Ewig bist du mein (German Edition)

Wahrnehmung bedeutet: Dinge zu erkennen, ohne in der Lage zu sein, eine Erklärung dafür abzugeben, sondern sie einfach nur zu akzeptieren. Ich habe gehört, wie Sie erzählt haben, dass Sie manchmal aus einem Traum erwachen und ein absolut klares Bild haben von etwas, das entweder geschehen ist oder kurz darauf geschehen wird. Ich habe Sie dabei beobachtet, wie Sie den persönlichen Gegenstand eines Opfers in den Händen gehalten und das gehabt haben, was andere Visionen nennen. Die Begriffe spielen keine Rolle – ebenso wenig die Ansichten der Zweifler. Sie benutzen Ihr Talent allein als Mittel zu dem Zweck, anderen zu helfen, und zwar mit großem Erfolg. Glauben Sie jetzt immer noch, dass ich nichts von Ihnen weiß?“
    Lange schaute Claire sie nur an. Sie war ebenso verblüfft, wie sie sich geschmeichelt fühlte. Es geschah nicht oft, dass man ihre Fähigkeiten in solch hohen Tönen lobte – und gewiss hatte sich noch niemand so ausführlich mit ihnen beschäftigt.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, entgegnete sie schließlich. „Ich bin ein bisschen überrascht. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, als Sie eben sagten, Sie wollten sich mit mir unterhalten.“
    „Nun, jetzt wissen Sie es. Ich erwarte nicht, dass Sie mir sofort antworten. Würden Sie denn mal darüber nachdenken?“
    „Schon möglich.“ Wenn Claire etwas war, dann aufrichtig. „Ich müsste lügen, wenn ich sagte, dass ich nicht gerne in einem Umfeld arbeiten würde, wo ich meine Fähigkeiten einsetzen könnte.“ Sie machte eine Pause. „Aber ich muss Sie natürlich fragen, ob Sie das mit Ihrem Team besprochen haben. Ich bezweifle nämlich, dass Ryan so begeistert von dieser Idee ist.“
    „Ich habe mit meinen Leuten geredet, und Ryan ist einverstanden.“ Casey lächelte. „Natürlich hat er eine Diskussion vom Zaun gebrochen, als ich das Thema zur Sprache gebracht habe. Ob er skeptisch ist – nun, die Antwort auf diese Frage kennen Sie. Und er war auch ziemlich sauer, als ich darauf hinwies, dass Sie in neunzig Prozent aller Fälle recht behalten. Aber ich sehe Ihre völlig konträren Arbeitsmethoden als Vorteil. Gründliche Diskussionen, bei denen die unterschiedlichen Standpunkte bis ins Letzte durchleuchtet werden, bringen die besten Resultate. Marc geht investigativ und analytisch an die Dinge heran. Ryan ist der Stratege und Techniker. Ich kümmere mich um das Psychologische, und in der Regel verlasse ich mich auf mein Bauchgefühl. Um das Ganze abzurunden, brauchen wir noch einen spirituellen Ansatz. Sie würden das Team hervorragend ergänzen. Gegen dieses Argument hatte nicht mal Ryan etwas einzuwenden. Allerdings hat er versprochen, Sie andauernd zu provozieren.“
    Claire verdrehte die Augen. „Oje, was für eine Überraschung! Eigentlich hätte ich mit heftigerem Widerstand von seiner Seite gerechnet. Ich dachte immer, er hält mich für verrückt und würde damit drohen, das Team zu verlassen, sollte ich an Bord kommen.“
    Casey lachte leise. „Ryan ist nicht halb so engstirnig, wie er vorgibt, wenn er in Ihrer Nähe ist. Geben Sie ihm eine Chance. Geben Sie der Gruppe eine Chance. Eines kann ich Ihnen jetzt schon versprechen: Sie werden sich niemals langweilen.“
    „Darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen“, entgegnete Claire trocken. „Lassen Sie mir ein oder zwei Tage, um über Ihr Angebot nachzudenken? Vor allem, da ich für diesen Entführungsfall der Polizei von North Castle zugeteilt bin.“
    „Selbstverständlich. Im Moment möchte ich auch nur, dass Sie Ihre Zeit dazu verwenden, Krissy Willis zu finden. Danach reden wir noch einmal miteinander. Ach, und noch etwas. Sie reagieren doch nicht allergisch auf Hunde? Oder haben Angst vor ihnen?“
    „Nein. Wieso?“
    „Weil wir heute Morgen ein neues Teammitglied bekommen haben. Es ist ein Bloodhound namens Hero, und er ist als Spürhund ausgebildet. Ryan zeigt ihm im Moment gerade, wo es langgeht.“ Beim Gedanken daran musste Casey lächeln. „Bestimmt hat er mir viel zu erzählen, wenn ich zurückkomme.“
    „Bestimmt.“ Claires Blick schweifte zum Schulgebäude. „Haben Sie mit den Lehrern gesprochen?“
    „Mit den Lehrern und den anderen Angestellten. Mit den meisten, die hier waren, als Krissy entführt wurde. Viel Neues habe ich zwar nicht erfahren. Aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass irgendeiner von ihnen etwas mit der Sache zu tun hat.“
    „Ich auch nicht.“ Claire runzelte die Stirn und starrte auf die Stelle des