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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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war subtilerer Natur. Waters konnte es nicht genau definieren – vielleicht war es die Verschwendungssucht, der Cole in den letzten paar Jahren erlegen war. Fremde schätzten Cole eher auf fünfzig als auf vierzig, während Waters häufig für Mitte dreißig gehalten wurde.
    Er legte ein Foto von einer Party beiseite und blickte in Mallorys unvergleichliches Gesicht. Die Kupfersträhne in ihrem dunklen Haar leuchtete im Licht eines Blitzes, und die unglaubliche Intensität ihrer Augen drang bis in sein Innerstes. Die nächsten dreißig Bilder zeigten alle Mallory; manche waren in und um Oxford aufgenommen, andere auf den Minibudget-Reisen, die sie zusammen unternommen hatten. Crested Butte, Chaco Canyon, Yucatán, Zihuatenejo. Mallory in so unterschiedlichen Umgebungen zu sehen – lachend im Schnee, tanzend in der Brandung, im Schneidersitz vor einem Indio- kiva in New Mexico – verstärkte Waters’ Erinnerungen an ihre Schönheit eher, als sie zu mindern. Die Adjektive, die New Yorker Models mühsam in ihren Gesichtern heraufzubeschwören versuchten, verströmte Mallory mit müheloser Anmut: Sie war abwechselnd hochmütig, herzlich, unbekümmert, sentimental, naiv, weise, ein bisschen kühl, ein bisschen verrückt. Jedes Bild zeichnete eine Skizze ihrer gemeinsamen Vergangenheit, aber keines sagte mehr aus als das eine, das in den Bergen von Tennessee aufgenommen worden war: Mallory, die nackt unter einem sprühenden Wasserfall stand. Das Foto war nicht gestellt; Waters hatte einfach die Kamera auf sie gerichtet, als sie ihr Haar wusch, und ihr strahlendes Lächeln hatte die Linse mit seiner Kraft erfüllt. Nichts in dem Bild wies auf die moderne Welt hin; es hätte vor zehntausend Jahren aufgenommen sein können. Eine Zwanzigjährige mit Sexappeal, die sich dessen voll und ganz bewusst ist. Sie steht nackt in der Wildnis, ebenso frei von Scham wie ein Reh, das aus dem Felsbecken unter den Fällen trinkt. Als er betrachtete, wie sie in dem glitzernden Sprühnebel stand, fühlte Waters eine bitter-süße Ehrfurcht, ein schwaches Echo dessen, wie es sich angefühlt hatte, diesen wundervollen Körper in den Armen zu halten. In ihr zu sein. In diese Augen zu blicken, die so lebendig waren, so voller Leben.
    Er starrte wie in Trance auf das Bild, als Sybil die Tür öffnete und zu seinem Schreibtisch kam.
    »Ich habe hier Unterlagen von der Öl- und Gas-Behörde«, sagte sie. »Sie müssen auf der letzten Seite unterzeichnen.«
    Er schob eine Zeitung über das Nacktfoto, genau in dem Moment, als Sybil die Papiere auf seinen Schreibtisch legte; er konnte nicht sicher sein, ob sie das Foto gesehen hatte oder nicht. Sybil war nicht prüde, aber das Mädchen auf dem Foto war eindeutig nicht Waters’ Frau, und er wollte nicht, dass seine Sekretärin einen falschen Eindruck bekam. Er unterschrieb die Papiere; dann nahm er die Fernbedienung und schaltete den kleinen Sony-Fernseher ein, der hinter seinem Schreibtisch stand, damit er Marktberichte und aktuelle Krisen im Auge behalten konnte. Als Sybil langsam zur Tür ging, zappte Waters durch die Kanäle. Bei sechzig fing er wieder von vorn an. Als er zu Kanal 4 kam, hob er den Daumen von der Taste; der Brustkorb wurde ihm eng.
    Eve Sumner starrte ihn vom Bildschirm an.
    Ihr plötzliches Erscheinen verwirrte ihn, doch er begriff schnell, dass er den lokalen Kabelkanal von Natchez erwischt hatte. Ein Immobilienprogramm. Eve führte die Zuschauer auf einem Rundgang durch eine altehrwürdige Villa, die zum Verkauf stand. Waters beobachtete sie fasziniert.
    Sie trug wieder ihr marineblaues Kostüm, mit nackten Beinen und hohen Absätzen. Ihre Altstimme und ihre präzise Diktion beeindruckten Waters: Eve mochte zwar aus dem ländlichen Louisiana gekommen sein, aber irgendwo auf dem Weg hierher hatte sie sich von ihrem Redneck-Akzent befreit. Anmutig setzte sie die Hände ein, um verschiedene Attribute einer »durch und durch modernen« Küche anzupreisen; dann ging sie rückwärts auf die Tür zu. Als sie den Kameramann ins Esszimmer führte, erstarrte Waters.
    Sie blieb in der Tür stehen, zwirbelte eine Haarsträhne um den rechten Zeigefinger, straffte die Strähne und zog daran. Waters starrte auf den Bildschirm, während sie den Finger herauszog, sodass die Strähne für einen Augenblick gelockt blieb. Es war eine unbewusste Geste, vermutlich in der Kindheit entwickelt, doch sie offenbarte einen Hauch von Unsicherheit und ließ den Betrachter wissen, dass Eve nicht ganz so

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