Ewigkeit
Plätze ein. Als die Wagen aus der Garage zu rollen begannen, stellte der militärische Berater den Fremden vor. »Dies ist Euer lange vermißter Didaskalos, wenn ich mich richtig entsinne«, sagte Atta. »Er ist gerade aus dem Exil von Kallimachos zurückgekehrt. Demetrios, dies ist deine geduldige und brisante Studentin, Rhita Berenike Vaskayza. Sie hat gebeten, daß du uns begleitest.«
Demetrios wandte seine geistvollen Gesichtszüge Rhita zu und lächelte mit einem Gemisch aus Vertrauen und Schüchternheit, das Rhita verwirrend fand. Er sagte: »Es ist mir eine Ehre.«
»Ganz meinerseits. Ich hoffe, daß deine… Reise dir keine Besorgnis geweckt hat. Ich scheine der Grund dafür gewesen zu sein.«
Demetrios sagte: »Nur Ärger, sonst nichts. Ich bin immer noch nicht sicher, was ich hier zu tun habe… Anscheinend gehen wir auf eine lange Reise, und die Königin persönlich hat mir gesagt, daß ich gebraucht würde. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb.«
»Weil du der Mechanikos mit den fortschrittlichsten Ideen bist«, sagte Oresias. »Ihre Kaiserliche Hypselotes erwartet, daß wir einige echte Wunder sehen werden; und sie hofft, daß du sie uns erklären kannst, wenn unsere Expertin Vaskayza es nicht tun kann.«
»Sie hat über Wunder gesprochen. Ich gestehe, daß ich nicht alles begriffen habe, was sie gesagt hat… Halten wir Ausschau nach dem Tor, das sich für die Sophe geöffnet hat, damit sie in diese Welt eintrat?«
»Vielleicht.«
»Das wäre wirklich ein Wunder.« Er schüttelte erstaunt den Kopf und blickte dann auf den Kasten mit dem Schlüsselbein. »Ist das eines der Objekte?«
Rhita nickte. Demetrios hatte die Gesichtszüge eines Einheimischen von Neo Karchedon, aber mit einer helleren, mehr olivfarbenen Haut. Vielleicht war in ihm etwas Blut aus Latine oder Aigyptos.
Er sagte: »Du wirst meine ergebene Neugier verzeihen. Mechanikoi in meiner Werkstatt sind von Kindheit über die Objekte der Sophe in Kenntnis gesetzt worden. Wirklich eines zu sehen…« Er schien fragen zu wollen, ob er es berühren dürfe, aber Oresias schüttelte diskret den Kopf.
»Ich freue mich, dich kennenzulernen«, schloß Demetrios und lächelte wieder. Rhita sah sich die anderen Männer in dem Wagen an. Sie war hier die einzige weibliche Nutzlast. In der ganzen Expedition gab es nur noch zwei weitere Frauen. Sie hatte auf mehr gehofft; aber selbst unter dem Einfluß von Kleopatra waren die Sitten von Alexandreia sehr von denen auf Rhodos verschieden.
Die Dampfwagen arbeiteten sich durch das Brucheion und die Neapolis in der Morgendämmerung, vorbei an einigen Marktinhabern und Fischern, die Esel zu ihren Ställen ritten oder führten. Die Luft war frisch und sauberer, als sie in den letzten Tagen gewesen war. Das schien ein gutes Vorzeichen zu sein. Alexandreia war einstmals wegen der Reinheit seiner Luft berühmt gewesen. Die Fabriken im Delta hatten das geändert.
Nachdem einmal die Neapolis und der Distrikt von Aigyptos – wo die Heerstraße auf hochmütigen Betonpfeilern über die jämmerlichen Hütten aufstieg – durchfahren waren, dehnte sich vor ihnen die Nekropolis am Westrande der Stadt aus, ein Gewirr aus Kalkstein, rotem und grauem Granit und Marmorgräbern. Sie wurden an den Toren der Stadt nicht angehalten. Der Einfluß der Königin bei der Polizei war noch mächtig.
Die Sonne stand schon am Himmel, als sie die Stadt der Toten passierten. Vor Jahrhunderten waren die Armen in die Nekropolis eingedrungen, waren in die Gräber vergessener Familien eingezogen und bildeten eine einzigartige, gewalttätige soziale Struktur, die für sich einen eigenen Lebensstil entwickelt hatte. Die Polizei konnte kaum mehr ausrichten, als zu verhindern, daß die Leute aus der Nekropolis in die Neapolis eindrangen. Das Aigyptische Viertel diente dabei als Puffer. Indessen wurde die Karawane auf der zerfurchten und an Schlaglöchern reichen Landstraße durch die Gräber nicht belästigt.
Die Königin hatte auch hier ihre Kontakte und Helfer.
Nach dem letzten trostlosen Gewirr alter Gräber erhob sich aus dem kümmerlichen Grasgestrüpp und Sand eine militärische Fernstraße wie eine dunkle Fata Morgana. Die Karawane folgte ihr bis zum Aerodromos, weitere zehn Meilen nach Westen. Als sie dort ankamen, war es voller Tag. Rhita konnte Kerosin und Öl im Luftzug riechen und hörte ein andauerndes dumpfes Gedröhn, als die Jets und andere Flugzeuge starteten, um die libyschen Grenzen zu kontrollieren. Durch die
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