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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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zu schließen, in die Quere.«
    »Haben Sie eine Idee, was für ein Ding das war?«
    »Ich vermute, eine Jartwaffe«, sagte Korzenowski.
    Der Premierminister starrte ihn an. »Ist das bloß eine Vermutung?«
    »Wächter der Jarts, die auf genau eine solche Gelegenheit lauern. Ich weiß nicht, was es sonst gewesen sein könnte.«
    Der Premierminister fragte, ob die Vertreter der Verteidigungskräfte von Thistledown zustimmten. Dies war der Fall. Es gab bestimmt keine Hinweise auf das Gegenteil.
    »Wird es möglich sein, ein anderes Testglied zu öffnen und sich zu vergewissern?«
    »Ja«, sagte Korzenowski. »Ich kann ein Glied öffnen, das vom Zentrum entfernt ist, also ein Tor, das ungefähr einhundert Kilometer hinter dem geschlossenen Ende des Weges liegt. Mit geeigneten Schilden und Vorsichtsmaßnahmen können wir eine Erkundung durchführen und das Tor ohne große Aussicht auf Entdeckung schließen.«
    »Wie klein ist diese Chance?« fragte der Premierminister.
    »Klein genug. Aber ich empfehle, Thistledown zu evakuieren bis auf wesentliches Personal und Verteidigungskräfte.«
    Der Premierminister starrte ihn böse an. »Das wäre ein enormes Unterfangen.«
    »Es ist wichtig«, sagte der Chef der Verteidigungskräfte. »Wenn wir uns daran machen, die Territorien des Weges zu beanspruchen und einen Brückenkopf zu errichten, muß es einen Puffer zwischen dem Kampf und unseren Zivilisten geben.«
    »An was für einen Puffer denken Sie?«
    »Alle Zivilisten müssen zu den orbitalen Bezirken der Erde geschickt werden.«
    »Sind Sie dafür, daß bloß körperliche Personen entfernt werden?«
    »Nein, Sir«, antwortete der Chef. »Wir raten, alle Verkörperten, alle im Citygedächtnis Ruhenden und alle wichtigen Kulturgüter und Datenspeicher zu entfernen. Thistledown muß als Puffer dienen. Für den unwahrscheinlichen Fall, daß wir besiegt werden, müssen wir uns entschließen, den Weg dadurch zu schließen, daß wir Thistledown zerstören.«
    Hoffman schaute Olmy an. Ihr verletztes Gesicht zeigte eine grimmige Miene. »Das wird eine extravagante Vergünstigung, nicht wahr, Ser Olmy?« murmelte sie. »Nichts, das wert ist getan zu werden, fällt jemals leicht.«
    Olmy antwortete nicht. Hintergedanken waren jetzt keineswegs am Platze.
    »Gibt es ernsthaften Schaden in der sechsten Kammer?« fragte Dris Sandys.
    »Nein, Ser«, antwortete Korzenowski. »Wir können weitermachen.«
    »Wir können sagen, das kommt unerwartet«, sagte der Premierminister. Die folgende Pause war lang und anklagend. Niemand in der Kammer entging die unausgesprochene Kritik. Dem Präsidenten und dem Premierminister war kaum eine Wahl geblieben; und jetzt mußten diejenigen, welche sie in eine solche Lage gebracht hatten, die Konsequenzen sehen. »Als amtierender Präsident und unter der Autorität der Notstandsgesetze ordne ich an, daß Thistledown evakuiert wird und daß Ser Korzenowski und die Verteidigungskräfte gemeinsame Pläne für weitere Erkundigungen im Weg machen.«

 
60. KAPITEL

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Erde, Christchurch
     
    Karen saß im Wartezimmer der Klinik von Christchurch. Ihr Gesicht war durch Mangel an Schlaf blaß und verzerrt. Es war dreißig Stunden her, seit sie den Leichnam ihres Gatten gefunden hatte, und immer noch ließen die Techniker nichts über das Implantat hören.
    Ihr Stuhl stand einem Fenster gegenüber. Draußen waren die Straßen von Christchurch voller Leute, viele Hexamonuniformen, viele Terrestrische Bürger, die sich um das Krankenhaus drängten. Vor weniger als einer halben Stunde war die Nachricht von der Evakuierung eingetroffen. Karen war jetzt besorgt, daß der Zustand ihres Mannes ohne jede Bedeutung sein würde inmitten dieser enorm größeren Krise und daß man sie beide vergessen würde.
    Sie blickte auf ihre Hände. Trotz gründlicher Wäsche in der Toilette des Krankenhauses fand sie noch einen übersehenen Blutfleck am rechten Zeigefinger. Sie konzentrierte ihren Blick auf diesen Fleck – Blut ihres Mannes – und schloß die Augen. Die Erinnerungen wollten nicht weichen. Seinen Hals öffnen, nach dem Implantat graben, es in eine Tasche stecken, diese schließen und dann in einem störrischen Geländewagen nach Twizel fahren – das hatte alles Stunden gedauert. Nachdem der Himmel klar geworden war, hatte sie ein Hubschrauber nach Christchurch geflogen.
    Der Körper war unnütz und in Twizel geblieben.
    Die Probleme waren ihr keineswegs klar.
    Sie hatten so viele Jahre zusammen verbracht und waren

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