Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
Handgriffen verband er die kleine Kamera mit dem Schlafzimmer-Fernseher. Dann zog er das Mini- DV -Band aus der Gesäßtasche, legte es in die Kamera ein und setzte sich neben Lily.
    Eine gespenstisch grüne Schlafzimmer-Szene erhellte den Fernsehschirm. Sie besaß Ähnlichkeit mit den Nachrichten aus den Zeiten von Desert Storm und dem Afghanistan-Krieg. Der Infrarot-Strahl des Sony war nicht sehr stark, reichte aber, um die zwei nackten Körper, die auf dem Bett knieten, zu erleuchten.
    »Ich kann ihr Gesicht nicht sehen«, sagte Lily. »Bin ich das?«
    Waters nahm ihre Hand. Sie war so schlaff wie die einer Komapatientin. »Sag du es mir.«
    Auf dem Bildschirm wandte sich Waters der Kamera zu und sagte leise die Worte: Lily, es tut mir Leid.
    »Was hast du gerade gesagt?«
    »›Lily, es tut mir Leid.‹«
    Sie starrte auf den Fernseher, als habe das unheimliche grüne Bild sie hypnotisiert. Als ihr Mann die Frau, die vor ihm kniete, bei den Hüften packte und in sie eindrang, drehte sich die Frau zur Kamera. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck gespielten Erschreckens und Lust. Waters fühlte, wie Lily zusammenzuckte, als sie sich selbst erkannte. In der Grabesstille um sie herum schauten sie sich an, wie Lily Dinge tat, von denen sie ihr Leben lang nicht einmal gesprochen hatte, ja, von denen sie wahrscheinlich nicht einmal gewusst hatte, dass sie möglich waren. Zuerst in Handschellen, dann ohne, kopulierte sie mit manischer Energie und einer Hingabe, mit der der Mann auf dem Bildschirm nur mühsam mithalten konnte. Lilys Hand lag bewegungslos in seiner, während das Band spielte. Waters hatte gewusst, dass diese Erfahrung Lily traumatisieren würde, doch er sah keinen anderen Weg, als sie zu erschrecken, damit sie ihm glaubte.
    »Gib es auch den Ton dazu?«, flüsterte Lily.
    »Das wollte ich dir nicht antun. Ich dachte, die Bilder reichen.«
    »Stell den Ton an.«
    »Lily ...«
    »Stell ihn an!«
    Er betätigte die Fernbedienung. Ein gutturaler Laut tief in Lilys Kehle war zu vernehmen. Am schockierendsten war Waters’ Stimme, die laut Mallory! rief, während er seine Partnerin zu noch größeren Verdorbenheiten drängte. Als Lily ihre Hand aus seiner zog und langsam vor und zurück zu schaukeln begann, schaltete Waters die Kamera aus.
    Lily wirkte benommen, wie das Opfer eines Gewaltverbrechens. Und genau das war sie im Grunde auch. Nur dass nie ein Gesetz verabschiedet worden war, das das Verbrechen erfasste, dessen Opfer sie geworden war – außer vielleicht in irgendeiner mittelalterlichen Schrift.
    »Diese Dinge auf dem Video ...«, murmelte sie. »Wolltest du all die Jahre, dass ich so etwas tue?«
    »Nein«, sagte Waters, wusste aber, dass er nicht die ganze Wahrheit sagte, und er wollte Lily nie wieder anlügen. »Manchmal«, gab er zu. »Ich will nicht unbedingt, dass du diese Dinge tust ... aber dass wir Neues ausprobieren. Ich will, dass du mir Lust verschaffst, so wie ich dir Lust verschaffen möchte. Aber es ist lange her, dass wir auch nur ein normales ...«
    »Ich weiß. Ich hatte versucht, das zu ändern, als ...«
    »Als das hier passierte. Ich weiß.«
    Endlich sah sie ihm ins Gesicht, und die erbärmliche Angst in ihren Augen erschütterte ihn bis auf den Grund seiner Seele. »Ich erinnere mich nicht, das alles getan zu haben«, sagte sie mit monotoner Stimme.
    »Ich weiß.«
    »Hast du mir Drogen gegeben oder so was?«
    »Nein.«
    »Dann verstehe ich nicht, warum ...«
    Sie wurde leichenblass, als Waters ihr die Geschichte über ihre Besessenheit erzählte.
    »O Gott«, flüsterte sie.
    Waters streckte die Hand aus, doch sie schreckte zurück.
    »Rühr mich nicht an!«
    Lily sprang auf und sah sich um, als suche sie einen Ort, an den sie fliehen konnte, doch es gab keinen. Ihr eigenes Zuhause bot ihr keine Zuflucht.
    »Warum hast du mir das erzählt?«, schrie sie. »Du willst mich in den Wahnsinn treiben, nicht wahr?«
    Er versuchte, möglichst ruhig zu klingen. »Welchen Grund sollte ich dafür haben, Lily?«
    »Ich weiß es nicht. Du willst mich verlassen.«
    »Nein. Wenn ich das wollte, würde ich einfach gehen.«
    »Vielleicht willst du dein ganzes Geld behalten! Woher soll ich das wissen? Vielleicht hast du irgendwo noch eine Freundin!«
    Er hob flehentlich die Hände. »Ich habe dieses Videoband aufgenommen, um dir – Lily Waters – zu zeigen, was mit dir passiert ist. Was uns passiert ist. Das bist nicht du auf diesem Video, Lily. Du weißt das.«
    Sie spreizte ihre zitternden

Weitere Kostenlose Bücher