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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Lugotorix Rhita vertraulich ins Ohr. Sie schüttelte den Kopf. Alles war durcheinander. Sie waren Amateure. Keiner der anderen – wahrscheinlich noch nicht einmal sie – hatte eine Ahnung, wie bedeutsam diese Gelegenheit war, wie gefährlich, und nicht nur für sie alle.
    Das Kaninchen erschien, ein kleines Pelzknäuel in einem geflochtenen Korb. Es zuckte mit einer rosigen Nase; der Käfig hing mit einem Haken an einer langen Holzstange. Das Wasser war nicht mehr erheblich gestiegen; also nahm er das andere Ende der Stange und trat in den Strom mit vorsichtigen Schritten, wobei das andere Ende mit dem Käfig vor ihm her baumelte. »Wohin soll ich es tun?« fragte er.
    Rhita grinste unwillkürlich. »Ins Zentrum.«
    Lugotorix schien das auch lustig zu finden. Der Kelte fand selten etwas, über das zu lachen sich lohnte.
    Oresias hob die lange Stange an und manövrierte den Käfig in das Zentrum der schimmernden Linse hinauf. »Etwa so?« fragte er. Der Käfig und das Kaninchen verschwanden wie durch den Trick eines Zauberkünstlers.
    »Ja«, sagte Rhita verschüchtert. Sie versuchte sich vorzustellen, wie Patrikia durch eine solche Linse fiel und in einem Bewässerungskanal landete…
    Oresias sagte: »Ich werde es einige Sekunden lang dort lassen.« Die Stange zitterte in seinen Händen.
    Da hörte Rhita im Norden ein tiefes stampfendes Geräusch. Jamal Atta blickte von der Senke auf, verzog das Gesicht und brüllte: »Tataren, Kirgisen, Hunderte von ihnen!«
    Oresias erbleichte, hielt aber weiter die Stange in Position. »Wo?«
    Lugotorix sprang auf den Rand der Mulde. Rhita war hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, dicht am Tor und Oresias zu bleiben oder dem Kelten zu folgen, um zu erfahren, was geschah. Die Soldaten bei den Flugzeugen stießen laute Rufe aus. Das Stampfen wurde lauter.
    »Reiter und Infanterie!« rief Lugotorix zu ihr herunter. »Sie sind nahe – ein paar Stadien.«
    »Welche Fahne?« fragte Oresias, dessen ganzer Oberkörper durch das Gewicht der Stange und des Käfigs zitterte. Die Linse hing ruhig und ungestört da und absorbierte den Käfig so, wie eine unsichtbare Tür das Ende vom Seil eines Zauberkünstlers verschlingt.
    »Keine Fahnen«, sagte Jamal Atta. »Es sind Kirgisen! Wir müssen uns davonmachen!«
    Oresias zog den Käfig krampfhaft vom Tor weg. Rhita sah in dem Käfig eine undeutliche Spur von rot und grau, als Oresias die Stange über den Fluß zum Ufer herausschwenkte. Sie sahen beide das Kaninchen an. Es war tot und kaum noch einem Tier ähnlich.
    »Was ist mit ihm geschehen?« fragte Rhita.
    »Sieht aus wie explodiert, oder jemand hat es auseinandergerissen«, sagte Oresias. Er betastete die Holzstäbe. Die waren intakt, und ihr Inhalt tropfte einen dünnen Blutstrom auf Gras und Schlamm. Er hakte den Käfig los und stopfte ihn eilends in einen mit Gummi imprägnierten Sack. Lugotorix kam den Hang herunter, um Rhita beim Arm zu nehmen. »Wir gehen jetzt«, sagte er entschlossen, mit der Maschinenpistole in der Hand. Sie sträubte sich nicht.
    Sie blieben auf dem Rand der Senke kurz stehen, um sich zu orientieren. Soldaten liefen mit Vorratskisten zum Flugzeug. Einer stolperte und fiel schreiend hin. Rhita dachte, man hätte ihn erschossen; aber er kam wieder auf die Beine und nahm die Last wieder auf. Rhita blickte weiter nach Norden und sah, wie sich eine Linie dunkler Reiter schnell auf sie zu bewegte. Die Pferde steckten bis zum Widerrist im Gras. Hinter ihnen flogen Dreckbatzen hoch, und die Stimmen der Reiter vereinten sich in einem kräftigen heulenden Gesang, der das Stampfen der Hufe übertönte. Einige Leute schwangen Schwerter und lange Gewehre in der Luft. Bis dahin durch einen niedrigen Hügel verborgen, kam gerade jetzt plötzlich eine leichte, mehrflüglige Maschine hinter den Reitern in Sicht. Sie summte wie eine Libelle, flog über die Linie, gewann mehr Höhe und passierte sie in einer Höhe von ungefähr fünfzig Ellen, die Flügel fast vertikal zum Kybernetes gekippt; und ein Beobachter im Rücksitz bemühte sich, die Angreifer zu sehen. Rhita erkannte deutlich ein langes schwarzes Fernrohr in seinen Händen; und dann hob Lugotorix sie an ihren Armen hoch, die er mit seinen mächtigen Händen an ihre Seite gedrückt hatte, und lief mit ihr zum nächsten Hubschrauber. Oresias versuchte, Schritt zu halten. Rhita wandte sich um und sah, wie Atta mit ausgebreiteten Armen und flatterndem Umhang auf einen Haufen Soldaten zulief, die noch mehr Kisten aus

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