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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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zur Verfügung, wie sich herausstellte. Wegen der Evakuierung und Konfusion auf der ganzen Erde würde es noch für Wochen nicht bereit sein. Dies verzögerte Andias Reinkarnation und bedeutete auch, daß Karen nicht mit ihr sprechen konnte. Vorerst konnte sie nur arbeiten und sich in Geduld üben.
    In einer Hinsicht war ihr die Konfusion günstig. Niemand dachte daran, Anklagen gegen sie zu erheben, nicht einmal Ras Mishiney, der die Nachricht von Laniers Tod mit kaum beherrschter Wut aufnahm. Es erschien am einfachsten, sie zu vergessen und in die Evakuierungsbemühungen einzubeziehen. Man würde sogar einiges politisches Kapital daraus schlagen, daß man ihren Diensteifer angesichts der Tragödie an die Öffentlichkeit trug.
    Als die orbitalen Bezirke bis zu ihrer vollen Kapazität voll waren, wurden auf der Erde in Nähe der technisch fortgeschrittensten urbanen Zentren Lager errichtet. Die idealen Zentren für Umsiedlung konnten Einrichtungen von City-Gedächtnis und die anspruchsvolle Technologie bieten, die Bürger des Hexamons oft für tägliche Versorgung brauchten – wie Gewächshäuser oder spezialisierte Insekten in einem Stock, dachte Karen… Ganz ähnlich allen menschlichen Wesen, nur noch mehr.
    Karen war den Lagern zugewiesen, die um Melbourne errichtet wurden. Sie diente zur Verbindung zwischen den Administratoren der Alten Eingeborenen und den Evakuationsbeamten aus den orbitalen Bezirken. Tagaus tagein bügelte sie im Laufe der Woche Schwierigkeiten aus, sorgte für besseres Sich-verstehen und vergewisserte sich, daß die Ressentiments der Alten Eingeborenen den Fortschritt nicht behinderten. Nachts schlief sie erschöpft in einer kleinen Wohnblase, träumte von Garry und von Andia als Kind… und von Pavel Mirsky.
    In den kurzen Ruheperioden, in denen sie nicht schlief, weinte sie oder lag still wie ein Stein mit starrem Gesicht auf einer Notliege und suchte, ihre Reaktionen zu entwirren. Trotz ihrer Trennung hatte sie emotional und sexuell nie aufgehört, sich auf Garrys Präsenz zu verlassen oder mindestens auf das Wissen, daß er erreichbar war.
    Sie war dankbar für das Chaos und die Arbeit. Sie vermutete, daß ihr Kummer stärker und schwerer zugepackt hätte, wenn sie und Lanier die ganze Zeit eng beisammen gewesen wären. Sie konnte den Gedanken nicht loswerden, daß sie so nahe zusammengekommen wären wie zuvor, wenn ihnen noch ein paar Monate vergönnt gewesen wären.
    Die Welt änderte sich wieder. Karen genoß diese Veränderung wirklich. Aber welche Arbeit hätte geleistet werden können mit Garry an ihrer Seite! Was für Probleme hätten sie gelöst, und mit welchem Stil!
    Die Wunden des Kummers begannen schon zu heilen durch die Glorifizierung der guten Erinnerungen und das Verschleiern der schlechten. Erst widerstand sie diesen milden Unehrlichkeiten. Dann gab sie nach, wenn auch nur, um ihr Leid abzuschütteln.
    Am Ende der Woche mußten die Lager vervollständigt werden. Es trafen schon Shuttles ein und luden Evakuierte aus.
    Kurz nach Mittag am letzten Tage der Woche erstieg Karen die Flanke eines niedrigen, mit Gebüsch bewachsenen Hügels. Sie hatte ein kleines eingewickeltes Sandwich und eine Flasche Bier bei sich. Sie blickte über das hin, was einmal eine weite Parklandschaft gewesen war. Hunderte von Hexamonmaschinen – nicht größer als Lastwagen – hatten Notunterkünfte geplant, konstruiert und errichtet und etwas geschaffen, das binnen weniger Tage voll funktionstüchtige, großenteils selbständige Gemeinwesen sein würden.
    Im Osten warteten Haufen von Rohmaterial auf die Zwischenverarbeiter, welche das für die Baumaschinen erforderliche Material aussonderten. Gereinigte Mineralien und Zellulose, sowie zusätzliche Nährstoffe – notwendig für die quasiorganischen Komponenten der Maschinen – wurden in meterbreiten Würfeln aufgestapelt.
    Das Gemeinwesen in der Ebene unterhalb des Hügels war mehr als zur Hälfte fertiggestellt und hatte schon eine gewisse Ähnlichkeit mit den Städten auf Thistledown. Für den Augenblick waren alle Strukturen – Reihe um Reihe von Kuppeln und abgestuften Prismen, weite Flächen Ackerland, große Gemeindezentren wie umgedrehte Kuppeln – durchsichtig oder weiß, sie würden bald mit organischen Farben und Gewebeveränderungen bedeckt werden. Dann kämen die Innenräume hinzu. Einige ganz wenige würden mit schmückenden Projektoren ausgestattet werden. Die Evakuierten des Hexamons müßten sich an nüchternere Milieus

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