Ewige Treue
ohne dass sie irgendetwas davon behalten hätte. Endlich gab sie es auf, arbeiten zu wollen, stand auf und begann, ihr Büro abzuschreiten. Es war ein heller und luftiger Raum. An den Fenstern hingen Vorhänge, auf dem Boden lag Teppichboden, und die Decke war stuckverziert. Nur durch den Schreibtisch und den Computerarbeitsplatz, der in einen zweieinhalb Meter hohen antiken französischen Schrank eingebaut war, war der Raum als Arbeitszimmer zu erkennen.
Worüber jetzt wohl in der Bibliothek geredet wurde? Es machte sie verrückt, dass sie das nicht wusste, aber Foster hatte darauf bestanden, allein mit Burkett zu sprechen.
»Lass mich erst vorfühlen«, hatte er erklärt. »Sobald ich ein Gefühl für ihn entwickelt habe, kannst du dazustoßen.«
»Und was ist, wenn du kein gutes Gefühl hast, wenn du ihn für ungeeignet hältst?«
»Dann schicke ich ihn wieder weg, und dir bleibt ein peinliches und unproduktives Gespräch erspart.«
Wahrscheinlich war das vernünftig, nahm sie an. Trotzdem war es nicht ihre Art, Entscheidungen zu delegieren. Schon gar nicht, wenn sie so wichtig waren. Nicht einmal an ihren Ehemann.
Natürlich würde Griff Burkett weggeschickt, falls sie und Foster nicht absolut einer Meinung waren, was seine Eignung anging. Nichtsdestotrotz missfiel es ihr, dass sie nicht sah, wie er im ersten Moment auf ihren Vorschlag reagierte, und sich darüber kein eigenes Urteil bilden konnte. Wie er reagierte, würde eine Menge über ihn verraten.
Sie sah auf die geschlossene Tür und spielte kurz mit dem Gedanken, einfach nach unten zu gehen und sich ihm vorzustellen. Allerdings würde sie damit Fosters minutiöse Planung durchkreuzen. Er würde die Unterbrechung nicht gutheißen.
Das Auf-und-ab-Gehen machte sie nur noch nervöser. Sie setzte sich wieder auf ihren Drehsessel, lehnte sich zurück, schloss die Augen und setzte die Entspannungstechniken ein, die sie sich als Studentin beigebracht hatte. Wenn sie wieder einmal tagelang ohne Unterbrechung studiert hatte und ihr Kopf so mit Informationen vollgepfropft war, dass sie nichts mehr aufnehmen konnte, hatte sie sich gezwungen, sich flach auf den Rücken zu legen, die Augen zu schließen und Tiefenatmung zu praktizieren, bis sie zur Ruhe kam oder sogar eingeschlafen war. Diese Technik half ihr auch diesmal. Das Mindeste war, dass sie dadurch ruhiger wurde und die Beschränkungen von Geist und Körper akzeptierte.
Und so schwer das für sie auch zu akzeptieren war, im Moment konnte sie nichts tun als abwarten.
Während ihre Erregung allmählich abflaute, drifteten ihre Gedanken zurück zu den Ereignissen und Wendungen, die sie zu diesem Punkt, diesem Tag und dieser Stunde geführt hatten, an dem sie einen völlig Fremden bezahlen wollte, ihr ein Baby zu machen.
Angefangen hatte alles mit der Farbe der Uniformen …
Die Wirtschaftszeitungen hatten in dicken Schlagzeilen herausposaunt, dass Foster Speakman, der letzte Spross der prominenten texanischen Dynastie, die ihren Wohlstand auf Öl und Gas gegründet hatte, die notleidende SunSouth Airlines gekauft hatte.
Jahrelang hatte die miserabel gemanagte Fluglinie am Rand des Ruins operiert. Sie hatte einen langwierigen Pilotenstreik durchstehen müssen, gefolgt von einem peinigenden Artikel über ihre laxen Wartungsmaßnahmen; wenig später hatten bei einem katastrophalen Absturz fünfundsiebzig Menschen ihr Leben verloren. Schließlich hatte die flügellahme Fluglinie alle Hoffnungen in eine Insolvenz gesetzt, nur leider hatte dieser letzte Atemzug sie nicht gerettet.
Jeder hatte den Speakman-Erben für verrückt erklärt, als er einen fetten Batzen seines Erbes ausgegeben hatte, um die Fluglinie zu kaufen. Tagelang hatte die Story die hiesigen Wirtschaftsnachrichten beherrscht: TEURES MILLIONÄRSSPIELZEUG? RETTUNG FÜR SUNSOUTH, RUIN FÜR SPEAKMAN? Über den Kauf wurde sogar landesweit unter leisem Schmunzeln berichtet. Es wurde angedeutet, dass wieder einmal ein stinkreicher Texaner sein Geld zum Fenster rausgeworfen hatte.
Foster Speakman überraschte die Öffentlichkeit noch mehr, als er die Flugzeuge augenblicklich stilllegen ließ und Tausende Angestellte entließ, wenn auch unter dem Versprechen, sie wieder einzustellen, sobald er Zeit gefunden hatte, die geschäftliche Lage des Unternehmens gründlich zu analysieren. Er ließ die Medien vor verschlossenen Türen warten und erklärte den frustrierten Reportern nur, dass sie Bescheid bekommen würden, sobald er etwas
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