Ex en Provence
es doch so eilig, Julie abzuholen.«
»Ja, natürlich. Aber deshalb hättest du ja vielleicht auch einfach kurz warten …«
»Das ist nicht so meine Art«, sagt er und zieht mich an sich heran, lässt seine Hände durch meine Haare gleiten und nähert sich meinen Lippen.
»Moment! Das Thema ist aber noch nicht durch. Ich fand dich wirklich arrogant und unverschämt und …«
»Ich fand dich von Anfang an perfekt.«
Perfekt? Ich?
»Das hast du aber ausgesprochen gut geheim gehalten.«
»Das ist so meine Art«, sagt Eric und zieht mich wieder in seinen Arm. »Und außerdem hast du dich nie dafür bedankt, dass ich dir Cola und Salzstangen mitgebracht habe. Dabei war ich so stolz, dass ich das deutsche Hausrezept auf Lager hatte! Weißt du noch? Als Julie und du, wie soll ich sagen, als ihr etwas unpässlich wart.«
»Unpässlich? Wir hatten Chloés ›gastro‹.«
»Und Chloés DS .«
»Oh, ja, vielen Dank! Da warst du in der Tat sehr hilfreich. Du bist manchmal wirklich ignorant, völlig …«
» Du bist jedenfalls bezaubernd.«
Seufz.
»Vor allem, wenn du dich so aufregst wie eben, bist du …«
»Unwiderstehlich?«
»Auf jeden Fall.«
»Hinreißend?«
»Natürlich.«
»Eloquent?«
»Manchmal.«
»Elegant?«
»Also, na ja …«
»Anmutig?«
»Hm.«
»Ich werte das als ein Ja! Grandios, ich bin also in deinen Augen wie eine Französin.«
»Aber nein! Wie kommst du denn darauf? Nein, nein!!!«
»Warum nicht?«
»Na, weil …«
»Ja? Ich höre.«
»Weil, weil … Keine Ahnung. Du bist wunderbar, so wie du bist! Im Original. Nicht anders.« Eric zieht mich wieder an sich, setzt erneut zu einem Kuss an.
»Eric?«
»Ja?«
»Ist das hier gerade ein Rendezvous?«
»Könnte man so sagen. Wieso?«
»Wenn meine Freundin Nathalie erfährt, dass ich zu meinem Rendezvous Jogginghose, Zeltpulli und Wollsocken getragen habe, dann muss ich zur Strafe eine Woche auf Stöckelschuhen mit ihrem Kangoo herumfahren und dabei Johnny Hallyday hören.«
Eric sieht mich fragend an.
»Dann habe ich ein Problem, will ich damit sagen. Deshalb werde ich mich jetzt noch schnell umziehen!«
»Ich glaube, das ist wirklich nicht nötig. Nicht mehr.«
27. Kapitel
Am nächsten Morgen, kurz nach halb neun
Irgendwo in L’Oublie-en-Provence
Dieses Dorf ist wirklich sehr klein. Da hatte Madame Croizet Recht. Und sie war heute Morgen auch die Erste, die Eric und mir augenzwinkernd zuwinkte, als wir gemeinsam das Haus verließen und unsere Töchter zur Schule brachten. Auch Mademoiselle Pointcarré, die Lehrerin, schien wissend zu lächeln, als Jule und Chloé von uns zeitgleich abgeliefert wurden.
Jetzt schlendern wir auf dem Rückweg am Rathaus vorbei und nehmen Kurs auf den »Casino«, der, wie man einem Zettel an der Eingangstür entnehmen kann, vorübergehend geschlossenen ist. Eric legt seinen Arm um meine Schultern. Ach, ist es nicht traumhaft? Der wunderbarste Mann ganz Frankreichs an meiner Seite, schon bald werde ich einen neuen Job gefunden und dieses lächerliche Problemchen mit den Behörden gelöst haben, und dann gründen wir die perfekteste Patchwork-Familie, die Frankreich, nein Deutschland, ach ganz Europa je gesehen hat!
»Woran denkst du?«, erkundigt sich Eric.
Huch, das hat mich noch nie ein Mann gefragt. Das ist doch eigentlich mein Text! Jetzt bloß niemanden verschrecken mit Zukunftsplänen bis zur gemeinsamen Kreuzfahrt als glückliches Rentnerpärchen. Immer schön cool bleiben …
»Och, an nichts Spezielles …«
»Glaube ich dir nicht«, sagt Eric, als wir uns der Bäckerei nähern, und drückt mich an sich. Dann zeigt er auf mein noch immer gardinenfreies Wohnzimmerfenster über der Boulangerie und sagt: »Zu dir und dann zu mir, d’accord?«
Ich nicke und koste schon einmal die Vorfreude auf den nächsten Kuss aus, den mir Eric sicher gleich noch auf offener Straße vor den übrigen potenziell anwesenden 2998 Bewohnern unseres Dorfes geben wird.
Doch plötzlich schreckt mich Motorengeheul auf. Ich blicke auf den Marktplatz und sehe einen BMW , der energisch zwischen einer Platane und Erics Ente eingeparkt wird. Wie im Reflex löse ich mich ein bisschen aus Erics Umarmung. Jetzt erkenne ich Teile eines deutschen Kennzeichens: B-RH …
»Was ist los?«, fragt Eric sanft und entfernt sich einen Schritt von mir. »Bekommst du Angst?«
»Ja.«
»Vor mir? Geht dir das alles zu schnell?«
»Nein, nein, aber ich fürchte, ich bekomme mal wieder Besuch.«
Nein! Das ist jetzt aber
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