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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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was bedeutete, das Riasi soeben über die Terminatorlinie ins Tageslicht glitt. Mit einer Beschleunigung von fünfzehn g stieß die Columbia505 in die Stratosphäre über dem Sinkang-Kontinent, an dessen Nordküste sich die ehemalige Hauptstadt befand. Wie ein in Flammen gehüllter Span, aus der Korona einer Sonne geschnitzt, raste das Schiff weiter in die untere Atmosphäre. Fünfhundert Meter direkt über dem Kraftfeld des Agra-Wurmlochgenerators kam es unter Aufbietung immenser Bremskräfte zum Stillstand. Die Hyperschallschockwelle seines Sturzflugs donnerte an ihm vorbei und ließ im Umkreis von drei Kilometern sämtliche nicht geschützten Glasscheiben zerspringen. Regrav-Kapseln, die sich in der Nähe befanden, wirbelten wie Blätter in einem Schneesturm durch die Luft, während ihre Smartnets auf die Notenergie zugriffen, um sie wieder in eine sichere Fluglage zu bringen. Auf allen Frequenzen schallten Digby Warnungen der lokalen Verkehrsüberwachung entgegen. Städtische Polizeistreifen kurvten am Himmel herum, um ihn in die Zange zu nehmen. Er setzte einen flächendeckenden Rundspruch ab, der von jedem Cybersphären-Nodus und makrozellularen Cluster im und um das Kraftfeld herum empfangen werden konnte.
    »An alle, die sich im Generatorkomplex befinden, schalten Sie das Kraftfeld aus und deaktivieren Sie das Wurmloch. Sie behindern eine ANA-genehmigte Operation. Ich bin autorisiert, äußerste Gewalt einzusetzen, um Ihr rechtswidriges Vorgehen zu beenden.«
    Wie er erwartet hatte, kam keine Antwort. Sie würde nie kommen, das war ihm klar. Jeder Augenblick, den er damit vertat, hier den Guten zu spielen, war ein weiterer Augenblick, der zur Beseitigung der wertvollen Beweise im Orbit genutzt wurde. Stellte sich nur noch die Frage, wie er das Kraftfeld ausknipsen sollte, ohne damit die halbe Stadt in Schutt und Asche zu legen.
    Acht dünne atomare Distorsionsstrahlen stießen von dem Raumschiff aus auf den höchsten Punkt der Kraftfeldkuppel herab und rissen die Luftmoleküle in einer lodernden Weißglut auseinander. Ungeheure elektrostatische Entladungen entwichen flackernd und brüllend in die sich auflehnende Atmosphäre. Das Kraftfeld begann, blassviolett zu glühen, als würde es einen Bluterguss bilden. Dann hagelte ein Schwarm Energy-Dumps von der Columbia505 herab. Als sie auf das Kraftfeld trafen, ließen sie Blüten aus dunklen, kleinen Wellen entstehen. Die Dunkelheit um sie herum intensivierte sich und breitete sich rasch aus. Unter solch einem Ansturm war die Überlastung nur eine Frage der Zeit. In einer Flut von energetischen Eruptionen und superheißen Stoßwellen, die die umliegenden Gebäude zerschmetterten, brach das Kraftfeld zusammen. Die Columbia505 wurde kräftig durchgeschüttelt, und der Smartcore hatte Mühe, das Schiff stabil über dem Kreis aus grellen Ionenflammen zu halten, die sich in das Generatorgebäude fraßen. Kurz darauf meldeten die Sensoren, dass das Wurmloch versiegt war. Besorgt fragte sich Digby, wie viel Beweismaterial es bereits fortgeschafft haben mochte.
    Die Kraftfelder von Ellezelins Zivilschutzbehörde schalteten sich jetzt über Riasi ein, eine Reihe großer, ineinandergreifender Halbkugeln, welche die Stadtdistrikte schützten. Fünf schwere Kreuzer der Ellezelin-Navy kamen um den Planeten herbeigejagt, ihre Flugbahnen beschrieben einen scharfen Bogen, um sie in Position über der Stadt zu bringen.
    Dann löste sich ein Raumschiff aus dem einstürzenden Generatorkomplex und beschleunigte mit annähernd vierzig g. Im nächsten Moment deckte es die Columbia505 mit einem Trommelfeuer aus Energiestrahlen und Disruptorimpulsen ein. Gleichzeitig fand sich Digby im Griff seines Sicherheitsgurtwerks wieder, während das Schiff hilflos hin und her wirbelte. Planetare Atmosphäre war für die Columbia505 ein fremdes Milieu; Systeme, für den Kampf im Vakuum des Weltraums entwickelt, arbeiteten unterhalb ihrer Fähigkeiten, abgelenkt durch die dichten Gase. Das Kraftfeld flimmerte in einem leuchtenden Gelb, spie glitzernde Szintillationen aus, indes Digbys empfindliche Innenohren eine Woge von Übelkeit heraufbeschworen. Tief unten brach eine Schockwelle nach der anderen über die angeschlagenen Gewerbegebäude und Lagerhallen, die Riasis ausgedehnten Handelsdistrikt ausmachten, herein.
    Doch die Columbia505 fing sich wieder und Routinen in Digbys makrozellularen Clustern neutralisierten den Brechreiz. Seine Exoimage-Displays zeigten ihm das andere Raumschiff, das

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