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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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hoch über den Ozean. Rhita konnte nicht angeben, in welche Kompaßrichtung sie sich bewegten.
    »Bin ich das erste menschliche Wesen, das du jemals studiert hast?« fragte sie.
    »Nein«, antwortete Typhon. »Meine Selbste haben Dutzende von Menschen aus dieser Welt studiert, ehe wir deine erhaltene Aufzeichnung untersucht haben.«
    »Wißt ihr alles über uns?« Jetzt war sie vorwiegend von Ärger beherrscht. Sie sprach in bissigem Ton und hoffte, daß der Begleiter diese Schärfe bemerken würde.
    »Nein. Du hast immer noch viele Feinheiten und Dinge, die zu studieren sind. Aber vielleicht wird man mir nicht erlauben, dich vollständig zu untersuchen. Es gibt höhere Aufgaben, und meine Anzahl von Selbsten ist völlig beschäftigt.«
    »Du sprichst immer von deinen ›Selbsten‹«, sagte Rhita müde. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Ich bin kein Individuum. Ich bin aktiv gespeichert.«
    »Wie Korn in einer Scheune?« fragte Rhita sarkastisch.
    »Wie eine Erinnerung in deinem Kopf«, sagte Typhon. »Ich bin aktiv gespeichert in dem Sprung. Wir können in ihm Resonanzen induzieren und ungeheure Mengen an Information speichern – buchstäblich Welten von Information. Ist dir das klar?«
    »Nein«, gab sie zu. »Wie kann es mehr als einen von dir geben?«
    »Weil meine Muster, mein Selbst, endlos reproduziert werden können. Ich kann mit anderen Selbsten verschiedener Konstruktionen und Fähigkeiten verschmolzen werden. Mannigfache Effektuatoren können für uns gebaut werden – Maschinen oder Schiffe oder – seltener – Körper. Ich arbeite, wenn eines meiner Selbste gebraucht wird.«
    »Du bist darauf geschult, dich um Fremde zu kümmern?«
    »In gewissem Sinne. Ich habe eine Studie dir ähnlicher Wesen gemacht, als wir mit ihnen im Weg kämpften. Ich war damals ein Individuum auf biologischer Grundlage in einer Gestalt, die meiner ursprünglichen Geburtsform ähnelte.«
    Ihre Großmutter hatte ihr das wenige erzählt, was sie über die Jartkriege wußte. Für ein junges Mädchen hatten sie nicht viel bedeutet – sinnlose Wunder in einem Gewebe phantastischer Geschichten. Sie wünschte, sie hätte besser zugehört.
    »Was war deine ursprüngliche Geburtsform?«
    »Nicht menschlich, überhaupt nicht diese Gestalt.«
    »Aber du hattest doch einmal deine eigene Gestalt?«
    »Nein. Nur ein Teil von mir. Ich bin seither mit anderen kombiniert worden und zusammengerührt.« Er drehte langsam einen ausgestreckten Finger. Rhita sah ihm mißmutig über die Schulter. Alle meine Fragen halten mich von der Wahrheit ab, der ich mich werde stellen müssen.
    »Ich bin wieder verwirrt«, sagte sie. »Du erzählst mir erst das eine Ding und dann ein anderes.«
    Typhon kniete sich neben sie, die Ellbogen auf den Knien und die Hände gefaltet. Eine sehr menschliche Geste. Gewann sein Gesicht mehr Charakter?
    »Deine Sprache hat nicht die richtigen Wortgruppen. Jede akustische Sprache ist unzureichend.«
    »Ihr redet nicht miteinander?«
    »Nicht in Worten oder mit Tönen. Zumindest gewöhnlich nicht.«
    »Würdest du mich töten, wenn es dir befohlen wird?«
    »Man wird mir nicht befehlen, dich oder sonst jemanden zu töten, falls du damit die Vernichtung deiner Muster meinst. Das ist, was ihr ein Verbrechen, eine Sünde nennen würdet.«
    Genug für den Moment. Sie rollte sich wieder in Bauchlage. Unter ihnen erstreckte sich der Ozean blau-grün, flach, mit Felsensäulen, die wie Baumstümpfe herausragten. Ihr war diese Gegend unbekannt.
    Aber sie mußte wohl in der Nähe von Rhodos sein. ›Nah‹ konnte für einen Jart viele Bedeutungen haben. Schließlich konnten sie ja auch den Weg hinuntereilen und in Seifenblasen durch Tore gehen.
    Es kamen mehr Felssäulen in Sicht. Jede war bedeckt von einer goldenen Kappe, die die Gestalt der Steine hatte, als ob sie aufgemalt wäre. Keine Vegetation, keine Schiffe im Wasser, nur diese von Wolken beschattete und mit Pfeilern gefleckte Kahlheit.
    »Könnte ich die Luft riechen?« fragte sie.
    »Nein«, sagte Typhon knapp.
    »Warum nicht?«
    »Sie ist für dich nicht mehr gesund. In eurer Welt gibt es jetzt Organismen und biologische Maschinen, die sich in der Luft fortbewegen. Sie sind so klein, daß man sie nicht sehen kann. Sie heben Gaia auf einen höheren Grad von Tüchtigkeit.«
    »Kann da draußen niemand leben?«
    Typhon schien Bedauern zu empfinden und sagte: »Nicht von eurer Art.«
    Ihr wurde wieder schwach. Sie hatten Krankheit über Gaia verbreitet – war es das,

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