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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Tage mit den zwischen Welten wandernden Aliens befasst hatten, fiel es schwer, ihren Schrullen zu folgen. Angeblich, so hieß es, deuteten sie auf neuronale Prozesse hin, die sich von langweiliger menschlicher Rationalität komplett unterschieden.
    Nichtsdestotrotz verstanden ihre Gastgeber, was sie wollte, und führten sie in eines der Regenbogenzelte, in dem sich ein behagliches Nest aus Kissen befand. Erleichtert ließ sich Araminta hineinplumpsen, während sich sechs oder sieben Silfen versammelten, um sich ihrer anzunehmen. So verwöhnt zu werden, war der pure Luxus, und ohne Protest ließ sie es geschehen. Man zog ihr die Stiefel aus, was ein mitfühlendes, beinahe menschlich klingendes Gurren auslöste, als die Silfen die synthetische Haut, die sie sich auf die Füße gesprayt hatte, sahen. Kräftige Finger massierten ihr Schultern und Rücken. Sie hatten zwar nicht die gleiche Physiologie, kannten sich aber allem Anschein nach mit dem menschlichen Skelett und Muskelaufbau ausgezeichnet aus. Araminta seufzte vor Erleichterung, während die Spannungen aus ihr herausgeknetet wurden.
    Draußen ging das Fest unvermindert weiter, worüber sie froh war. Sie wäre nur ungern die Spaßbremse gewesen. Eine Silfenfrau reichte ihr eine aus irgendeinem goldenen Kristall geschnittene Flasche. Araminta trank. Die Flüssigkeit schmeckte beinahe wie Wasser, war eiskalt und voller sprudelnder Bläschen, und ganz ohne Frage erfrischend. Zwei weitere Silfen warteten schon mit Servierplatten voller leckeren Essens.
    »Die Clubs zu Hause in Colwyn waren nie so«, sagte sie mit zufriedenem Seufzen.
    »Das waren sie ganz bestimmt nicht«, erwiderte jemand in mit schwerem Akzent befrachtetem Englisch.
    Araminta fuhr vor Schreck auf, dann warf sie sich herum, um zu sehen, von wem die Stimme kam. Die drei mildtätigen Masseure stellten ihre Dienste ein und hockten sich geduldig auf die Knie.
    Ein Silfen mit lederartigen Schwingen stand im Zelt. Außerdem besaß er einen dunklen, schuppigen Schweif, der aufgeregt hin und her zuckte. Sein Erscheinungsbild löste einen Schauer der Unruhe in Aramintas Geist aus. Diese Gestalt gehörte ebenfalls zum Repertoire menschlicher Legenden, wenngleich keiner schönen.
    »Wer bist du?«, platzte sie heraus. »Und wieso hast du einen englischen Akzent?«
    »Weil er ein Idiot ist«, sagte ein anderer Silfen. »Er missversteht unsere Psychologie vollkommen.«
    Araminta fuhr abermals auf, kam sich irgendwie lächerlich vor. Der zweite geflügelte Silfen blickte auf sie herab. Er trug ein kupferfarbenes Togagewand, das von einem schwarzen Gürtel zusammengehalten wurde. Sein Haar war kastanienbraun mit grauen Strähnen, die um die Schläfen herum krochen. Sein Schweif zuckte nicht hin und her, er war nach oben gebogen, sodass er den Boden nicht berührte.
    »Hey, du kannst mich auch mal«, raunzte der erste geflügelte Silfen.
    »Ich entschuldige mich für meinen Freund«, sagte der andere. »Ich bin Bradley Johansson, und das da ist Clouddancer. Die Silfen nennen ihn einen Freund der Menschen.«
    »Äh!«, war alles, was Araminta hervorzubringen vermochte.
    »Ja, freut mich, dich kennenzulernen, Mädel«, sagte Clouddancer.
    »Äh«, sagte Araminta erneut, und dann: »Bradley Johansson? Ist ein menschlicher Name.«
    »Ja, das war einmal. Ist schon 'ne ganze Weile her.«
    »War einmal ...«
    Er öffnete seinen runden Mund, und eine schmale Zunge vibrierte in der Mitte, als er ein beinahe menschliches Kichern produzierte. »Ist 'ne lange Geschichte. Als Mensch wurde ich ein Silfen-Freund genannt.«
    »Oh.« In diesem Moment meldete sich eine Erinnerung, verknüpft mit Mr Drixels schrecklichem Geschichtsunterricht in der Schule. »Ich hab schon mal von Bradley Johansson gehört, du warst im Starflyer-Krieg. Du hast uns alle gerettet.«
    »Oh Mann«, schimpfte Clouddancer. »Na, herzlichen Dank auch. Jetzt ist er wieder für ein Jahrzehnt unausstehlich.«
    »Ich war nicht ganz unbeteiligt«, erwiderte Bradley Johansson bescheiden. Sein Schweif vollführte einen kleinen, schwungvollen Schlag.
    Araminta setzte sich aufrecht auf eines der Kissen und verschränkte die Beine. Freudig wurde ihr klar, dass sie mit ziemlicher Gewissheit nun einige Antworten erhalten würde. Viele Antworten. »Wie hast du mich gerade genannt?«, fragte sie.
    »Er hat sich auf deine illustre Vorfahrin bezogen«, sagte Bradley Johansson.
    »Mellanie?« Es mochte Einbildung sein, aber Araminta hätte schwören können, dass der Gesang

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