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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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Unpassendes
äußern würde? Wenn Jack etwas vermuten würde? Ihr Geheimnis war ihr unangenehm,
war wie ein lästiges eingenähtes Etikett, das andauernd am Hals kratzte. Sie
wünschte, sie hätte Jack davon erzählt. Nun war viel zu viel Zeit verstrichen.
    Als sie angekommen war, machte sie sich sofort auf den Weg in Jacks
Büro. Er war nicht am Schreibtisch, aber seine Sekretärin Vanetta deutete den
Flur hinunter auf einen kleinen Konferenzraum, den Jack als ihren »Einsatzraum«
bezeichnete. Anna dankte ihr.
    In diesen Raum hatten die Beamten der Abteilung für abgeschlossene
Fälle die Kisten mit D’marcos alten Fällen gebracht. Während der letzten Woche
hatten Anna und Jack auch begonnen, auf dem Konferenztisch die Polizei- und
Autopsieberichte, Krankenakten, Fotos, aufgezeichnete Telefongespräche und Stapel
von Ermittlungsunterlagen abzulegen. Seit einer Weile verbrachten beide
Strafverfolger im Einsatzraum genauso viel Zeit wie in ihren Büros.
    Jetzt saß Jack am Tisch und las einen Entwurf, den sie ihm letzten
Abend auf seinen Stuhl gelegt hatte. Er blickte auf, als sie eintrat.
    Â»Hey, das ist gar nicht so schlecht«, sagte Jack zur Begrüßung und
hielt das Blatt hoch. Sie hatte einen Abriss für das Direktverhör von Detective
McGee für die heutige vorläufige Anhörung entworfen. Jack würde die Fragen stellen,
aber sie wollte helfen.
    Â»Na, lieber nicht zu viel loben. Sonst steigt es mir noch zu Kopf.«
Sie lächelte ihn an – aber irgendetwas stimmte nicht. »Ist alles in Ordnung?«,
fragte Anna. »Sie schauen mich so komisch an.«
    Â»Es tut mir leid«, stammelte er. »Es ist nur – haben Sie irgendetwas
mit Ihrem Haar gemacht? Ich meine, es sieht hübsch aus.«
    Â»Nein, na ja, irgendwie schon, ich denke –« Sie berührte ihr
ungewöhnlich glattes Haar und verwünschte, dass sie so durchschaubar war.
    Jack wechselte schnell das Thema. »Sie haben die Jencks -Unterlagen
zusammengestellt, Sie haben die Fragen vorbereitet – warum leiten Sie nicht
auch die Anhörung?«
    Â»Wirklich?« Sie hatte gehofft, seine Zustimmung zu finden, hatte
aber nicht mit so einem Vertrauensbeweis gerechnet.
    Â»Aber sicher. Es läuft genauso ab wie bei den Vergehen, mit denen
Sie schon zu tun hatten. Seien Sie nicht nervös, nur weil auf dem Fall groß
›Verbrechen‹ steht. Sie sollen bei diesem Verfahren etwas lernen, okay? Also
lernen Sie. Und wenn Sie es vermasseln, werde ich Sie feuern müssen.«
    Sie lächelte Jack an. Seine Worte waren ruppig, aber er hatte sie
zum ersten Mal in diesem Fall um etwas Wichtiges gebeten. Sie hoffte, dass er
ihr langsam vertraute.
    Â»Und wenn ich mich gut anstelle?«
    Â»Dann werde ich Ihnen erzählen, wie McGee seine beiden Vorderzähne
verloren hat.«
    Â»Oh, das ist aber ein hoher Einsatz.«
    Als sie eine Stunde später in den Gerichtssaal gingen, war
ihre gute Laune Lampenfieber gewichen. Sie blickte sich flüchtig im Saal um,
als sie zum Tisch der Anklage ging. Nick war noch nicht da. Sie war
erleichtert, doch es spannte sie nur weiter auf die Folter. Ihn zu sehen, würde
schwer werden, doch das Warten nur umso schwerer.
    Dieser Gerichtssaal sah genauso aus wie der, in dem bei
minderschweren Straftaten getagt wurde und in dem Anna schon viele Fälle
verhandelt hatte. Doch die Details ließen erkennen, dass hier auf einem anderen
Niveau Recht gesprochen wurde. Hier blitzte keine Schaumdämmung durch den Stoff
an der Geschworenenbank. Auf dem Tisch der Anklage lag nur eine Akte – ihre –
anstelle von Dutzenden. Und das Publikum schien aufmerksam dazusitzen und zu
wissen, dass es sich um eine wichtige Angelegenheit handelte.
    Sie war sich nicht sicher, wer all diese Leute waren. Einige waren
Freunde und Verwandte von D’marco, einige gehörten zu Laprea, aber ein paar
sahen in ihren Anzügen wie Anwälte aus, obwohl sie Rucksäcke dabeihatten
anstelle von Aktentaschen.
    Â»Wer sind diese Leute?«, flüsterte Anna Jack zu.
    Â»Presse«, antwortete Jack. »Sprechen Sie bitte nicht mit ihnen.« Er
bedeutete Anna, sich auf den Stuhl zu setzen, der der Geschworenenbank am
nächsten war. Dort waren zwei Zeichner dabei, die Umrisse des Gerichtssaals auf
große cremefarbene Blöcke zu skizzieren. »Hier sind Sie gut zu sehen.«
    Dies war Annas erster offizieller Auftritt in

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