Ewige Treue
Berichtenswertes zu verkünden habe.
In den folgenden Monaten ging Foster mit Finanz- und Wirtschaftsexperten ins Konzil. Der Führungsriege des alten Regimes wurde die Option zu einer vorzeitigen Vertragsauflösung unter fairen Pensionsbedingungen eingeräumt. Wer nicht freiwillig ging, wurde fristlos gefeuert.
Die Kündigungen waren kein Racheakt, sie entsprangen einem gesunden Geschäftssinn. Foster hatte eine Vision, aber ihm war bewusst, dass er Mitstreiter brauchte, die sich in der Materie mindestens so gut auskannten wie er, wenn nicht besser. Mit seinem Enthusiasmus, seinem Charisma und seinem anscheinend unerschöpflichen Bankkonto köderte er die besten Köpfe in der Branche von ihren gut bezahlten Posten bei anderen Fluglinien weg.
Fast drei Monate nach der Übernahme rief Foster alle neuen Abteilungsleiter zu einer ersten von zahllosen Konferenzen zusammen. Laura war auch dabei, sie repräsentierte die Flugbegleiter. Bei dieser Konferenz begegnete sie dem Mann an der Spitze zum ersten Mal persönlich.
Durch die vielen Berichte, die über ihn veröffentlicht worden waren, wusste sie, wie er aussah, aber weder auf den Fotos, noch im Fernsehen war seine Funken sprühende Vitalität herausgekommen. Die Energie strahlte von ihm aus wie ein elektrisches Spannungsfeld.
Er war schlank, gut aussehend, selbstbewusst, sympathisch. Er betrat den Konferenzraum in einem perfekt geschnittenen Nadelstreifenanzug mit hellgrauem Hemd und konservativer Krawatte. Aber gleich nachdem die Konferenz eröffnet war, zog er das zweireihige Sakko aus, hängte es über den Stuhlrücken, lockerte die Krawatte und krempelte die Ärmel auf. Dadurch zeigte er, dass er alles tun würde, was getan werden musste, dass er notfalls auch persönlich Hand anlegen würde und dass er von jedem im Raum die gleiche Arbeitsmoral verlangte.
Inzwischen war das Datum festgelegt worden, zu dem die Fluglinie wieder den Betrieb aufnehmen sollte. Es leuchtete rot eingekreist von einem riesigen Kalender, der auf einer Staffelei angebracht war, wo es jeder sehen konnte. »Das Eröffnungsdatum«, verkündete Foster fröhlich. »Nachdem wir das Budget besprochen haben, bekommt jeder von Ihnen Gelegenheit, mir zu erklären, warum ich völlig den Verstand verloren habe und wir es nie und nimmer bis zu diesem Termin schaffen können.«
Alle lachten wie erwartet. Die Konferenz nahm ihren Lauf.
Der neue Chief Finance Officer – angestellt, weil er ein berüchtigter Pfennigfuchser war, der sich einen Namen gemacht hatte, indem er einen amerikanischen Autohersteller vor dem Ruin bewahrte – wurde gebeten, als Finanzchef das vorgeschlagene Budget Punkt für Punkt durchzusprechen.
Sein monotoner Vortrag ergoss sich volle zehn Minuten lang über sie, bis er sagte: »Das Flugbegleiterprogramm bekommt den schon früher zugewiesenen Etat. Es folgt Verköstigung. Hier können …«
»Verzeihung.«
Der CFO hob den Kopf, spähte über seine Lesebrille und ließ den Blick über den Tisch schweifen, um die Stimme ausfindig zu machen, die ihn unterbrochen hatte. Laura hob die Hand. »Bei dieser Position besteht dringender Gesprächsbedarf.«
Er senkte beinahe finster eine buschige Augenbraue. »Was ist an dieser Zahl unverständlich?«
»Sie ist absolut verständlich«, erwiderte sie. »Aber es besteht Gesprächsbedarf, weil diese Abteilung schmerzhaft unterfinanziert ist.«
»Jeder an diesem Tisch hält seine Abteilung für unterfinanziert.« Er sah sie scharf an, warf einen Blick auf die Teilnehmerliste und sah sie dann wieder scharf an. »Wer sind Sie überhaupt?«
Ehe sie ihm antworten konnte, meldete sich vom Kopf des Konferenztisches aus Foster Speakman zu Wort. »Meine Damen und Herren, dies ist Ms Laura Taylor, falls jemand sie noch nicht kennt.«
Ihr blieb der Mund offen stehen. Dass Foster Speakman wusste, wie sie hieß, war ein Schock.
Der CFO nahm die Lesebrille ab, sah Laura konsterniert an und fragte Foster dann: »Wo ist Hazel Cooper?«
Er antwortete: »Ms Taylor, möchten Sie das beantworten?«
Sie stellte sich der Herausforderung und erwiderte ganz ruhig: »Ms Cooper hat das Unternehmen vorgestern verlassen.«
»Das hat sie, ganz recht«, meldete sich eine Stimme von der anderen Tischseite. Es war der Personalchef. »Ich habe eine Rundmail verschickt. Sie haben sie doch alle bekommen?« Sein Blick ging um den Tisch, aber alle schüttelten einvernehmlich den Kopf. »Nun denn, Hazel ist in den Vorruhestand gegangen. Sie meinte, nachdem es
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