Ewig bist du mein (German Edition)
messerscharfen Verstand, eine gehörige Portion Mumm, viel Durchsetzungsvermögen und ein unerschütterliches Selbstvertrauen. Während Hutchs Gesichtsausdruck unergründlich war, verriet Graces Mienenspiel stets, was sie dachte und vorhatte. Die beiden Profis arbeiteten schon seit Jahren zusammen, waren vorzüglich aufeinander eingespielt und funktionierten mit der Präzision eines Uhrwerks.
„Marc. Casey.“ Hutch begrüßte sie mit einem Kopfnicken, ehe er sich den Willis’ zuwandte. „Ich bin leitender Special Agent Kyle Hutchinson, und dies ist meine Kollegin, Senior Special Agent Grace Masters. Wir sind von der Verhaltensanalyse-Einheit des FBI.“ Er und Grace schüttelten den Willis’ die Hand.
„Sie sind also hier, um ein Profil des Mistkerls zu erstellen, der meine Tochter entführt hat“, stellte Edward fest.
„Wir sind hier, um die Umstände des Verbrechens zu analysieren und den Ermittlern bei ihrer Arbeit zu helfen“, präzisierte Grace. „Aber Sie haben recht: Wir konzentrieren uns auf das Motiv, den Persönlichkeitstyp und die Zahl der möglichen Täter – alles, was uns zu dem oder den Kidnappern Ihrer Tochter führt.“
„Vergessen wir die Details fürs Erste.“ Damit erstickte Hutch Edwards Frage im Keim. „Zunächst müssen wir uns mit dem Naheliegenden beschäftigen. In zehn Minuten gehen Sie auf Sendung. Dann wollen wir Sie mal darauf vorbereiten.“
6. KAPITEL
Claudia Mitchell schaute beim Bügeln die Wiederholung einer ihrer Lieblingskomödien im Fernsehen, als eine Sondersendung angekündigt wurde. Die neuesten Breaking News. Sämtliche Medien waren informiert worden. Krissy Willis, die fünfjährige Tochter der Familienrichterin Hope Willis und des prominenten Strafverteidigers Edward Willis, war entführt worden.
Auf dem Bildschirm waren die Eltern zu sehen, die sich mit einer Ansprache an die Öffentlichkeit wendeten.
Rasch schaltete Claudia ihr Bügeleisen aus, stellte es in die Ablage auf dem Bügelbrett, ging zum Fernseher und drehte am Lautstärkeregler. Die Willis’ gaben ihre Erklärung ab und baten um die sichere Rückkehr ihres Kindes. Claudia starrte Richterin Willis an, für die sie jahrelang als Gerichtssekretärin gearbeitet hatte. Während dieser Zeit hatte sie ihre Chefin nicht ein Mal in diesem Zustand erlebt. Kein Makeup. Panisch. Ein hilfloser Blick, der sich in ihren Augen widerspiegelte. Unterdrücktes Schluchzen in der Stimme. Normalerweise war sie eine Frau, die stets die Fassung bewahrte und nie die Selbstkontrolle verlor. Jetzt bot sie einen erschreckenden Anblick.
Doch es war schließlich kein Wunder, dass sie so erbärmlich aussah. Ihr kleines Mädchen wurde vermisst. Der wichtigste Mensch in ihrem Leben war ihr weggenommen worden – und möglicherweise für immer verloren.
Es war eine schreckliche Tortur, und man konnte gar nicht anders, als Mitleid mit ihr zu empfinden. Claudia fragte sich, ob Hope Willis ihr gegenüber wohl nachsichtiger und mitfühlender gewesen wäre, hätte sie durch diese Hölle gehen müssen, die ihr Leben vollkommen verändern würde, bevor sie Claudia entlassen hatte. Damals hatte Claudia sich genauso gefühlt, wie die Richterin sich in diesen Stunden fühlen musste. Entsetzt und hilflos. Und so allein. Joe hatte gerade ihre Verlobung aufgehoben und war aus ihrem Leben verschwunden. Sie hatte geglaubt, seine Entscheidung sei endgültig.
Joe war ihr Ein und Alles gewesen. Natürlich war sie am Boden zerstört. Richterin Willis hatte einen Monat, vielleicht sogar zwei, Nachsicht mit ihr geübt. Dann hatte sie Claudia mit dem Argument gefeuert, ihre Arbeit sei nicht mehr zufriedenstellend, sie habe ihre Gefühle nicht unter Kontrolle, und ihre unzuverlässige Terminplanung würde die Arbeitsabläufe am Gericht gefährden.
Nun war Claudia nicht nur allein, sondern auch arbeitslos und angesichts ihres Zustandes nicht in der Lage, sich um eine neue Stelle zu kümmern. Ihr Leben lag in Trümmern.
Jetzt würde Mrs Willis sie vielleicht verstehen. Oder auch nicht. Krissy war für sie nicht der Mittelpunkt der Welt. Sie war nicht einmal ein großer Teil davon. Dafür arbeitete die Juristin viel zu viel. Statt von den Eltern wurde das heiß geliebte Kind von einer Nanny betreut.
Und Hope Willis würde auch niemals einsam und allein sein. Sie hatte einen Mann. Geld. Jetzt sprach sie davon, sich so lange freistellen zu lassen, bis ihre Tochter wieder gesund zurückgekehrt war. Freistellen? Ihre Stelle würde sie nicht
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