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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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auch das Schlüsselbein treffen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie leise.
    »Was?«
    »Ich weiß nicht!« brüllte sie. Demetrios nickte phlegmatisch, und sie wandte sich von ihm ab mit einem Abscheu, der ihrer früheren Anziehung widersprach. Er kann nicht helfen. Niemand kann helfen. Ich sitze in der Falle.
    Lugotorix kam mit dem großen Kasten zurück. Sie schloß ihn auf und nahm das Schlüsselbein heraus, hielt es tief vor sich und fühlte seine Kraft in ihren Händen und Gedanken. Es versucht, mir wieder Sicherheit zu geben. Der Kelte entsicherte seine Maschinenpistole und trat hinter ihr von einem Fuß auf den anderen. Oresias lächelte und zog die Tür des Zeltes beiseite.
    Ohne zu zögern und es ablehnend, jemandem irgendwelche Schwäche zu zeigen, mit sich und allem anderen unzufrieden – besonders wegen ihrer kümmerlichen Vorstellungen von Abenteuer am Vortag – stapfte Rhita in den starken Regen hinaus.
    Sie blieb stehen und drehte sich um. Ihre Augen blinzelten in die prasselnden Tropfen. »Dorthin!« sagte Demetrios und wies in die Richtung der Senke.
    »Da wird es bald eine Überschwemmung geben«, rief sie über die Schulter. Die Männer folgten ihr. Bis auf den Kelten waren alle tief gebückt. Lugotorix schritt durch den Sturm wie ein marschierender Baum. Sein Haar klebte am Gesicht, die Augen waren nur noch Schlitze und die Zähne in einer Grimasse entblößt.
    Der Boden der Senke war schon knöcheltief mit brausendem Wasser gefüllt. Rhita rutschte aus und ging unsicher an der Böschung hinunter. Manchmal blieb sie aufrecht stehen, indem sie mit beiden Händen das Schlüsselbein festhielt, bis sie dann über den Boden platschte und neben der schimmernden Linse des Tores stand. Sie sah es mit ihren Augen und auch im Geiste, unbehindert durch Unwetter und Blitzschlag.
    Das Schlüsselbein zeigte ihr, wie weit der Sturm entfernt war, und seltsame Symbole zuckten über das Bild.
    Sie ballten sich in einem Punkt in den Wolken und blinkten grün…
    Gerade, als ein Blitz wieder die Steppe erhellte.
    Das Schlüsselbein informierte sie über alle Verhältnisse rings um das Tor. Eine bedauernswerte Großmutter hat mir von alledem nichts gesagt, dachte sie. Vielleicht hat sie es gar nicht gewußt.
    »Es ist hier ruhig, und nichts hat sich verändert«, rief sie den Männern zu. Nur Lugotorix folgte ihr in die Senke. Demetrios hielt auf halber Höhe des Abhangs an; wie sie annahm, nicht aus Furcht, sondern aus Rücksicht für ihre Position und ihre Kontrolle der Lage.
    »Brauchst du Hilfe?« fragte er und streckte die Hände aus.
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie. »Ich habe das noch nie gemacht.«
    Was tue ich, um das Tor zu erweitern? fragte sie das Gerät. Sie nahm an, daß es dies war, auf das sie es alle abgesehen hatten, ohne Zeit für besondere Vorsichtsmaßnahmen. Sie konnte sich kaum vorstellen, wer oder was sie auf der anderen Seite erwartete: Menschfresser oder Götter.
    Sie war immer noch ein Kind von Rhodos, so raffiniert gebildet sie sich auch stellen mochte. Sie hatte nicht die Erziehung ihrer Großmutter gehabt.
    Das Schlüsselbein instruierte sie unterhalb eines Niveaus, dem sie mit ihrem bewußten Verstand folgen konnte. Ihre Hände flatterten, das war fast schmerzhaft. Ihre Muskeln zuckten leicht. Sie gewöhnten sich an neue Anweisungen, neue Befehlswege, die in wenigen Sekunden ihr Nervensystem durcheilten. Für einen Moment war Rhita zugleich erschöpft und schwindlig; aber das verging, und sie kam wieder zurecht.
    Überrascht zwinkerte sie einige Wassertropfen fort. Der Regen hatte aufgehört, ohne daß sie es bemerkt hatte. War sie ohnmächtig geworden? Sie drehte sich um und sah Lugotorix hinter sich, dessen Augen über ihren Kopf fixiert waren. Demetrios auf halber Höhe der Böschung und Atta und Oresias und die Soldaten entlang der Kante – alle starrten auf das Tor.
    Rhita blickte empor.
    Die Linse war höher gestiegen und hatte sich erweitert und auch abgeflacht. Sie wirkte seltsam in den frischen Strahlen einer Morgensonne, die flach zwischen den auseinandergehenden Wolken schien. Rhita befragte das Schlüsselbein.
    Das Tor hat sich verändert. Was geht vor sich?
    Wir haben veranlaßt, daß es sich erweitert, sagte es ihr. Du hast es so befohlen.
    Kann ich hindurchgehen?
    Das ist nicht ratsam, sagte das Schlüsselbein.
    Warum?
    Wir können nicht wissen, was sich auf der anderen Seite befindet.
    Rhita dachte, daß das sehr einleuchtend war, aber ihre Zeit war knapp. Gibt es

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