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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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war deutlich. Rhita sah sie auf ihrem langen weißen Federbett, in die Pelze exotischer Tiere aus dem südlichen Kontinent gehüllt. Um sie herum hingen goldene Öllampen und auch schwache elektrische Lampen. Die Königin war sehr alt, abgemagert, weißhaarig und trug ein schwarzes Gewand. Objekte in Holzkästen lagen um das Bett verstreut. Rhita blieb an der rechten Ecke des Bettes stehen. Die Augen der Königin folgten ihr.
    »Du bist nicht Kleopatra«, sagte Rhita.
    Die Königin antwortete nicht und beobachtete sie bloß.
    »Ich muß mit Kleopatra sprechen.«
    Rhita wandte sich um und erblickte Lugotorix – so war sein Name – am Eingang zum Schlafzimmer. Sie sagte: »Ich bin nicht an der richtigen Stelle.«
    »Das ist niemand von uns, Herrin«, sagte der Kelte. »Erinnere dich daran! Ich bin stark, aber es ist schwierig. Erinnere dich!«
    Rhita zitterte, fühlte aber keine tiefe Angst.
    Typhon kam aus den Schatten, unverzerrt, ebenso überzeugend jetzt wie Lugotorix. Sein Gesicht war von Erfahrung gekennzeichnet, die Augen weise und menschlicher. »Du hast die Erlaubnis, dich jetzt zu erinnern«, sagte der Begleiter.

 
65. KAPITEL

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Thistledown City
     
    Tapi Ram Olmy ging durch den Korridor des Jahrhunderte alten Apartmentkomplexes und suchte nach dem Hinweis auf die Etage der Wohneinheit der triadischen Familie Olmy-Secor, wie ihm sein Vater aufgetragen hatte. Er fand sie recht schnell. Die Tür war offen und zeigte ein Interieur, das im Stil und Geschmack der ursprünglichen Bewohner ausgestattet war. Er hatte oft diesen Abschnitt im Leben seines Vaters studiert. Die Triadenfamilie hatte nur drei Jahre in diesem Komplex verbracht, nachdem sie aus Alexandreia, der Stadt der zweiten Kammer, in den letzten Etappen des Exils vertrieben worden war. Und dennoch war sein Vater immer zu dieser Stätte zurückgekehrt, als ob sie mehr Heimat bedeutete als jeder andere Wohnsitz, den er gehabt hatte.
    Tapi, noch frisch für die stabilere Welt jenseits des City-Gedächtnisses und der Krippe, fand eine solche Hingabe drollig, akzeptierte sie aber. Tapi war sich sicher, daß alles, was sein Vater tat, passend und richtig war.
    Olmy stand nahe dem einzigen breiten Fenster des Apartments in einem weiten Zimmer rechts vom Eingang. Tapi trat ein, ohne etwas zu sagen und wartete darauf, daß man ihn bemerken würde.
    Olmy wandte sich um. Tapi war bei all seiner Jugend durch das Aussehen seines Vaters verwirrt. Er schien die Verjüngung aufgegeben oder seine periodischen Ergänzungen vernachlässigt zu haben. Er war magerer und dürr. Seine Augen schienen Tapi zu fixieren, ohne ihn zu sehen.
    »Ich freue mich, daß du kommen konntest.«
    Tapi hatte alle erdenklichen Fäden gezogen, um herkommen zu können, während jedes verfügbare Mitglied der Verteidigungskräfte ständig im Dienst war. Er wollte das aber seinem Vater nicht erläutern.
    »Ich freue mich, daß du mich gebeten hast.«
    Olmy näherte sich ihm. Seine Augen wurden wieder scharf. Er sah ihn sich an mit einem liebenden Blick, der objektiv zu sein bemüht war. »Sehr schön«, sagte er und bemerkte jene kleinen Details und Verschönerungen, die nur jemandem auffielen, der in einem selbstkonstruierten Körper gelebt hatte. »Du hast dich wirklich gut gemacht.«
    »Vielen Dank!«
    »Du hast meine Botschaft zu Garry Lanier gebracht. Ich verstehe… ehe er starb.«
    Tapi nickte. »Es tut mir leid, nicht unter ihm zu dienen.«
    »Er war ein bemerkenswerter Mann. Dies… ist unpassender, als es sein sollte, zwischen zwei Männern, die im Dienst des Hexamons zu stehen pflegten…«
    Tapi hörte mit seitlich geneigtem Kopf aufmerksam zu.
    »Ich möchte, daß du deiner Mutter meine herzlichsten Grüße überbringst. Ich kann sie nicht empfangen.«
    »Sie ist immer noch isoliert«, sagte Tapi. »Auch ich kann jetzt nicht mit ihr sprechen.«
    »Aber du wirst sie früher treffen als ich.«
    Tapi zog die Lippen auf einer Seite zusammen – das einzige Zeichen von Kummer.
    »Ich werde keinen von euch beiden wiedersehen. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen…«
    »Vater, das hast du mir schon einmal gesagt«, wandte Tapi ein.
    »Diesmal gibt es keinen Zweifel und keine zweiten Chancen.«
    »Pavel Mirsky ist zu uns zurückgekehrt«, sagte Tapi in der Hoffnung, einen ausgefallenen Vergleich als Scherz erscheinen zu lassen. Olmy lächelte auf eine Weise, die ihm einen Schauder einflößte.
    »Wahrscheinlich auch dafür keine Chance«, sagte Olmy.
    »Vater, darf ich Fragen

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