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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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keine?«
    Sehr langsam und wider Willen, in Furcht vor sich selbst und ihren Ungewißheiten, sagte Rhita: »Nur mein Leben, Hypselotes.«
    Kleopatra lachte. Sie richtete sich auf, nahm Rhitas Hände in die ihren und zog sie aus dem Sessel hoch, als ob sie tanzen wollten. Sie sagte: »In dir steckt ja doch etwas von dem alten Mädchen. Kannst du mir das zeigen?«
    Rhita entspannte ihre Halsmuskeln lange genug, um einmal nicken zu können.
    »Dann bring dein Schlüsselbein her und führe es mir so vor, wie deine Großmutter es getan hat. Das hat mir damals Freude gemacht.«

 
19. KAPITEL

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Thistledown, Fünfte Kammer
     
    Nach einunddreißig Tagen der Nachforschung war Olmy zu einer Entscheidung gekommen. Die Jart-Mentalität konnte an ihrem derzeitigen Orte nicht sicher untersucht werden. Er wußte zu wenig über das System, in dem sie gespeichert war, während der Jart offenbar alles kannte.
    Er stand in dem zweiten Raum. Seine Kaumuskeln arbeiteten. Das von der Mentalität gebotene Bild hatte sich während der ganzen Zeit, da er es studiert hatte, nicht merklich verändert. Ruhig, zeitlos. Bestimmt, bald wiedergeboren zu werden und vielleicht zu versuchen, seinen höheren Zweck noch einmal anzugehen…
    Olmy hatte sich nie in eine Lage gebracht, in der sein inneres Wesen verletzt werden konnte. Er hatte sich sogar gescheut, Persönlichkeiten mit Liebhaberinnen und Freunden zu vermischen – etwas, das in den ungestümen Tagen der Jartkriege nicht ungewöhnlich war. Immer wenn er sich an Unterhaltungen im Stadtgedächtnis beteiligt hatte, hatte er sein Selbst dicht eingekapselt.
    Er fand diese Schwäche so amüsant wie ein jeder; aber er hatte diese Regel einmal verletzt, nämlich damals, als er Korzenowskis wieder zusammengesetzte Partikel in seine implantierten Erinnerungen gespeichert hatte. Korzenowskis zerstreute Mentalität war aber nur dicht daran gewesen, nur an seiner äußeren Gedankenschicht teilzuhaben und nicht tiefer einzudringen.
    In gewisser Weise verabscheute er große Intimität. Er schätzte seine Einzigartigkeit. Er hatte sich nie zu der alten dichterischen Maxime bekannt, daß Alleinsein eine schlechte Gesellschaft bedeutete. Olmy war völlig klar, weshalb er keine Intimität mochte. Er wollte sich selbst nicht total kennenlernen und wollte auch nicht, daß ein anderer ihn kennenlernte. Er hatte keinen Genuß daran, seine Mentalität zu ergründen, wie andere es taten.
    Um aber den Jart kennenzulernen, wäre es am besten, ihn in einem isolierten Implantat bei sich zu speichern. Er konnte keiner Vorrichtung vertrauen, daß sie den Erkundungen des Jarts widerstehen würde. In seinem Innern würde er die gespeicherte Mentalität ständig überwachen und sie sogar von einem System in ein anderes verlegen können. Er hatte drei große Gedächtnisimplantate, von denen das eine nur fünfzig Jahre alt war, während die zwei zusätzlichen installiert worden waren, um später die Partiale des Ingenieurs aufzunehmen, alles Talsit-Konstruktionen. Jedes konnte beliebig modifiziert, isoliert und von außen geprüft werden mit wenig oder gar keiner Chance, daß irgend etwas von dem, was da gespeichert war, unwillentlich preisgegeben würde.
    Der Plan war schon immer unausweichlich gewesen.
    Olmy hatte nur das vermieden, was auf der Hand lag.
    Wieviel war er gewillt, für das Terrestrische Hexamon zu opfern? Seine Mentalität, seine Seele? Wenn der Jart es irgendwie schaffte, seinen Weg durch alle inneren Barrieren zu ätzen, ihn zu überlisten und auszumanövrieren, dann würde noch mehr als das verloren sein.
    Der Jart hatte zugelassen, daß man ihn fing.
    Er war ein trojanisches Pferd.
    Dessen war er sich sicher.
    Und er war dabei, dies Pferd in die Mauern seiner eigenen kostbaren Zitadelle, seines Geistes, zu lassen.
    Falls seine Sicherheitsmaßnahmen versagten, könnte der Jart das tun, was er vermutlich schon die ganze Zeit vorgehabt hatte. Er könnte ein Spion werden, ein Saboteur in Menschengestalt, innerhalb des Hexamons. Er könnte alle Erinnerungen kontrollieren und im schlimmsten denkbaren Fall seine versklavte Persönlichkeit überzeugen, daß sie aus ganz freiem Willen handelte.
    Hormonale Implantate hielten die chemischen Prozesse seines Körpers relativ im Gleichgewicht, aber der scharfe Stich von Angst war immer noch deutlich. Olmy war über das Gelingen seiner Pläne noch nie so im unklaren gewesen.
    Er begab sich in den ersten Raum zurück, wo Beni gestorben war, und öffnete einen

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