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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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könnte.
    Wenn du ihn hast, dann kümmere dich um ihn! dachte sie und richtete diese Botschaft an den Russen und an die Mächte hinter dem Avatar. Und ich danke dir für meine Tochter.
    Sie wartete allein in einem kleinen Nebenzimmer eine Stunde lang, während die Ärzte und andere Techniker sich ihren Weg zu bahnen suchten durch das Labyrinth aus Prozedur und Gesetz. Ein paar Minuten schlummerte sie ein in einer kahlen Leere. Als der Techniker zurückkam und sie aufweckte, fühlte sie sich viel stärker. Ihre Benommenheit war vorüber.
    »Wir werden für eine Reinkarnation sorgen«, sagte der Techniker. »Das kann allerdings einige Zeit dauern. Wir werden in den nächsten Wochen und vielleicht sogar Monaten hier sehr viel zu tun haben. Man hat uns angewiesen, die Klinik für einen Notfall herzurichten. Jedes verfügbare Shuttle wird in absehbarer Zukunft beschlagnahmt sein und auch alle Fahrzeuge. Ich denke aber, ich kann es einrichten, daß ein medizinisches Shuttle Sie heimbringt, wenn Sie in der nächsten Stunde oder so aufbrechen…«
    Sie schwenkte die Hand und verzichtete auf sein Anerbieten. Sie hatte zu Hause nichts zu tun. »Ich möchte lieber hier bleiben. Sofern ich irgendwie helfen kann.«
    »Ich nehme an, das können Sie«, sagte der Techniker, immer noch im Zweifel. »Wir haben Ihre Akten durchgesehen – es tut mir leid, aber da war ein unklarer Punkt… Keiner von uns kann sich vorstellen, was geschehen ist…« Er schüttelte den Kopf. »Ihre Tochter ist bestimmt auf See vermißt worden. Es gibt keinen Weg, wie Sie ihr Implantat bekommen konnten und nicht das Ihres Mannes.«
    Sie lächelte traurig und verzweifelt und nickte.
    »Wird mit Ihnen alles in Ordnung gehen?«
    Sie dachte kurz darüber nach und sagte: »Ja. Ich möchte sobald wie möglich mit meiner Tochter sprechen…«
    »Natürlich«, sagte der Techniker. »Ich schlage vor, daß Sie einige Zeit im Krankenrevier schlafen. Wir werden Sie rufen.«
    »Vielen Dank!« sagte sie. Sie sah sich im Zimmer um und bereitete sich vor, sich auf einem Untersuchungstisch hinzulegen.
    Andia.

 
61. KAPITEL

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Thistledown City
     
    Korzenowski ging durch den Park, der seinen Namen trug, als ein Relikt, das zurückgekehrt war, um sein eigenes Denkmal zu betrachten. Ein toller Anachronismus.
    Er war gekommen, um sich mit Olmy zu treffen und ihn zu sprechen. Er war eine Stunde zu früh, um sein altes Werk zu inspizieren, das er seit seiner Reinkarnation nur einmal aufgesucht hatte. Derzeit gab es für ihn in der sechsten Kammer und dem Bohrloch wenig zu tun. Sobald die Verteidigungskräfte mit ihrer Arbeit fertig waren und die Evakuierung von Thistledown abgeschlossen war, war er bereit, ein neues, vorsichtigeres Testglied als Verbindung zum Weg aufzumachen.
    Der Korzenowski-Park umfaßte viertausend Quadratmeter in Thistledown City. Grün und ruhig, mit tadellosen gepflegten Rasenflächen, die getüpfelt waren mit Blütengärten und Wäldern aus Eichen, Ulmen und anderen exotischen Bäumen, war er einer der wenigen Parks gewesen, die sich während der Jahrhunderte seines Exils selbständig erhalten hatten.
    Korzenowski hatte vor seiner Ermordung – vor der Fertigstellung des Weges – dieses Gelände nach praktischen, aber utopischen Prinzipien geplant und unter Verwendung von Pflanzen und Tieren, Insekten und Mikroorganismen als harmonische Bestandteile in einer isolierten Perfektion. Dabei hatte er sich eine Beschränkung auferlegt. Alle Lebewesen in diesem Park müßten unverändert und natürlich sein. Das utopische Kunstwerk war dadurch ermöglicht worden, daß man gewisse Arten getrennt hielt und die Ökologie des Parks auf einige wenige ausgesuchte und sich ergänzende Kombinationen beschränkt hatte.
    Das Resultat war Friede gewesen.
    Man konnte zu jeder Jahreszeit durch den Park gehen – das Wetter ahmte die Jahreszeiten der Erde im Stile Englands des späten achtzehnten Jahrhunderts nach – und nichts sehen als Wachstum. Fernbediente Gärtner pflegten den Park regelmäßig. Sie schnitten tote Pflanzenteile ab und kompostierten sie an Ort und Stelle. Insekten und Mikroorganismen schädigten die Gewächse weniger, als sie vielmehr mit ihnen arbeiteten.
    Hier gab es künstlich beschnittenes Baum- und Strauchwerk in großem Maßstab, mehr nach Hilbert gestaltet als nach Euklid. Seine Form war nicht an Tieren orientiert oder geometrisch, sondern gemäß vollkommener Biologie, eine Art lebendigen Himmels. Eden, wie es ein englischer Gärtner

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