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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ein unermeßlicher Segen«, sagte er und stand auf. »Ich habe Ihre Ruhe gestört und werde jetzt gehen.«
    »Nein«, sagte Lanier und hob den Arm. »Nein, bitte. Ich muß mit Ihnen sprechen.« Die Furcht und der Neid, den dieser Mann erregt hatte, waren plötzlich zu einer Art von Liebe geworden, einer Wiederkehr von Gefühlen, die er vor vier Jahrzehnten nie zugegeben hätte. Mit diesen Gefühlen kam eine plötzliche, achtsame und fast schmerzhafte Besorgnis um Karen. Was tat sie jetzt wohl? Er mußte auch mit ihr reden. Seine Haut… so alt!
    »Sollen wir uns erinnern? Jetzt haben wir wohl genug Zeit und später vielleicht nicht.«
    Mirsky nickte und setzte sich wieder hin. Er beugte sich vor, die Ellbogen auf den Knien und die Hände gefaltet. Seine Sanftheit war verschwunden.
    Lanier sagte: »Vielleicht haben wir beide es nötig, Erinnerungen aufzufrischen. Ich wollte Ihnen berichten, wie erschöpft ich war, fühle mich jetzt aber nicht mehr so.«
    Mirsky wedelte lässig mit der Hand. »Alte Krieger verzehren den Stier immer viel später.«
    »Sie kauen das Fett«, sagte Lanier lächelnd. Es war sehr unwahrscheinlich, daß Mirsky einen unbeabsichtigten Fehler machte. »Das würde mir gefallen.«
    »Erzählen Sie mir, was geschah, nachdem ich versagte.«
    »Zunächst möchte ich eine Frage stellen… Tausend Fragen.«
    Mirsky sagte: »Tausend Fragen kann ich nicht beantworten.«
    »Dann wenigstens ein paar.«
    Mirsky nickte skeptisch.
    »Ihr Auftritt… darin war zuviel Kraft. Sie sagen uns, daß sie ganze Galaxien einnehmen werden – oder schon einnehmen – und sie umwandeln und vernichten… Galaxien ohne Leben?«
    Mirsky grinste. »Eine kluge Frage. Ja. Totgeboren, könnte man sagen… Riesig, voller übermäßiger Energie, die sich selbst irgendwie verbrennen oder schnell zu Sternen verfallen, die im Zentrum gefroren sind… Man kann sie Schwarze Löcher nennen. Kein Leben, keine Ordnung in solchen Galaxien wird überdauern. Der Endgültige Verstand beschleunigt und kontrolliert ihren Tod.«
    Lanier nickte stupide, nahm sich zusammen und befeuchtete seine trockenen Lippen. »Mit so viel Kraft, warum zwingen sie uns nicht einfach? Schicken eine Art von Armee wie Sie selbst oder… etwas Stärkeres?«
    »Nicht subtil. Nicht die richtige Art und Weise.«
    »Wie, wenn Sie versagen?«
    Mirsky zuckte die Achseln. »Auch dann.«
    »Was wird geschehen… zwischen jetzt und dem Ende der Zeit?« Da war es platt heraus; er hatte sein Interesse an der Zukunft wiedergewonnen, und mit derselben Neugier.
    »Ich erinnere mich nur an das, woran ich mich erinnern muß. Falls ich mich an mehr erinnerte, würde es mir nicht gestattet sein, es Ihnen zu sagen… nicht alles.«
    »Wie lange wird es dauern – bis zum Ende?«
    Mirsky sagte: »Zeit bedeutet in diesem Bereich der Geschichte immer weniger. Aber eine Schätzung – eine Baseballziffer – ist nicht allzu irreleitend. Ungefähr fünfundsiebzig Milliarden Jahre.«
    Lanier zwinkerte und versuchte, einen solchen Zeitraum zu verdauen.
    Mirsky schüttelte traurig den Kopf. »Es tut mir leid. Ich will keine Ausflüchte machen, aber mehr kann jetzt nicht enthüllt werden. Vielleicht später… viel später, wenn Menschen in die Gemeinschaften eintreten…«
    Lanier erschauerte und nickte. »Schon recht«, sagte er. »Aber ich bin immer noch neugierig. Andere sind es wahrscheinlich noch mehr als ich… Sie müssen das eigentliche Volk überzeugen.«
    Mirsky stimmte mit schiefer Miene zu. »Jetzt Garry, habe ich selbst Fragen. Können wir darüber reden, was geschah, nachdem die Geshels die Bezirke verließen?«
    »Von wann an?«
    »Seit der Rückkehr zur Erde.«
    Lanier dachte nach, fand einen Ausgangspunkt und begann seine Beichte, nachdem das Bedürfnis dafür endgültig vergangen war.

 
26. KAPITEL

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Gaia
     
    Vögel sangen, und es lag noch etwas anderes in der Luft – etwas Elektrisches. Rhita zog ihre Decken herunter und lauschte auf die Männer, die sich brabbelnd im Rest des Zeltes bewegten. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. Jetzt wurde ihr klar, wie erschöpft bis zum Zusammenbruch sie gewesen war. Einen Augenblick lang genoß sie noch die Behaglichkeit ihres Bettes und wollte nicht auf ihre Instinkte achten. Dann explodierte etwas unweit vom Zelt; und sie erhob sich auf Knie und Füße, nur mit lockerem Unterzeug bekleidet. Die Luft knisterte, und der Wind schlug an die Außenseite des Zeltes. Einige Leute schrien einander Fragen und Befehle zu. Demetrios

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