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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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als hundert Meilen im Durchmesser erfüllte er fast selbst die Kriterien eines Mondes, wäre da nicht seine zylinderartige Form gewesen, die ungewöhnlich regelmäßig war. Der Delivery Man erkannte mit einem Blick, dass er nicht natürlichen Ursprungs war. Die Sensoren zeigten, dass er schnell um die Längsachse rotierte, und zwar ohne den geringsten Hauch eines Schwankens, was so gut wie unmöglich war für ein natürliches Objekt. Außerdem wies er eine Infrarotemission auf. Die dunkle, runzlige Oberfläche gab mehr Hitze ab als die kleinen Sterne, die auf sie schienen. Der Delivery Man war nicht im Geringsten überrascht, als die Masseanalyse ergab, dass er hohl war.
    Er öffnete einen sicheren Link zur »Exekutive«. »Ich bin da.«
    »Ich weiß. Und Sie sind nicht allein. Jemand ist Ihnen gefolgt.«
    »Was?«
    »Hinter Ihnen fliegt noch ein weiteres Schiff. Es verfügt ebenfalls über einen Ultra-Antrieb. Ihr habt beide exzellente Tarneigenschaften, aber ich hab' hier die besten Sensoren, die es gibt.«
    »So 'ne ozzieverdammte Kacke.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Festhalten, ich hol' Sie rein.«
    Im selben Moment dehnte sich von dem seltsamen Asteroid her eine T-Sphäre aus und teleportierte das Schiff hinein.
    Der Delivery Man schwebte von der Luftschleuse herab und trat unter dem Schiff hervor. Langsam drehte er sich einmal um sich selbst und blickte sich staunend um, neigte dann seinen Kopf nach oben und stieß schließlich einen anerkennenden Pfiff aus. Die Halle, die aus dem Asteroidenkern geschnitten worden war, besaß eine Länge von etwa achtzig Meilen. Sieben Meilen über ihm verlief entlang der gedachten Mittellinie eine Art von Gerüst, fast nicht zu erkennen im grellen Licht der Solarlampenringe. Und noch mal sieben Meilen höher krümmte sich die raue Landschaft in ein blaudunstiges Panorama aus Grasland und Seen und phantastischen, schneebedeckten Bergen mit mächtigen Kaskaden. Es war die Aussicht, die Justine von ihrem Schlafzimmerfenster aus gesehen hatte, und darüberhinaus war sie komplett desorientierend. Der Delivery Man schüttelte den Kopf, wie ein Hund, der gerade aus dem Wasser kam, und presste die Augen zusammen.
    »Machen Sie sich nichts draus, diese Wirkung hat es auf jeden.«
    Er öffnete wieder die Augen und sah einen Mann vor sich stehen. Er trug ein schwarzes Hemd und schwarze Hosen. Seine Haut glänzte wie Gold.
    »Gore Burnelli«, sagte der Delivery Man. »Darauf hätte ich eigentlich kommen sollen. Obwohl ich nicht erwartet hätte, Sie in stofflicher Form vor mir zu sehen.«
    Gore zuckte die Achseln. »Wenn die Leute mein Handeln vorhersehen könnten, säßen wir alle bis zum Hals in der Scheiße.«
    »Und Sie denken, das tun wir jetzt nicht?«
    »Es gibt Scheiße, und es gibt Scheiße aus allen Rohren. Es sieht im Moment zwar nicht gut aus, aber wir können das Ruder immer noch herumreißen.«
    »Wie?«
    »Kommen Sie mit, Söhnchen, wir müssen uns unterhalten.« Gore drehte sich um und ging einfach los, ließ dem Delivery Man kaum eine andere Wahl, als ihm zu folgen.
    Nicht weit von dem Raumschiff schmiegte sich behaglich ein schlichter Bungalow aus weißem Drycoral in die Falten eines großen, grasbewachsenen Tals. Er hatte ein Dach aus grauem Schiefer, wie etwas, das aus der Zeit vor der ersten Commonwealth-Ära stammte. Die Schieferplatten ragten über die Mauern hinaus und schufen eine rundum verlaufende überdachte Veranda. Über dem üppigen Wiesenland draußen erhoben sich uralte Zedern. Noch nie hatte der Delivery Man so große Exemplare gesehen - die Stämme waren an ihrer Basis so breit wie der Bungalow selbst.
    »Ist das Ihr Haus?«, fragte der Delivery Man. Ihm war bekannt, dass die Burnelli-Familie phänomenal reich war, aber die Kosten für die Konstruktion dieser künstlichen kleinen Welt mussten unvorstellbar sein, insbesondere da sie vermutlich zurück in die erste Commonwealth-Ära datierte, lange bevor es EMAs und Replikator-Technologie gegeben hatte.
    »Scheiße, nein«, knurrte Gore. »Ich gieße hier nur für einen alten Kumpel die Blumen.«
    »Waren Sie überhaupt jemals in ANA?«
    »Ja«, grunzte Gore und ließ sich in einen großen Holzsessel mit weißen Polstern plumpsen. Es standen etliche davon auf der Veranda herum. Er wies auf den ihm gegenüber. »Ich war nur für ein paar Tage draußen. Ich hatte schon ganz vergessen, wie verflucht nutzlos Körper aus Fleisch und Blut sind. Kaum genug Neuronen, um eine simple Gehroutine

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