Ewig bist du mein (German Edition)
allerdings niemand bei ihr. Zuvor hat sie Stimmen gehört, aber jetzt ist es ganz still, und sie sehnt sich nach ihrer Mommy.“
„Das Zimmer – haben Sie es gesehen?“
„Teilweise, ja. Es ist ziemlich leer. Ruhig. Es gibt ein Bett mit Baldachin, eine weiße Tagesdecke mit kleinen goldenen Kronen darauf und rosafarbenen Rüschen an der Kante. Das Licht im Zimmer kommt von einer Nachttischlampe. Kein Tageslicht. Und kein Fenster. Nur vier rosafarbene Wände und ein schlichter rosafarbener Teppich. Wie ein Anstaltsraum, allerdings mit ein paar persönlichen Dingen.“
„Klingt plausibel“, meinte Casey. „Der Haupttäter ist höchstwahrscheinlich ein Mann. Er hält Krissy in einer Umgebung fest, in der sie sich absolut verletzlich fühlt. Trotzdem ist er in Ansätzen um eine persönliche Note bemüht, um sie gefügig zu machen und ihr zu verstehen zu geben, dass er sich um sie kümmert. Was diese Kleinmädchenausstattung angeht – die hat sicher seine Komplizin beigesteuert, da bin ich mir ziemlich sicher. Sie tut es für ihn, aber ich hoffe inständig, dass sie es auch für Krissy tut. Das heißt, die Frau empfindet wenigstens ein kleines bisschen Mitleid oder Barmherzigkeit – bis zu dem Punkt, wo sie eine Grenze überschreiten und sich selbst in Gefahr bringen würde. Falls das stimmt, können wir ihre Gefühle in unserem Sinne instrumentalisieren.“
Claire nickte und durchquerte den Raum, um das Malbuch und die Stifte aufzusammeln. „Ich mach mich mal auf die Suche nach den Detectives von North Castle.“
„Falls sie noch hier sind“, erinnerte Casey sie. „Gut möglich, dass sie alle schon ihre Arbeit machen und nur noch die Beamten hier sind, die laut Anordnung von Peg bei den Willis’ und in der Nähe der Telefone bleiben sollen.“
„Dann rede ich mit denen.“
„Möchten Sie, dass ich mit Ihnen komme?“
„Nein.“ Ein verlegenes Schweigen. „In diesem Fall funktioniert meine Erinnerung hundertprozentig – leider.“
„Verstehe.“ Casey beneidete Claire nicht um ihre Fähigkeit. In Zeiten wie diesen musste sie eine solche Gabe als ausgesprochen bedrückend empfinden. „Egal, mit wem Sie reden – tun Sie’s nicht vor den Willis’. Sie werden gleich eine Erklärung im Fernsehen abgeben, und die Psychologen sind noch nicht eingetroffen, um sie zu betreuen. Sie sollten jetzt auf keinen Fall erfahren, dass Krissy Angst hat und eingesperrt ist – zu welchem Zweck auch immer. Wir können später mit ihnen reden. Und wir werden ausdrücklich betonen, dass Krissy am Leben ist.“
Auf dem Weg zur Tür blieb Claire noch einmal stehen und betrachtete Casey so, als sähe sie die selbstbewusste Frau zum ersten Mal. „Sie sind sehr einfühlsam.“
„Genau wie meine Kollegen“, entgegnete Casey. „Darüber sollten wir beide uns mal unterhalten – zu gegebener Zeit.“
Verwundert zog Claire die Augenbrauen hoch. „Schön. Das können wir gern tun.“
Kaum hatte Claire den Raum verlassen, klingelte Caseys BlackBerry. Die Nummer des Anrufers auf dem Display überraschte sie nicht.
Sie drückte auf eine Taste. „Hallo.“
„Selber hallo“, echote eine sonore männliche Stimme. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich in deiner Nähe bin. Ich habe einen Fall in Westchester County. Ich weiß noch nicht, wann ich mich loseisen kann, aber wenn es so weit ist, können wir uns dann sehen? Vielleicht später am Abend?“
„Bestimmt schon früher“, versicherte ihm Casey. „Im Moment bin ich im Haus der Willis’. Ich nehme an, dass du dorthin unterwegs bist?“
Sie hörte einen scharfen Atemzug. „Sie haben dich schon engagiert?“
„Was soll ich dazu sagen? Sie haben einen guten Geschmack. Genau wie du.“ Casey wurde wieder ernst. „Ich bin froh, dass du kommst. Wir müssen Krissy finden, bevor sie umgebracht wird – oder ihr sonst etwas Schlimmes geschieht. Beeil dich.“
Casey erwischte Hope und Edward Willis allein, ehe die Psychologen eintrafen, um sie auf die Sendung vorzubereiten.
„Nachdem Sie Ihr Statement im Fernsehen abgegeben haben, werden meine Leute und ich zu Krissys Kindergarten fahren“, erklärte Casey ihnen. „Wir wollen ein paar von den Mitarbeitern befragen.“
„Warum nur ein paar?“, unterbrach Hope. Sie beugte sich vor und senkte die Stimme. „Bitte, Miss Woods, lassen Sie sich nicht von Ihren Nachforschungen abhalten, nur weil die Behörden Sie unter Druck setzen. Ich habe Sie wegen Ihrer Erfahrung und Ihrer zahlreichen Erfolge engagiert und
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