimir, den sie an den Abhängen des falschen Mount Herculaneum zurückgelassen hatte. Das Einzige, was von ihm geblieben war, war eine Schablone in der Erinnerungsschicht der Leere. Es war nicht fair, so kurze Zeit gelebt zu haben, nur um ungeschehen gemacht zu werden.
    Ich werde dich wieder Wirklichkeit werden lassen, versprach Justine ihrer schmerzhaften Erinnerung an ihn. Dann legte sie sich in die Medi-Kammer und aktivierte die Suspensionsfunktion.

2
    Hunger und ein bohrender Schmerz ließen Araminta erwachen. Entsetzlich schlaftrunken lag sie auf ihrem Bett in dem Motel. Helles Tageslicht sickerte durch die Vorhänge in den Raum und erwärmte die stehende Luft. Ihre steifen Muskeln protestierten, als sie sich aufzusetzen versuchte. Jeder einzelne Körperteil tat ihr weh. Ihre Füße pochten. Als sie die Bettdecke zurückschlug, um sie anzusehen, zuckte sie bei dem Anblick tatsächlich zusammen.
    »Oh Ozzie.«
    Na schön! Es war nicht gut, einfach nur

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