Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Tiefen des Asteroiden fühlen, seit Jahrmilliarden unverändert, unversöhnlich wie die Zeit, Urgestein, kohlehaltige Stoffe und Wasser, die sein Volk seit Jahrhunderten gespeist und behaust hatten.
    Er blickte auf die leere Tafel, die einmal die friedlichen Strukturen des Jarts gezeigt hatte. Jetzt waren die Gedächtnisspeicher leer. Alles, was es von dem Jart noch gab, war erfolgreich in Olmys Implantate überführt worden.
    Seine erste Entdeckung in den ersten paar Sekunden, in denen er den Jart erkundete, war, daß sich eine Art von übersetzender Hülle oder Schnittstelle entwickelt hatte – entweder durch den Jart selbst als Reaktion auf die Sondierungen früherer Forscher, oder, weniger wahrscheinlich, durch die Forscher selbst. Ohne diese Hülle würde Olmy keine sinnvollen Mitteilungen aufgenommen haben, als Mar Kellen ihn erstmals an das System anschloß. Die Hülle war unvollkommen, aber für einen Anfang nützlich.
    Nachdem er sich versichert hatte, daß übertragene Kommunikation möglich war, kontrollierte er jetzt noch einmal seine Vorsichtsmaßnahmen. Er hatte sowohl die Mentalität des Jarts – die ein Implantat einnahm – wie auch ein gespeichertes Partial von sich selbst gesondert von seinem primären Ich positioniert und eine Anzahl von Sperren errichtet, deren geringste ein Zeitgeber war, der den Zugang zu all seinen Implantaten regelte. Das Partial führte die Erkundung zunächst durch und berichtete ihm regelmäßig.
    In der überschnellen Welt von Implantatfunktionen geschah all dies binnen zehn Minuten des Aufladens. Olmys Partial stellte fest, daß die Mentalität des Jarts fast intakt war. Das heißt, seine Haupt- und Subroutinen schienen den anerkannten Regeln für intelligente Befehle zu folgen. Sie waren nicht fragmentiert. Die weiter untergeordneten Routinen des Jarts schienen nicht ordentlich zu funktionieren, aber eine Beurteilung davon konnte er sich für später vorbehalten.
    Man nahm niemals an, daß irgendein Teil einer tickenden Bombe inaktiv war, bis man die Bombe völlig verstand.
    Während der ersten Stunde hatte Olmys Partial einige Teile des Erlebnisgedächtnisses vom Jart lokalisiert. Die ersten Versuche, diese zu verlagern, störten den Jart. Teile seiner Mentalität schienen kurz aus ihrem zeitlosen Schlaf zu erwachen; und Olmy empfing aufs neue eine Kakophonie alter Mitteilungen:
     
    ›Pflicht unklar. Anwesenheit des Pflichtenkritikers(?)‹
    ›Unfähig (sich?) zu lokalisieren‹
    ›(Scheußlichkeiten)‹
     
    Und dann ein Rückfall in den stillen Teich scheinbarer Ruhe.
    Die Erinnerungen, die er gewann, waren bei weitem nicht klar oder leicht zu übersetzen. Die Jart-Sensorien unterschieden sich sehr von menschlichen Äquivalenten. ›Augen‹ waren sowohl für Licht empfänglich wie für Schall und kombinierten solche Signale auf eine Weise, die in der Erfahrung des Hexamons nicht ihresgleichen hatte. Dies bewirkte aber nicht die größten Schwierigkeiten, die Olmy mit den Erinnerungen hatte, denn man kannte schon seit Jahrhunderten Algorithmen, die fast alle sensorischen Mitteilungen deuten konnten. Was ihm (oder hier zunächst seinem Partial) am meisten Rätsel aufgab, war die Nichtbetonung individueller Wahrnehmung zugunsten einer umfassenderen kulturellen Konditionierung. Die persönliche Perspektive eines Jarts schien fast irrelevant zu sein, und es gab handfeste Beweise dafür, daß zumindest dieser Jart mehr als ein Distanzfühler wirkte denn als ein Individuum mit freiem Willen.
    Aber andere Anzeichen sprachen dagegen. Der Jart hatte eine starke, unabhängige Routine der Motivation – was man in menschlicher Sprache einem Ego analog nennen könnte. Es gab enorm schwierig assoziierte Komplexe sozialer und hierarchischer Reaktionen, die indessen mit dieser Motivationsroutine vernetzt waren. Der Jart war willensstark, konnte aber in bestimmten Situationen – wenn er in sein soziales Milieu verflochten war – völlig gelehrig und gehorsam sein, fast ohne jeden Willen überhaupt. Und er würde zwischen diesen beiden Zuständen keinen Widerspruch entdecken.
    Für einen Jart war Gehorsam von freiem Willen nicht zu unterscheiden. Dennoch war Olmy überzeugt, daß manche Jarts – wie zumindest dieser – keinen Gruppenintellekt enthielten. Vielleicht besaß der Jart ein Modell oder eine künstlich auferlegte Simulation der Jart-Hierarchie, eine Art von Monitor oder Gewissen.
    Eine Zeit lang, als er Daten durch die einseitige Verbindung mit seinem Partial

Weitere Kostenlose Bücher