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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Leben, das auf täglich wechselnde Krisen gerichtet ist. Ich habe sie einmal enttäuscht, glaube aber, daß sie immer noch das Bedürfnis spürt. Auf jeden Fall, sei unserer Königin gegenüber nicht anmaßend! Pflege deine angeborene Vorsicht. Und hüte dich vor den Verlockungen des Palastes! Es ist ein gefährlicher Ort. Kleopatra lebt hier wie ein Skorpion unter Schlangen.
     
    Rhita dachte an den Kammernherrn, den Waffenmeister, die aithiopischen Wächter und die Zeremonie, bei der sie Zeugin sein mußte. Irgendwie schien das alles etwas sinnvoller. Sie stellte die Tafel ab und war der Sophe für ihre Voraussicht – und Einsicht – dankbar. Aber ihre Zähne klapperten immer noch, und es war schwer, Schlaf zu finden.
     
    Die Vorbereitungen für die Expedition zu dem Gebiet in der Nordischen Rus begannen am nächsten Morgen insgeheim. Das Tempo der folgenden beiden Tage war atemberaubend. Die Königin und ihre Ratgeber schienen gegen die Zeit zu rennen, um fertig zu werden; und Rhita wurde bald in den Grund für diese Eile und Diskretion eingeweiht.
    Kleopatra hatte einst vor Dekaden fast alles kontrolliert, was in der Oikoumene mit Erkundung und Forschung zu tun hatte. Sie hatte dieses königliche Vorrecht schon in der Jugend beansprucht, noch ehe der Einfluß des Rates geschwunden war und sie dabei immer mehr Macht für die Ptolemäische Dynastie gegenüber der Aristokratie von Alexandreia und Kanopus gewonnen hatte.
    »Deine Großmutter ist mich teuer zu stehen gekommen, als ihre Tore in Bewegung kamen und verschwanden«, sagte Kleopatra mit schiefem Lächeln. Sie erschauerte und wischte die Vergangenheit mit der Hand weg. »Aber die Aristoi sind jetzt inzwischen in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Revolten von Bauern und Landeignern, mangelnde Einberufungen bei der Kypros-Krise… Sie haben sich in den letzten Monaten zurückgezogen und mich den Fall übernehmen lassen. Das gibt mir etwas Luft zum Atmen. Wenn ich heimlich atme. Geheimnisse halten sich nicht lange in Alexandreia. Ich muß diese Expedition binnen fünf oder sechs Tagen ausgerüstet und auf den Weg gebracht haben, sonst könnte sein, daß mir der Anwalt des Königlichen Rates Einhalt gebietet.«
    Kleopatra machte sie mit einem vertrauenswürdigen Berater bekannt, Oresias, einem Forschungsreisenden und Experten für die Nordische Rus, der ihr leidenschaftlich treu ergeben war. Er war groß und schlank, von etwas vorgerücktem Alter, stark, einem Adler ähnlich und hatte weißes Haar. Vor Jahrhunderten hätte er einer der Generäle von Alexandros sein können. Mit seiner Hilfe stellte Rhita eilends eine Liste von Vorräten und Leuten auf, die für die Expedition gebraucht wurden. Es war etwas mehr als eine Laune, daß sie den Namen von Demetrios einfügte, obwohl sie einander noch gar nicht begegnet waren. Sie gedachte, sich an der Gesellschaft eines anderen Mathematikers zu erfreuen.
    Oresias besprach sich mit einem zweiten vertrauenswürdigen Berater, Jamal Atta, einem kleinen schwarzhaarigen Mann, General der Überseeischen Sicherheitskräfte der Oikoumene im Ruhestand. Er war der Abstammung nach Berber, pflegte aber den Stil eines altpersischen Soldaten. Gemeinsam erwogen sie die Schwierigkeiten und Gefahren, die beim Eindringen in feindliches Gebiet zu erwarten waren.
    Rhita sah der langen Reise in die Nordische Rus mit einiger Besorgnis entgegen. Als Oresias ihr die Pläne auf einem Kartentisch im königlichen Spielsalon darlegte und mit einem durch Narben entstellten Zeigefinger die aussichtsreichsten Routen entlangfuhr, fragte sie sich, was wohl die wahren Motivierungen der Königin wären. Hatte Patrikia die Absichten Kleopatras richtig verstanden?
    Die Expedition würde politisch riskant sein. Sie müßten Entdeckungen durch die Hochfrequenztürme der Nordischen Rus vermeiden, welche entlang der Südgrenzen von Baktra bis Magyar Pontos stationiert waren. Die unabhängigen, mit der Rus verbündeten Republiken der Hunnen und Uiguren lagen auch auf der Strecke. Diese waren beide berühmt als wilde und erbarmungslose Krieger. Eindringen könnte als Rechtfertigung für Gegenoffensiven angesehen werden oder sogar zu kleinen Grenzkriegen führen. Jamal Atta erwähnte diese Möglichkeiten beiläufig als einfache Bemerkungen zu Oresias’ Plänen.
    Als Transportmittel würden der Expedition joudaische ›Bienen‹ dienen, große Hubschrauber, die von syrischen Rückstoßturbinen angetrieben wurden. Atta breitete eine Handvoll Bilder dieser

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