EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Boot. Er hoffte, dass sie sich an seine Instruktionen halten und sich nicht verraten würden. Der Zeitpunkt X war noch lange nicht gekommen.
Weiterhin beschäftigte ihn das Rätsel, das hinter Excess stecken musste .
Patricia Palmer bereitete sich auf ihren Einsatz als Sue Battista vor. Nach dem Absturz der Boeing 767 südlich von Sandrock am morgigen Sonntag würde sie als Fernsehreporterin des Texas Action News Networks nach Sandrock gehen und mit ihrer Crew einige Aufnahmen der Absturzstelle machen. Außerdem sollte sie Interviews mit Augenzeugen führen. Der heikelste Punkt war ein kurzer Live-Bericht, der genau in das aufgezeichnete Medienszenario passen musste. Sie hatte das Gespräch mit der Moderatorin im ›NBC-Studio‹ oft geübt – den Dialog sogar selbst geschrieben – freute sich aber schon auf den entspannenden Moment, wenn sie es endlich hinter sich haben würde. Jetzt stand sie in einem Nebenraum des SitRooms vor der Kamera, in ihrem Blickfeld ein Kontrollmonitor, und sprach immer wieder ihren kurzen Aufsager und das folgende Gespräch mit ›NBC New York‹. »I’m Sue Battista reporting live from Sandrock, Texas.« Einmal hatte sie sich einen Schnitzer geleistet und noch gesprochen, als man ihr aus der ›NBC-Zentrale‹ schon die erste Frage stellte. Beruhigt hatte sie festgestellt, dass es auch nicht anders wirkte als Fehler, wie sie auch bei echten Live-Sendungen passieren.
Paul O’Brien saß seit neuneinhalb Stunden an seinem Stress-Consultant-Platz und verfolgte kopfschüttelnd und staunend sein Soziologen-Programm live aus den Wohnzimmern von Sandrock. Und aus dem Don’s. Dem Supermarkt. Der Kirche. Der Tankstelle. Und der Sandrock Correctional Facility. Zwischendurch kündigte er mit wichtiger Akademikermiene an, dass es bald wieder Zeit für einen Stromausfall sei. Nach Rücksprache mit Patricia Palmer und Oberst Warren gab er dem Experiment Executive Officer Floyd Landler dann eine Anweisung wie »Stromausfall, 9.22 Uhr, sieben Minuten« . Landler leitete sie an den Electrical Power Manager weiter.
Nur manchmal, wenn er die Angst in den Gesichtern der Menschen sah, bekam O’Brien wieder dieses Gefühl. Und sein schlechtes Gewissen meldete sich zurück. Nicht ausgestiegen zu sein. Nicht einmal, nachdem sein Halbbruder Eugene beim Absturz des Airbus zu Tode gekommen war. Bei etwas mitzumachen, angetrieben von seinem wissenschaftlichen Ehrgeiz, was man eigentlich nicht tun sollte. Langsam kroch die Frage hoch, ob es möglicherweise für ihn irgendwelche negativen Konsequenzen haben könnte, mitgemacht zu haben. Und ob das mit den hunderttausend Dollar Entschädigung für die Subjekte des Experiments wohl funktionieren würde.
David Isler lief in seinem Arbeitszimmer im Keller des Einfamilienhauses in Bolligen bei Bern unruhig hin und her. In knapp drei Stunden würde Bundespräsident Giovanni Mattei vom Flugplatz Belp nach Washington fliegen. Erster Programmpunkt am Sonntag war die Teilnahme an einer Gedenkfeier zum 11. September 2001 im State Department. Am Montag und Dienstag würde es zu verschiedenen Arbeitsterminen kommen. Höhepunkt der Reise am Montag war ein Lunch mit Präsidentin Adams.
Isler kannte Mattei persönlich, seit er von ihm vor zwei Jahren zu einem Hintergrundgespräch in sein Büro ins Eidgenössische Department für Auswärtige Angelegenheiten eingeladen worden war. Seitdem hatten sie sporadisch Kontakt. Einmal war Mattei sogar zu Isler nach Hause zum Abendessen gekommen. Es bestand ein Vertrauensverhältnis.
Trotzdem. Der Gedanke, der Isler jetzt nicht mehr losließ, ging nach konventioneller Lesart zu weit. Er war geradezu anmaßend. Unprofessionell. Verrückt. Aber er verfolgte ihn gnadenlos. Isler überlegte eine Sekunde lang, zum Telefon zu greifen, um mit Pater Aurelius zu sprechen. Doch dies verbat sich von selbst. Wenn er tun würde, was er in Erwägung zog, durfte er keine elektronischen Spuren hinterlassen. Sonst könnte er gleich den Dienstweg beschreiten, was für seinen Plan viel zu gefährlich war. Entweder ein Vieraugengespräch mit Mattei. Oder gar nichts.
Larry Monk und Alberto Suarez stocherten lustlos mit den Plastikgabeln in dem undefinierbaren Brei herum, den ihnen vom Wärter auf Plastiktellern durch den Türschlitz gereicht worden war. Wenn sie aus mehrjähriger Erfahrung als unfreiwillige Bewohner der Sandrock Correctional Facility nicht gewusst hätten, dass man die Nahrungsaufnahme
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