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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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selbstsicher war, wie es schien.
    In diesem Augenblick wurde sie Mallory Candler. Mallory, bei all ihrer Schönheit und Selbstsicherheit, hatte ihr Haar auf genau die gleiche Art gezwirbelt, wenn man sie beobachtet hatte. Wahrscheinlich hatten viele Frauen solche Angewohnheiten, doch manche Gesten gehören einzig und allein einem selbst: So erkennen wir Familienangehörige und Freunde schon von weitem. Dieses unbewusste Drehen ihres Haars war Mallory, wie sie leibte und lebte, und bei ihr stand es für eine intimere und gefährlichere Angewohnheit, deren bloße Erinnerung Waters aus dem Gleichgewicht brachte.
    Er drehte sich im Bürostuhl und betrachtete die Fotos, die auf dem Schreibtisch ausgebreitet lagen. Dann wandte er sich der Computertastatur zu und suchte im Internet nach der Telefonnummer von Eve Sumners Immobilienfirma. Ohne innezuhalten und sich zu fragen, was er eigentlich vorhatte, rief er an und fragte nach ihr, wobei er der Sekretärin den Namen eines ortsansässigen Chirurgen nannte.
    Eve meldete sich enthusiastisch. »Dr. Davis? Hier Eve Sumner. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Eigentlich Evie Ray Sumner, nicht wahr?«
    Schweigen. »Wer ist da?«
    Waters antwortete nicht.
    »Johnny?« Ein Flüstern. »Bist du das?«
    »Ich sehe dich gerade im Fernsehen.«
    Sie atmete mit offensichtlicher Erleichterung auf. »Gott, ich wusste, dass du anrufst. Ich sehe schrecklich aus in dieser Sendung. Ich glaube, es liegt am Licht.«
    »Ich wollte dir ein paar Fragen stellen.«
    »Frag mich.«
    »Wo habe ich ein Nacktfoto von dir gemacht?«
    »Was?«
    »Du hast mich verstanden.«
    »Nun ... im Schlafzimmer natürlich.«
    Er wollte sich schon auf diese Antwort stürzen, hielt dann aber inne. Sie hatten tatsächlich mal Fotos in seinem Schlafzimmer gemacht, aber er hatte sie schon vor langer Zeit zerrissen. »Nein, draußen, meine ich.«
    »Draußen? Lass mich nachdenken ... oh, ja, Fall Creek ... Falls State Park? In Tennessee?«
    Er konnte nicht sprechen. Niemand wusste davon. Niemand.
    »Mein Gott«, sagte Eve leise. »Sag bloß, du hast dieses Bild immer noch?«
    Er stieß weiter vor. »Mit wie vielen Männern hast du vor mir geschlafen?«
    »Zwei.«
    »Warum musstest du Alaska in dem Jahr verlassen, als du die Misswahl gewonnen hattest?«
    »Weil ich deine Freundin aus Alaska bedroht habe.«
    »Ich hatte keine Freundin aus Alaska.«
    »Dann eben eine französische Freundin oder frankokanadisch, oder was immer diese Schlampe war.«
    In ihrer Stimme schwang genügend echte Wut mit, um ihm einen Schauer über den Rücken zu jagen. »Was hast du ihr noch getan?«
    »Ich habe Zucker in den Tank ihres Autos geschüttet, sodass sie in der Tundra liegen blieb. Sie wäre beinahe erfroren.«
    Er schüttelte den Kopf. Eves Sprachmelodie und Artikulation waren völlig anders als die der Frau im Fernsehen. Aber was das Timbre ihrer Stimme betraf, hätte sie Mallory sein können. »Wie bist du zurück in die USA gekommen, ohne dass die Polizei dich erwischt hat?«
    »Ich habe ein Privatflugzeug gechartert.«
    »Was für eins?«
    »Eine ... äh, Piper.«
    Ein Nebel der Verwirrung legte sich über Waters. Einige dieser Einzelheiten hatte er Cole vielleicht anvertraut, aber nicht alle. Der Verzweiflung nahe, durchforstete er seine Erinnerungen nach etwas, das niemand außer Mallory wissen konnte.
    »Was haben wir auf David Dentons Party hinter den Pferdeställen gemacht?«
    » Du hast gar nichts gemacht.« Eves Stimme klang jetzt sinnlich. » Ich hab’s dir gemacht – mit dem Mund.«
    Er konnte nicht weitersprechen.
    »Johnny, ich will dich sehen.«
    »Nein.«
    »Ich weiß, dass du mich sehen willst. Sonst hättest du nicht angerufen.«
    »Nein.«
    »Dann stell mir noch mehr Fragen. Alles, was du willst. Letzten Endes wirst du mir glauben, weil es nichts gibt, das ich nicht weiß.«
    Er saß eine halbe Minute lang schweigend da und lauschte ihren Atemzügen. »Wie hast du versucht, mich umzubringen?«
    Einen Moment dachte er, die Leitung sei unterbrochen.
    »Johnny ... tut mir Leid.«
    Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass sie ausweichen wollte. »Wie hast du versucht, mich umzubringen?«, wiederholte er schroffer. »Was hast du benutzt? Du weißt es nicht, oder doch?«
    »Beim ersten Mal? Ein Gewehr. Beim nächsten Mal dein Auto.«
    Er hielt den Hörer so fest, dass seine Hand schmerzte. Cole wusste von dem Mordversuch mit dem Auto, aber nicht von dem Gewehr. Niemand wusste von dem Gewehr. Das Telefon quäkte auf dem

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