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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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    »Mach dir keine Gedanken. Geht schon klar. Wir sehen uns später.« Er nahm seine Aktentasche und ging den Flur hinunter in sein Büro.
    Nach dem Anblick des Sammelsuriums in Coles Büro war es eine Erleichterung für Waters, sein eigenes Reich zu betreten. Nach dem Umbau des zweistöckigen Lagerhauses war er in das Büro mit der größeren Front zum Steilhang hin gezogen. Jetzt besaß es zwei riesige Fenster, die ihm einen fantastischen Blick auf den Mississippi gewährten, und anders als Cole hatte er sein sanctum sanctorum um diesen Ausblick herum geplant. Er hatte sogar noch einen Balkon anbauen lassen – nach harten Kämpfen mit dem Denkmalschutzamt.
    Besucher waren jedes Mal überrascht, wie modern der Raum eingerichtet war, doch in einer alten Villa zu wohnen war bereits Nostalgie genug für Waters – mehr hätte er nicht ertragen. In den ersten Jahren nach dem Studienabschluss, als er häufig in Zelten auf Vulkanhängen wohnte, hatte er eine Bescheidenheit gelernt, die ihm bis zu diesem Tag geblieben war. Er mochte klare, schlichte Linien, indirektes Kunstlicht und leere Ecken. Durch vier große Oberlichter fiel natürliches Licht auf das Kiefernparkett, und geschmackvolle Exponate seltener Steine an unerwarteten Orten verliehen dem Zimmer eine zen-artige Atmosphäre. Jede geologische Gesteinsprobe stand für ein Kapitel in Waters’ Leben, und jede war mit zwei Herkunftsangaben versehen: Eine nannte Fundstelle und Alter und reichte Millionen Jahre zurück; die andere erzählte die Geschichte von Waters’ Fund und der Analyse der Probe. An den Wänden hingen gerahmte Satellitenfotos der Regionen, in denen er gearbeitet hatte; die ungewöhnlichen Farben der Flussdeltas, Vulkane und Ozeane verschmolzen für das ungeschulte Auge zu einem abstrakten Kunstwerk.
    Er stellte seine Aktentasche auf den Schreibtisch und ging zum Zeichentisch, wo eine Karte lag, die die ungefähr vierhundert Quadratkilometer des West Feliciana Parish zeigte. An einem normalen Tag würde er jetzt seine Farbstifte spitzen und sich gleich an die Arbeit machen, aber heute war kein normaler Tag. Als er die Karte betrachtete, hatte er nicht die geringste Lust, sich darin zu vertiefen.
    Er ging zurück zum Schreibtisch, öffnete seine Aktentasche und zog die Mappe heraus, die er im Lagerraum gefunden hatte und in der die Zeitung steckte, die über Mallorys Sieg bei den Miss-University-Wahlen berichtete. Außerdem war da noch ein Exemplar des Clarion-Ledger, das ihren Sieg im Miss-Mississippi-Schönheitswettbewerb verkündete. Vor dem Miss-University-Wettbewerb hatte sie nie an einer Misswahl teilgenommen; auch das hatte sie nur getan, weil ihre Verbindungsschwestern sie dazu gedrängt hatten. Es war einer der düstersten Abschnitte ihres Lebens gewesen: Waters war in Alaska, und sie war gerade von dort zurückgekehrt – der Staatspolizei, die sie verfolgte, nur einen halben Schritt voraus. Als ihre Verbindungsschwestern und ihre Familie sie drängten, an der Misswahl teilzunehmen, willigte sie nur ein, um Waters zu beweisen, dass sie vernünftig genug war, mit etwas »Normalem« zurechtzukommen. Sie schien verwundert, als sie den Titel holte, doch Waters überraschte es nicht im Geringsten. Er wusste schon damals, dass sie jede Rolle spielen konnte, die sie sich aussuchte, und wenn die ganze Welt um sie herum in Flammen aufging.
    Er legte die Zeitungen beiseite und sah sich das Bündel mit ihren Briefen an. Die Handschrift auf den Umschlägen ließ Furcht in ihm aufkeimen. Er war noch nicht so weit, sich in Mallory Candlers Wahnsinn zu vertiefen. Vielleicht würde er nie so weit sein. Doch er konnte den Schachteln mit den Fotos nicht widerstehen. Eine war voll mit Ole-Miss-Schnappschüssen: Waters und Cole Bier trinkend beim alljährlichen Krabbenkochen; wie sie auf dem Weg nach Hause im Wäldchen Kolonne fuhren; wie sie während eines Footballspiels in die Kamera grinsten, die Hände um Whiskey-Cola-Gläser geschlossen. Außerdem gab es ein paar Nachtaufnahmen von einer Tour nach Vanderbilt, als Cole Waters’ alten, klapprigen Triumph direkt übers Campusgelände gefahren hatte.
    Die Schnappschüsse zeigten Waters, wie viel freundlicher die Jahre ihn behandelt hatten als seinen Partner Cole, der sein Haar verloren und an Gewicht zugelegt hatte, während Waters’ schlanke Figur sich kaum verändert hatte. Und was das Haar betraf, hatte Waters glücklicherweise die Gene seiner Mutter geerbt. Die größte Veränderung Coles jedoch

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