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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dahin.
    Der Kelte und die Palastwächter nahmen die Situation mit stoischer Ruhe auf. Rhita dachte, daß es zwischen ihnen eine Art Wettstreit gäbe. Wer zuerst etwas Unwohlsein erkennen ließe, hatte verloren.
    Demetrios sah nicht mehr so grau aus, war aber offenbar unglücklich. Rhita lehnte sich in den Mittelgang und schnallte sich los, um näher an ihn heranzukommen. Sie klopfte auf seine Ohrschützer und hob sie auf einer Seite ab.
    »Laß uns eine Prüfung machen!« sagte sie übermütig.
    »Was für eine?« rief er.
    »Wer zuerst ängstlich oder unwohl oder aufgeregt aussieht, verliert.« Sie nickte zu den Wächtern und dem Kelten hin und grinste. »Gilt das Spiel?«
    »Es gilt«, sagte Demetrios und grinste zurück. »Ich habe allerdings schon verloren«, erklärte er darauf etwas betrübt.
    »Wir beginnen jetzt. Wollen uns beherrschen.«
    Atta schaute sie mit offener Mißbilligung an.
    »Wo sind wir?« fragte ihn Rhita, rückte näher an die Dreiergruppe und hielt sich an einem Gepäckhalter über ihrem Kopf fest. Ihre Kühnheit schien jetzt grenzenlos zu sein.
    »Westlich Gaza«, sagte Oresias. »Kommen gut voran. Wir folgen der Route von Alexandras! Ungefähr. Wir machen einen Zwischenstop in Damaske zum Nachtanken, dann Bagdade, dann weiter nach Raki am Kaspischen Meer, wo uns ein Tankflugzeug begleiten wird. Wir füllen in der Luft über der Hunnos-Republik auf und sind binnen zwei Stunden an deinem Ort in der Steppe. Ich hoffe, daß unsere verbündeten Provinzen zu ihren Verpflichtungen gegenüber der Königin stehen werden.«
    Der Klang der Rotoren war für Rhita jetzt soviel wie Sicherheit. Sie döste eine Stunde lang und träumte von sandigen Einöden. Dann fand sie, daß sie Joudaia überquert hatten und sich Damaske näherten. Wie eine riesige Pizza frisch aus dem Ofen zogen Sand, Felsen und verkrustete Berge unten vorbei. Sie dachte an Karawanen und tagelange Reisen, an das Verdursten und das Graben nach Wasser in alten Brunnen… Das war Romantik.
    Wie ein göttlicher Vogel all das zu überfliegen, war einfach unwirklich.
    Aus der gebackenen Pizzawüste hob sich in der Ferne ein grüner Fleck heraus und breitete sich wie ein Farbspritzer über die Sandfläche aus. Rhita roch Damaske, noch ehe sie es richtig sah. Es war ein Geruch von Leben, Wasser und grünen Pflanzen, der sie veranlaßte, den Kopf zu heben und mit der Nase zu schnuppern in der Hoffnung auf mehr. Demetrios und Oresias waren in Expeditionspläne vertieft, der Mechanikos holte nach, was ihm entgangen war. Sie überlegte, wie sie sich wohl fühlen würde, wenn man sie wie Demetrios einfach rekrutiert hätte. Aber ich wurde ja auch rekrutiert, erinnerte sie sich. Meine Großmutter hat mich ausgesucht. Rhita schnallte sich los und blickte durch ein Fenster.
    Damaske erhob den Anspruch, die älteste Stadt der Welt zu sein. Ausgrabungen in Jericho im vorigen Jahrhundert hatten das in Frage gestellt; aber Jericho war eine viel kleinere Kommune, kaum mehr als ein Dorf, und Damaske war seit Jahrtausenden eine richtige Stadt gewesen. Sie war das Haupthandelszentrum von Syrien, umgeben von Obstgärten und Feldern, geduckten Bauten aus Glas und Stahl und steinernen Ziggurat-Stufentürmen, die über das jüdische und Horusviertel emporragten. Die massige persische Steinfestung beherrschte den Süden der Stadt, und noch weiter südlich lagen der internationale zivile Aerodromos von El Zarra.
    Atta kam aus dem Cockpit zurück und sagte ihr, daß sie am Rande von El Zarra zum Nachtanken landen würden. »Ich hoffe hier einige Nachrichten zu bekommen, falls jemand spricht.« Er schüttelte finster seinen langen Kopf.
    Der Helikopter senkte sich und näherte sich dem Flugfeld knapp über der Höhe der Baumwipfel. Rhita roch Datteln und Küchenfeuer aus Kamelmist. Trotz der Anspannung mußte sie lächeln. Sie war nie in einem dieser Orte gewesen. Im Überlebensfalle würde sie eine weitgereiste junge Frau sein.
    Die Maschine setzte auf einer kleinen Betonplatte auf, nahe bei einigen schäbigen alten Tankwagen. Ermüdete und mit Staub bedeckte Männer kamen an die beiden Flugzeuge heran und zogen lange, flache, sandfarbene Schläuche nach. Sie warteten, bis die Rotoren stillstanden, und befestigten dann die Schläuche ein paar Schritte von den Seitentüren entfernt. Oresias ließ ihre Tür aufschwingen und sprang hinunter, dahinter Atta, die Leibwächter und Demetrios. Der Kelte holte tief Luft und schüttelte den Kopf, als ob er ihn klar machen

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