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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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was der Begleiter meinte? Tod und Verderben. Niemand konnte leben…
    »Irgendwo? Können Menschen irgendwo leben?«
    »Es gibt keine Menschen auf Gaia. Die sind zwecks weiterer Untersuchung aufgehoben.«
    Jetzt kam die Wut auf. Rhita warf den Kopf zurück, als die Empörung sie wie die Hand eines Riesen packte. Sie stieß einen Schrei aus. Mit erhobenen Fäusten griff sie Typhon an. Er machte keinen Versuch, sich zu verteidigen. Sie schlug ihn so fest sie konnte, immer wieder. Das waren keine weiblichen Hiebe, die schwach gewesen wären. Sie war nicht dafür erzogen, sich vor Selbstverteidigung zu fürchten. Ihre Fäuste entstellten sein Gesicht, und ihre Knie beulten seine Kleidung ein. Es war, als ob sie auf Brotteig einschlüge, warm und nachgiebig. Sie schrie immer noch weiter, bei jedem Hieb in höherer Tonlage. Sie grunzte, Speichel rann ihr aus dem Mund. Die Augen waren halb geschlossen. Immer und immer wieder. Sie schlug, trat und packte ihn am Hals und steckte ihre Finger in das, was Fleisch sein mochte.
    Typhon brach auf der Plattform zusammen mit entstelltem Gesicht und fest geschlossenen Augen, nicht zerquetscht, sondern bloß deformiert. Sie trat ihn noch einige Male mehr, bis sie im Kopf eine flackernde dunkle Leere empfand. Sie starrte zu den Wolken draußen über der Blase empor mit von Tränen nassen Wangen und von Speichel feuchtem Kinn. Die Wut war vorbei, aber die Beine und Arme zitterten immer noch. So gewann Rhita langsam wieder Selbstbeherrschung zurück.
    Sie schaute auf die in Kleidern steckende Masse, die nicht mehr sehr menschlich aussah, mit dem Ausdruck eines in Panik geratenen Pferdes – Pupillen wie Nadelstiche und geweiteten Nüstern – und packte dann die Brüstung mit einem Gefühl, als ob sie sich wieder übergeben müßte. Jenseits des unfruchtbaren Meeres sah sie eine flache dunkelgrüne Kontur über dem Horizont. Der letzte Rest von Hoffnung in ihr jubelte. Das war Rhodos; sie würde es von allen Seiten her erkennen. Die Blase brachte sie immer noch eilends heim.
    Typhon sprach hinter ihr. Seine Stimme war durch die Verletzungen, die sie ihm zugefügt hatte, nicht verzerrt. Er sagte: »Vielleicht überschreite ich jetzt mein Budget.«

 
44. KAPITEL

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Thistledown City
     
    Präsident Farren Siliom betrat die volle Kammer des Nexus’ und ging zum Podium. Olmy saß neben Korzenowski und Mirsky. Sie hörten angespannt seine Rede. Korzenowskis Miene war undurchdringlich. Er kannte die Bedeutung dieser Gelegenheit so gut wie jeder andere in der Kammer, drückte aber weder Billigung noch Mißbilligung aus.
    Auch Mirskys Gesicht war ausdruckslos. Aber Olmy dachte, daß darin eine größere Bedrohung für das Hexamon liegen könnte, als die Jarts je dargestellt hatten. Olmy war dazu gekommen, Mirskys Geschichte voll zuzugeben, und urteilte jetzt sogar, daß der Mann – sofern er ein Mensch war – unfähig wäre zu lügen.
    Der Präsident würde sicher zustimmen. Garabedians Bestätigung hatte dabei großes Gewicht gehabt. Aber jetzt legte sich der Nexus – und Farren Siliom aus unwiderstehlichen politischen Gründen – auf einen Kurs des Wiederaufmachens fest. Sie handelten politisch in einer Weise, die nur dazu führen konnte, einen Riß zwischen der Erde und den orbitalen Körpern zu schaffen, der vielleicht nie wieder heilen würde.
    Alle Eingeborenen Terrestrier waren zur Erde zurückgeschafft worden ohne Rücksicht auf ihren Status auf den orbitalen Körpern. Das Hexamon trat in eine Periode des Notstandes ein. Unter Notstandsgesetzen, die man seit den Jart-Kriegen vergessen hatte, erhielt der Präsident außerordentliche Vollmachten. Er hatte jetzt ein Jahr, um seine Pläne auszuführen. Danach würde ihm, wegen seiner Anwendung der Notstandsgesetze, verboten sein, je wieder ein politisches Amt auszuüben.
    Er garantierte die Reinheit der Abstimmung durch die mens publica mit einer Vergeltung. Falls das Ergebnis negativ ausfiele, würde er zurücktreten. War es positiv, so könnte die sechste Kammer des Hexamons wieder aufgefrischt, die Verteidigung des Hexamons wieder hergestellt und der Weg binnen vier Monaten wieder aufgemacht werden.
    Korzenowski hatte offizielle Anweisung erhalten, die Ausführung des Willens der mens publica zu beobachten. Er konnte nicht ablehnen. Auf Olmy wirkte er resigniert und vielleicht noch mehr als das. Nachdem er so weit gezwungen worden war, könnte Korzenowski die letzten Spuren der Maske abschütteln, die er seit vierzig Jahren

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