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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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tief in den alten, kühlen Etagen der königlichen Residenz im Nordflügel des Palastes.
    »Vertraust du ihm?« fragte der Diener sie noch vor der Tür und zeigte mit dem Finger auf Lugotorix.
    »Ja«, sagte Rhita.
    Der Kammerdiener betrachtete ihn genau mit zusammengekniffenen Augen. »Wenn du es sagst.« Er winkte mit der Hand, und ein Bediensteter am Ende der Halle kam heran. Einige auf Aigyptisch gemurmelte Worte, die Rhita nicht verstand, ließen diesen bis ans Ende des Gangs laufen. Einen Augenblick danach, während alle drei noch in unbehaglichem Schweigen dastanden, brachte ein mürrischer, stämmiger alter Mann ein judaisches Maschinengewehr und eine schußsichere Weste.
    »Dies ist der Waffenmeister des Palastes«, erklärte der Hofbeamte. Er nahm dem Waffenmeister das Gerät ab und händigte es dem Kelten aus, der es mit offener Bewunderung annahm. Dann befahl der Kammerherr dem Waffenmeister, den Kelten in dessen Gebrauch einzuweisen, was dieser auf hellenisch mit parisianischem Akzent tat.
    »Du trägst eine Panzerweste und sie nicht«, erklärte der Waffenmeister, »weil du immer zwischen ihr und einem Mörder stehen mußt. Verstanden?« Der Kelte nickte grimmig.
    Auf einen anderen Wink des Hofbeamten hin stapften zwei massige Aithiopier aus dem Ende der Halle auf sie zu. Der Kelte erhob instinktiv seine neue Waffe, aber der Kammerherr klopfte mißbilligend an deren Lauf und schüttelte den Kopf. Er erklärte: »Eine Zeremonie. Du wirst in die Palastwache aufgenommen.«
    Der Kelte wurde auf der Stelle initiiert in einem kurzen Ritual, wobei er mit den Aithiopiern Blut austauschte. Nach seiner erstaunten Miene zu urteilen, war er höchst beeindruckt. Rhita war weniger begeistert. Sie war erschöpft und wunderte sich im stillen, warum sie bei all dem dabei sein mußte.
    In den Gang wurde eine Liege gebracht und dicht bei der Tür ihres Schlafzimmers abgestellt. Dann winkte der Kammerherr dem Waffenmeister und den Aithiopiern, und sie verschwanden.
    »Wirst du es hier bequem haben?« fragte Rhita Lugotorix, der in der Türöffnung stand. Er klopfte mit gespreizten Fingern einer gewaltigen Hand auf die Liege und zuckte die Achseln.
    »Es ist zu weich, Herrin, wird mir aber nicht schaden.«
    »Was hältst du von all diesem?« fragte sie mit leiserer Stimme.
    Der Kelte überlegte kurz mit zusammengezogenen starken dunkelblonden Augenbrauen. »Werde ich mit dir gehen oder hier bleiben?«
    »Ich hoffe, daß du mit mir kommst.«
    »Dann ist es in Ordnung.« Er hatte offenbar keine Lust, weitere Bemerkungen zu machen. Rhita schloß ihre Tür und ging im Zimmer umher. Sie war bemüht, sich nicht eingesperrt zu fühlen. Die prächtigen Fresken über einer Holztäfelung ließen den Raum nur wenig größer erscheinen. Sie stellten eine Jagd auf Krokodile und Nilpferde am Mareotis-See dar und waren ohne Zweifel sehr alt – vielleicht zweitausend Jahre. Ihre Perspektive war primitiv. Rhita vermutete, daß sie es besser können würde, obwohl sie nie eine gute Schülerin beim Zeichnen gewesen war.
    Nachdem sie das erlesene Mobiliar besichtigt hatte – Ebenholz und Elfenbein und hochpoliertes Silber und Messing –, legte sie sich auf die Federmatratze und starrte auf den seidenen Vorhang, der von der Decke hing.
    Was, zur Hölle, tu ich eigentlich?
    Mit vor Erschöpfung und Angst klappernden Zähnen erinnerte sich Rhita, daß sie noch nicht auf die Tafel geschaut hatte, ob da eine Mitteilung für sie heute war. Sie nahm die Tafel aus ihrem Behältnis und stellte den Schirm an.
     
    Meine liebe Enkelin,
     
    Falls du die Königin getroffen hast, weißt du, daß sie eine sehr kluge Frau ist, zäh und durchaus imstande, sich in einer unruhigen Oikoumene zu behaupten. Aber sie ist auch eine Frau, die bald sterben wird – vielleicht politisch, ehe ihr Körper versagt. Die Oikoumene wird bald von aristokratischen Administratoren regiert werden, von Menschen, für die Politik eine exakte und klar umrissene Wissenschaft ist. Diese sind ihr bereits gram wegen ihrer Intuitionen und unvorhersehbaren Entscheidungen. Das ist es, warum das Tor gefunden werden und untersucht werden muß, ehe sie stirbt oder indisponiert ist. Sie ist unsere letzte Chance. Kein vernünftiger Politiker würde eine solche Expedition zulassen. Sowieso würde kein vernünftiger Mensch an die Existenz von so etwas wie einem Tor glauben. Kleopatra glaubt daran, weil es ihr eine dringend notwendige Erregung gibt, einen Sinn für größere Dinge in einem

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