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Ewiges Verlangen

Ewiges Verlangen

Titel: Ewiges Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
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ein imaginäres Stück Klebeband darauf befestigt worden.
    »Also?«, fragte Melanie. »Was denkst du?«
    »Der Notarzt sagt, die Waffe und die Schnitte passen zusammen.« Sara betrachtete den Rücken des Mädchens auf dem Foto und schüttelte dann den Kopf. »Ich glaube einfach nicht, dass sie sich diese Blessuren selbst zugefügt hat.«
    »Was also dann? Hat jemand ihr das angetan? Der Freund? Die Mutter?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich werde sie erst entlassen, wenn ich es herausgefunden habe.«
    Melanie betrachtete Sara und rang mit sich, konnte sich aber schließlich doch nicht bremsen. »Die Mutter hat von der Beziehung ihres Freundes zu dem Mädchen geschwärmt. Sie sagte, er sei der perfekte Vater und dass er für Pearl alles tun würde.«
    Sara lachte. »Das hast du doch nicht geglaubt.«
    »Nein.« Mel seufzte und wirkte einen Moment ernüchtert. »Was soll ich also in den Bericht schreiben?«
    »Wir sollten es im Moment bei ›selbstverletzendem Verhalten‹ belassen«, sagte Sara und schloss die Akte des Mädchens. »Das verschafft mir mehr Zeit …«
    Sara wurde von dem langgezogenen, blökenden Laut des Piepers einer der Krankenschwestern unterbrochen. Sie wandte sich um und sah Claire, eine Aufnahmeschwester Ende dreißig, die immer hellblauen Lidschatten trug und Zimt-Certs aß. Sie kontrollierte gerade die Anzeige auf ihrem Pieper.
    »Wer ist es?«, fragte Sara sie.
    » LTC , 412«, sagte sie.
    Mist! »Öffnen Sie die Tür.« Sara verließ die Anmeldung und stürzte durch die Tür zur Langzeitpflege. Sie hatte ihn noch vor einer Stunde gesehen. Es ging ihm gut. Ihr Herz schlug lauter und schneller, während sie den Flur hinablief. Was, zum Teufel, war passiert?
    Sie rang nach Luft, als sie durch die Tür in sein Zimmer platzte. Ihr Blick fiel auf das Bett, das leer und abgezogen war. Dann erblickte sie Gray, der vollkommen ruhig auf einem Stuhl am Fenster saß und zu dem Gebäude gegenüber dem Luftschacht und dessen Handvoll Zimmern starrte, dorthin, wo Licht und Leben pulsierten. Seine Hände lagen gespreizt auf den Oberschenkeln, und sein dunkelblondes Haar war zerzaust. Mehrere längere Strähnen ragten an einigen Stellen wie Unkraut im Gras empor.
    Der rationale Teil von Saras Gehirn warnte sie, dass sie sich beruhigen und ihre Professionalität wahren sollte, wenn sie später keine unbequemen Fragen beantworten wollte, aber es war fast unmöglich, gelassen zu bleiben. Sara trat, ohne ein Wort zu der Krankenschwester neben Gray, zu ihm und kniete sich neben seinen Stuhl. Sie bekämpfte den Drang, die Arme um seine lange, hagere Gestalt zu schlingen und ihn vor der Krise zu schützen, in welche auch immer er während der letzten fünf Minuten gestürzt war. Stattdessen nahm sie seine Hände, die von jahrzehntealten Verbrennungen verunstaltet und verfärbt waren. »Was ist passiert, Gray?«, fragte sie ihn leise.
    Nichts. Nicht dass sie etwas anderes erwartet hatte.
    »Magst du mich ansehen?«, fragte sie ihn erneut sanft. »Mich nachsehen lassen, ob du okay bist?«
    Gray regte sich nicht, sondern blickte nur weiterhin starr aus dem Fenster, als wäre lediglich eine leichte Brise durch seine Tür gedrungen. Sara blickte zu der Krankenschwester hoch, die neben ihr stand. »Jill?«
    »Ich habe in seiner Matratze einen Vorrat an Klonopin gefunden«, sagte die Krankenschwester. Sie deutete mit dem Kopf auf den metallenen Essenswagen neben dem Bett.
    Sara folgte dem Blick der Krankenschwester und sah den kleinen Haufen runder gelber Tabletten. Gottverdammt. Wie konnte das hinter ihrem Rücken geschehen? Wie hatte sie die Anzeichen des Hortens und seinen verfallenden geistigen Zustand übersehen können? Sie wandte sich wieder um und betrachtete den einst gut aussehenden jungen Mann, der sich auf seinem Plastikstuhl wie ein Kind in sich zurückzog.
    Beruhigungsmittel zu horten war der Weg zu einer vorsätzlichen Überdosis. Zorn, Angst und ein ungezähmtes Schuldgefühl schwammen wie Piranhas in Saras Blut. Sie wollte ihn schütteln, ihn zwingen, sie anzusehen, aber sie musste vor dem Personal vorsichtig mit Gray umgehen. Sie durfte im Umgang mit einem Patienten nicht rührselig und emotional werden, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    »Als Sie ihn gefunden haben«, fragte Sara Jill mit gezwungen ruhiger Stimme, »hat er da gerade Tabletten fortgenommen?«
    Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. »Er hat nur welche dazugelegt. Er kniete neben dem Bett auf dem Boden und stopfte Tabletten

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