Ewiger Schlaf: Thriller
Handabdrücke.«
Er schluckte. »Das war ich.«
»Wann?«
»Letzte Nacht.«
Verwirrung legte sich über ihren Blick. »Daran erinnere ich mich nicht. Aber das erklärt zumindest einige Dinge.«
»Was für Dinge?«
»Als ich heute Morgen aufwachte und ins Bad ging, hatte ich das Gefühl ... nein, ich wusste, dass ich Sex gehabt hatte. Und das hat mir Angst gemacht.«
»Und du erinnerst dich gar nicht daran?«
»Nein. Und das Gleiche ist heute Nachmittag passiert. Haben wir heute Morgen miteinander geschlafen?«
Waters schloss die Augen voller Qual. »Nein.«
»Aber ... warst du das hier?« Sie öffnete ihren Hausmantel, und Waters sah zwei purpurrote Knutschflecke über ihren Brüsten. »Nein«, flüsterte er. »Das war ich nicht.«
Sie erstarrte. »Wie sind sie dann dahin gekommen?«
Er nahm ihre Hand. »Genau darüber will ich mit dir reden. Das wird wohl das schwierigste Gespräch unseres Lebens.«
»Du machst mir Angst, John.«
»Ich weiß. Wir stecken in großen Schwierigkeiten, Lily. Und wir kommen da nicht raus, wenn wir nicht zusammenhalten.«
»Erzähl es mir. Spann mich nicht so auf die Folter!
Er wusste noch immer nicht, wie er anfangen sollte. »Was ich dir erzähle, hört sich verrückt an. Aber ich möchte, dass du mir versprichst, aufgeschlossen zu bleiben und mir bis zum Ende zuzuhören. In Ordnung?«
»In Ordnung.«
»Erinnerst du dich an den Tag auf dem Fußballplatz, als
ich dich nach Eve Sumner fragte? Ich wusste nicht, wer sie war.«
»Natürlich. Und dann haben wir sie auf der Mardi-Gras-Party gesehen. Sie fragte, ob wir unser Haus verkaufen wollten.« Lilys Langzeitgedächtnis funktionierte offenbar noch sehr gut. »Was ist denn? Weißt du irgendetwas über Eves Tod?«
»Ja.«
Genau wie bei Penn begann er seine Geschichte mit der Begegnung auf dem Fußballplatz, aber diesmal endete sie nicht im Eola Hotel. Waters erzählte weiter bis zu der Vereinbarung, die er mit Mallory getroffen hatte, einen neuen Körper zu finden. Er unterbrach seine Erzählung nicht mit Entschuldigungen oder Bitten um Verzeihung; die würden nichts daran ändern, was er getan hatte und wie Lily es wahrnahm. Er hatte erwartet, dass sie ihn unterbrechen würde, lange, bevor er zum Ende kam, doch sie tat es nicht. Sie saß da wie eine Frau, die gezwungen ist, sich die Exekution ihrer Familie anzusehen, bleich und ausdruckslos. Erst als er schilderte, wie Lily das Fleischermesser über Annelises Kopf geschwungen hatte, strömten Tränen aus ihren Augen, und sie begann so heftig zu zittern, dass Waters verstummte.
»Sag mir das Erste, das dir in den Sinn kommt«, verlangte er. »Irgendwas. Was, ist mir egal. Sag mir, dass du mich für verrückt hältst.«
Lily schloss die Augen und wischte sich die Tränen ab. »Warst du in Eve verliebt?«
»Nein. Ich hielt sie für Mallory.«
Lily lachte schrill. »Ich habe wohl die falsche Frage gestellt. Warst du immer noch in Mallory verliebt?«
»Ich glaube nicht. Ich glaube, ich war nur einsam – auf eine Art, mit der ich mich schon lange nicht mehr beschäftigt hatte.«
»Und du dachtest, dass Mallory mit diesem Teil von dir etwas anfangen konnte?«
Er glaubte, sich übergeben zu müssen, und dabei hatten sie noch nicht einmal angefangen, sich mit dem eigentlichen Grauen der Situation auseinander zu setzen.
»Ich glaub schon.«
Sie schloss wieder die Augen, und weitere Tränen flossen.
»Ich weiß, du hältst mich für verrückt. Du glaubst nicht an Besessenheit. Ich habe es nur deshalb riskiert, dir das alles zu erzählen, weil ich weiß, dass dir in den letzten Tagen genug passiert ist, dass du es glauben könntest .«
»Da ist noch mehr, nicht wahr? Du hast mir noch nicht alles erzählt?«
»Lily ... gestern Abend haben wir Annelise ins Bett gebracht, und dann hatten wir Sex.«
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. »Du und Mallory, ihr ›macht Liebe‹, aber wir ›haben Sex‹?«
»Was wir letzte Nacht getan haben, hatte nichts mit Liebe zu tun. Lily, du wirst mir unmöglich glauben können, was ich dir jetzt gleich erzähle, wenn ich dir nicht etwas zeige. Erträgst du es, dir etwas Schmerzhaftes anzusehen?«
»Wie könnte es noch schlimmer kommen?«
»Wenn du zusiehst, wirst du es wissen.«
»Ist es ein Film von dir und Eve?«
»Nein. Von dir und mir.«
Sie schlang ihre Arme fest um ihren Körper. »Zeig es mir.«
Er ging zur Kommode und holte die Sony-Videokamera samt Fernbedienung aus einer Schublade. Mit wenigen
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