Ewigkeit
keinen Weg, wie wir es herausfinden können?
Keinen.
Aber es ist offen?
Ja.
Kann jemand von der anderen Seite hindurchkommen?
Ja.
Die Ungeheuerlichkeit dessen, was sie getan hatte, begann ihr klar zu werden. Sie stand unterhalb und auf einer Seite des Tores und bewunderte seine unheimliche Schönheit, wie ein hängender Regentropfen oder die Augenlinse eines riesigen Fisches.
In der Mulde war Wasser über ihre Fußgelenke emporgestiegen. Es wirbelte in durchsichtigen Wellen über das niedergedrückte Gras. Schlammiger Schaum stieß gegen das Ufer. Rhita blickte darauf hinunter, war beunruhigt und fand, es wäre klug, die Böschung emporzuklettern, um jeder möglichen Flut zu entgehen. Sie trat neben Demetrios, hielt das Schlüsselbein in Kniehöhe und atmete schwer. »Es ist offen«, sagte sie ihm ruhig. Er blickte auf Atta und Oresias und dann wieder auf sie.
»Willst du es ihnen nicht sagen?«
»Doch, natürlich«, sagte sie. »Es ist offen«, rief sie nach hinten über die Schulter. »Ich habe es geöffnet. Das Schlüsselbein hat es aufgemacht.«
Atta nickte mit verkniffenen Lippen und nachdenklich blinzelnden Augen. Oresias lächelte Rhita kurz zu. »Wir können hindurchgehen?«
»Es sagt, daß wir es können, aber nicht tun sollten. Es weiß nicht, was sich auf der anderen Seite befindet.«
Oresias ging zum Ufer hinunter. »Wir sind hierher gekommen, um zu forschen«, erinnerte er sie. »Was auch in Alexandreia geschehen sein mag – dies ist unser Auftrag. Du bist zu wertvoll, um hindurch zu gehen«, sagte er Rhita, »und wir brauchen Atta, um die Piloten und Soldaten in einem Notfall zu befehligen. In dieser Situation ist wahrscheinlich Demetrios…«
»Ich würde gerne gehen«, sagte der Mechanikos mit leuchtenden Augen.
»Nein.« Oresias hob die Hände und schüttelte den Kopf. »Du hast dich nicht verpflichtet, Risiken auf dich zu nehmen, wohl aber ich.«
Lugotorix beobachtete sie alle genau und folgte mit dem Auge der Gesprächsrunde.
»Bring das zweite Objekt herunter!« befahl Oresias einem Soldaten. Der Mann lief los.
Rhita sagte: »Ich weiß nicht, wie es benutzt wird. Großmutter hat es mir nicht gesagt.«
»Kümmere dich nicht um sie!« sagte Oresias mit vor der Herausforderung gerötetem Gesicht. »Wir werden sehen, ob es noch funktioniert und ob wir damit umgehen können oder nicht. Wenn es funktioniert, gehe ich hindurch. Falls nicht…«
»Ich bin für alle Objekte verantwortlich«, sagte Rhita.
»Und ich trage die Verantwortung für dich«, sagte Oresias. »Wenn es nicht funktioniert, können wir zumindest eines unserer im Käfig gehaltenen Tiere zuerst hindurchtreiben; und dann werde ich folgen, sofern das Tier lebendig zurückkommt.« Er berührte leicht Rhitas Arm. »Ich bin kein Narr und will nicht sterben. Wir werden vorsichtig sein.«
Der Behälter mit dem zweiten Objekt wurde von dem Soldaten in die Senke herbeigebracht. Rhita öffnete den Deckel und hielt ihn dabei fest. Sie nahm die Kästen für Kontrolle und Rezirkulation heraus, die beide an einem dicken schwarzen Gürtel befestigt waren. Sie sagte: »Das ist sehr alt.«
Oresias hielt die Arme hoch, und sie legte ihm den Gürtel um die Taille. »Wie würdest du es in Betrieb setzen?«
Rhita dachte kurz nach und berührte dann mit der Hand den Kontrollkasten. Das Gerät kommunizierte nicht mit ihrem Geist. Offenbar war es weniger intelligent als das Schlüsselbein. Was würde Großmutter tun? fragte sie sich.
Sie würde zu ihm sprechen.
»Bitte einschalten!« sagte sie auf hellenisch. »Bitte, schütze diesen Mann!« Nichts geschah. Sie dachte eine Weile darüber nach und beschloß dann, das Englisch ihrer Großmutter zu verwenden, eine schwierige Sprache, die ihr kaum geläufig war. »Bitte einschalten!« sagte sie. »Schütze diesen Mann!«
Wieder keine Reaktion.
Rhita fühlte einen Anflug von Ärger über ihre Unwissenheit. Warum hat Großmutter mir nicht beigebracht, wie man alle diese Objekte benutzt? Vielleicht war gegen Ende ihres Lebens die Brillanz Patrikias geschwunden. »Mir fällt nichts anderes ein, das ich versuchen könnte…«, sagte sie. »Außer daß es vielleicht funktioniert, wenn ich es trage.«
Oresias schüttelte energisch den Kopf. »Falls ihre Kaiserliche Hypselotes noch auf ihrem Thron sitzt, würde sie meinen Kopf verlangen, wenn ich dich in irgendeine Gefahr brächte. Wir wollen es erst mit dem Tier versuchen.« Er ließ ein Kaninchen herbeibringen.
»Ich werde gehen«, sagte
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