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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Mann las, blätterte weiter, betrachtete die Fotos. »Paul Wagner. 38 Jahre alt, ledig, 180 cm groß, blondes Haar, grüne Augen, sportlich, hartnäckig, intelligent, Beruf: Journalist, Korrespondent der wichtigsten Tageszeitungen in Europa und in Übersee. Geboren in Wien, Mutter: Amerikanerin, Vater: Wiener.« Er rezitierte offensichtlich auswendig, ohne zu zögern, während sein Blick weiter über die Seiten vor ihm glitt. »Leidenschaft: Motorrad fahren, sein Beruf und Frauen – in dieser Reihenfolge. Viersprachig, langjährige Hobbys: Geheimschriften entziffern und alte Rennmaschinen restaurieren. Wohnt in einer ausgedienten Straßenbahn-Remise am Stadtrand, wo er genug Platz für seine Sammlung alter japanischer Rennmotorräder hat und im Winter lieber friert als umzuziehen. Wohnt alleine, obwohl er Platz genug hätte für dreißig Motorräder mehr und einen Harem.«
    Aus dem Mund des hageren Mannes klang das nicht einmal ironisch, eher feststellend, aufzählend. Er blätterte weiter, bis eine Seite voll mit Bildern – Unfallfotos – vor ihm lag. Sein Zeigefinger klopfte einen langsamen Rhythmus auf die Tischplatte, während sein Blick gedankenverloren auf den Bildern ruhte. Sie zeigten ein auf der Seite liegendes Motorrad, eine junge dunkelhaarige Frau, blutüberströmt und pinkfarbene Striche auf dunklem Asphalt. Selbst der Blitz der Polizeikamera hatte dem Gesicht der Frau ihre Schönheit nicht rauben können. Sie sah aus wie eine gefallene Madonna. Sie war tot. Ihre blicklosen braunen Augen ließen daran keinen Zweifel.
    »Unser Handicap«, stellte der Mann im Mantel unbewegt fest und fixierte den Polizeipräsidenten. »Clara Sina, unser Handicap.« Aber die eigentliche Botschaft lautete: »Und was werden Sie dagegen unternehmen?«
    Der Polizeibeamte blickte auf die zweite Akte unter seiner Hand, die fast ein wenig beschützend auf dem Deckblatt ruhte. »Wo Paul Wagner ist, da ist Georg Simon Sina nicht weit«, meinte er.
    »War nicht weit«, korrigierte sein Nachbar. »War! Und Sie wissen, wir brauchen beide, nicht nur einen. Wo ist Sina jetzt?«
    »In der Einöde«, murmelte der Polizeichef. »Unerreichbar und unwillig, unversöhnlich und gestört.« Es klang ein wenig nach Sympathie und nach widerwilliger Bewunderung. »Er hat kein Handy, kein Telefon, keinen Computer, keinen Kontakt zur Außenwelt, außer zu seiner Gemischtwarenhändlerin im nächsten Dorf. Sie hat sogar eine Haltestange für seinen Haflinger vor dem Geschäft anbringen lassen …«
    »Wofür?« Der hagere Mann wirkte zum ersten Mal erstaunt.
    »Für sein Pferd«, erklärte der Polizeichef trocken. »Er hat kein Auto, schickte uns seinen Führerschein vor drei Jahren zurück und hat seither seine Burgruine im Waldviertel im Norden Österreichs nicht verlassen. Und er spricht seit drei Jahren mit niemandem mehr. Mit gar niemandem …«
    Der Mann im schwarzen Mantel stand auf, ging zur Türe, öffnete sie, blickte hinaus und schloss sie zufrieden wieder. »Der genialste Mittelalterforscher Europas, der beste Professor, den die Wiener Universität je hatte, international ausgezeichnet und weltweit anerkannt, mutierte mit einem Schlag zu einem paranoiden Einsiedler. Was für eine Verschwendung.« Zum ersten Mal war so etwas wie eine Regung in seiner Stimme zu vernehmen. Dann griff er in seine Tasche, zog einen weißen Umschlag heraus und legte sie auf die Akte von Georg Sina vor den Polizeipräsidenten. »Von unserem Zentralbüro für Sie als Dank und Anerkennung für Ihre Hilfe, die wir sehr zu schätzen wissen.« Sein Ton war offiziell, auswendig gelernt, oft wiederholt. »Und noch etwas, Dr. Sina: Wir brauchen Ihren Sohn mindestens so dringend wie Sie, vergessen Sie das nicht.«
    Der Polizeichef nickte müde. »Wer sind Sie und worum geht es eigentlich, können Sie mir das erklären?«
    Der hagere Mann richtete sich auf, seine dunklen Augen bohrten sich in die des Polizeipräsidenten. »Das wollen Sie nicht wissen, glauben Sie mir. Das wollen Sie nie erfahren.«
Burg Grub, Waldviertel/Österreich
    D as wollen Sie nicht wissen, glauben Sie mir. Das wollen Sie nie erfahren.« An diese Worte erinnerte sich Professor Dr. Georg Simon Sina gerade, als im weit entfernten Wien die dunkle Limousine aus der Nebenfahrbahn vor dem Sühnhof in die Ringstraße beschleunigte und den Unbekannten, der über einen Seiteneingang ohne Personenkontrolle das Polizeipräsidium verlassen hatte, zum Flughafen nach Schwechat brachte.
    Sina saß vor seinem

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