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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gewöhnen.
    Ohne Zweifel würden sie sich beraubt fühlen, dachte Karen. Aber diese Gemeinschaft wäre immer um mehrere Jahrhunderte fortgeschrittener als jede andere Stadt auf der Erde.
    Gezwungen, auf der Erde zu leben, würden die Bürger des Hexamons schließlich die notwendigen, aber lange aufgeschobenen Schritte in der Wiederherstellung tun. Terrestrische und orbitale Hexamone würden letztlich gezwungen sein, mit Vergangenheit und Zukunft zurecht zu kommen.
    Natürlich nur, falls mit Thistledown nichts passieren sollte… Danach würden die Evakuierten zurückkehren, und es ging weiter wie zuvor.
    Aber das war schon höchst unwahrscheinlich. Was für Erklärungen auch ausgegeben wurden, Karen sah die Hand Mirskys hinter der Evakuierung.
    Wiederum beschwor sie den Russen, sich um ihren Gatten zu kümmern. Das war zu einem täglichen Ritual geworden. Sie fand darin einen erstaunlich großen Trost.
    Wenn Kräfte jenseits ihrer Vorstellungskraft noch am Werk waren, war es möglich, daß Garry nicht einfach dem Vergessen anheimgefallen wäre. Selbst wenn sie ihn niemals wiedersehen oder mit ihm sprechen würde… Er würde existieren, irgendwo.
    Der über das Lager zum Hügel her blasende Wind brachte ein Aroma frischen Grüns – den Geruch einer Stadt, die wuchs und lebendig wurde. Karen blickte zum Himmel auf und wünschte grausam und irrational, daß Thistledown zerstört werden möge.
    Erst später an diesem Abend, als sie aus einem unruhigen Schlaf erwachte, wurde ihr klar, weshalb. Und am Morgen, als sie sich auf Konferenzen zwischen den Stadtvätern von Melbourne und neu gewählten Würdenträgern für die Lagerstadt vorbereitete, hatte sie es fast wieder vergessen.
    Aber der Wunsch blieb bestehen.
    Du mußt wissen, wo du bist. Du kannst nicht in zwei Welten gleichzeitig leben.

 
64. KAPITEL

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Der Weg
     
    In den einsamen Augenblicken – mochte es sich dabei um Zeit oder Täuschung handeln –, wenn Rhita nicht examiniert, getestet und ausgefragt wurde, oder was immer die Jarts mit ihr anstellten –, wenn sie einen Gedanken fassen konnte, von dem sie recht sicher war, daß es ihr eigener sei, versuchte sie zu verstehen, was ihre Großmutter ihr erzählt hatte. Daß sie sich durch eine Mauer arbeitete, die Patrikia selbst nicht überwunden hatte, war ihr jetzt klar. Eine Mauer von Unwissenheit hinsichtlich der Jarts. Was machen sie mit mir? Sie schienen ihre Gedanken und ihr Ich in einer getrennten Einzäunung zu halten. Sie fühlte ihren realen Körper nicht; oder zumindest glaubte sie, daß ihr realer Körper noch nicht mit ihr verbunden wäre. Einige der ihr dargebotenen Illusionen waren sehr überzeugend, aber sie hatte gelernt, allen scheinbaren Realitäten zu mißtrauen.
    Wo bin ich? Sie war wieder im Weg, das schien so. Sie hatte den Eindruck bekommen, daß das, was auch mit Gaia geschehen sein mochte, noch nicht zu Ende war. Sie folgerte, daß man sie nicht dort festhalten würde. Vielleicht würde es für diejenigen, die sie testeten, bequemer sein, ihren Körper in der Nähe zu haben.
    Ihr Geist könnte sich irgendwo befinden.
    Werde ich von Typhon getestet? Sie wußte es nicht. Vielleicht war das auch gleichgültig. Jarts schienen austauschbar zu sein.
    Die Tests, denen man sie unterzog, waren manchmal so instruktiv, daß sie sich daran erinnerte und daß sie mit diesen Erinnerungen in den gelegentlichen Momenten, die sie für sich hatte, arbeiten konnte.
    Sie wurde in verschiedene soziale Situationen versetzt mit Leuten, die sie gekannt hatte. Zuerst gehörten zu diesen Phantomen nicht Menschen, die sie in Alexandreia kennengelernt hatte. Sie spielte die Szenen mit einiger Hoffnung, daß sie real sein könnten. Ein Teil von ihr spielte sie ernsthaft, völlig irregeführt. Sie gab das, was sie für anständige Vorstellungen hielt. Aber ein Teil von ihr, wenn auch unentschieden, war immer skeptisch.
    Oft begegnete sie Patrikia. Oft wurden bestimmte Szenen wiederholt. Auf diese Weise wurde ihr eigenes Gedächtnis an die Oberfläche geholt, und Rhita erhielt eine Gelegenheit, es Revue passieren zu lassen, gleichzeitig mit den Jarts.
    All das änderte sich nach einer unmeßbaren Zeit. Ihr Leben faßte Wurzeln. Sie wurde zu einer Studentin in Alexandreia. Diese Täuschung wurde durch ihre Fänger nicht unterbrochen.
    Sie blieb im Schlafsaal der Frauen, kämpfte sich durch soziale und politische Ächtungen und besuchte Kurse in Mathematik und Ingenieurwesen. Sie hoffte, bald ihre Studien der

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