Ewig bist du mein (German Edition)
verlieren. In ihrer Karriere gab es keinen Knick. Und man würde ihr die mütterliche Vorsorge hoch anrechnen und ihr nicht etwa vorwerfen, ihre Gefühle nicht unter Kontrolle zu haben.
Unvermittelt empfand Claudia ein Schuldgefühl, das jedoch schnell von einer überwältigenden Trauer verdrängt wurde. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie Krissy zum ersten Mal ihre Mutter im Gericht besucht hatte. Aufgeregt und mit großen Augen hatte sie auf dem Richterstuhl Platz nehmen und den Hammer in der Hand halten dürfen. Sie war ein entzückendes Kind. Es war schließlich nicht verantwortlich für das, was Claudia zugestoßen war. Das arme kleine Mädchen. Es brauchte Liebe, Sicherheit. Was sie nicht brauchte, war …
Die Haustür wurde aufgestoßen, und Joe betrat das Haus. Claudia lief aus der Küche, um ihn zu begrüßen. Noch immer konnte sie ihr Glück nicht fassen. Er war zu ihr zurückgekommen. Der Grund spielte keine Rolle. Hauptsache, er war wieder bei ihr.
„Joe.“ Sie legte die Hand auf seinen Arm und hielt ihn fest, ehe er an ihr vorbeigehen und im Untergeschoss verschwinden konnte.
Gereizt schaute er von der Beschreibung des Videospiels auf, das er sich gekauft hatte. „Was ist?“
„Richterin Willis ist im Fernsehen. Sie gibt gerade bekannt, dass ihre Tochter entführt wurde, und bittet darum, dass die Kidnapper sie gehen lassen.“
„Ich hab’s im Autoradio gehört“, antwortete er. „Dem Mädchen wird schon nichts passieren. Was machst du dir überhaupt einen Kopf wegen dieser Frau – nach allem, was sie dir angetan hat? Ich geh runter. Mach lieber das Abendessen.“
„Aber Joe …“
Sein Blick wurde hart. „Ich habe keine Lust zu reden, Claudia. Lass mich in Ruhe. Ich will mich nicht wiederholen. Hast du kapiert?“
„Ja.“ Rasch ließ sie ihn los und trat einen Schritt zurück. „Ich schäle die Kartoffeln.“
„Gut.“
„Wann kommst du zum Essen?“
„Weiß nicht. Ich will ein neues Spiel ausprobieren.“
Es war fast Mitternacht.
Das Team von Forensic Instincts hatte sich um den dunklen Konferenztisch versammelt und sprach über die Notizen, die bewältigten Aufgaben und die weitere Vorgehensweise. Der Fernsehauftritt von Hope und Edward Willis war reibungslos über die Bühne gegangen. Die Kollegen vom FBI hatten das Fernsehzimmer der Willis’ zur Kommandozentrale umfunktioniert. Die Geräte zum Aufzeichnen sämtlicher Telefonate waren ebenso installiert wie eine kostenfreie Hotline. Immer mehr besorgte Bürger meldeten sich, darunter auch die üblichen Verrückten. Die Vernehmungen hatten begonnen und würden rund um die Uhr andauern.
Casey hatte eine weitere Stunde in Gesellschaft der Willis’ – und eine halbe Stunde allein mit Hope – verbracht, um noch ein paar wesentliche weiße Flecken zu füllen.
Jetzt war es Zeit für die drei, alles, was sie in Erfahrung gebracht hatten, auszutauschen.
Ryan begann. Er berichtete, was er gemeinsam mit dem Spezialisten entdeckt hatte. Auf den ersten Blick war das Ergebnis wenig überraschend. Wie erwartet war Krissy eine normale, wenn auch etwas altkluge Fünfjährige, deren einzige Aktivitäten am Computer darin bestanden, zu spielen, zu malen und mithilfe ihres Avatars zu chatten.
Ob einer ihrer Chatfreunde möglicherweise ein Kinderschänder war, der sich im Internet an sie herangemacht hatte, das war noch ungewiss. Das würde erst nach einer ausführlichen Untersuchung im Labor geklärt werden können.
Marc war als Nächster an der Reihe. Dank seiner Kontakte zum FBI hatte er erfahren, dass zahlreiche Namen von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden konnten, obwohl ihm das Ehepaar Sal und Rita Diaz, der Gärtner und die Haushälterin der Willis’, noch Kopfzerbrechen bereitete. Sie hatten zwar ein hieb- und stichfestes Alibi, aber Marc gab zu bedenken, dass sie sämtliche Kreditkarten bis zum Anschlag belastet hatten und bis zum Hals in Schulden steckten. Rund um die Uhr mit dem Wohlstand seiner Arbeitgeber konfrontiert, war das Paar möglicherweise zu dem Schluss gekommen, dass es auch ein Stück vom Kuchen verdient hatte. Ein Ehemann, der sich in der Vergangenheit manche Kneipenschlägerei geliefert hatte, und eine Ehefrau, die sichtlich eingeschüchtert war.
Es war die klassische Ausgangsposition für eine Entführung – wäre da nicht der Umstand gewesen, dass ihre beiden Arbeitgeber bestätigen konnten, wo sie sich den ganzen Nachmittag über aufgehalten hatten. Außerdem war noch keine
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