EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
hören.
Patricia Palmer wurde bleich. Sie hielt sich an den Armlehnen ihres Stuhls fest.
»Der Helikopter soll umkehren«, durchbrach Warren mit ruhiger Stimme die Stille. Gerade noch mal gut gegangen. Landler funkte den Piloten an. Sie hörten, gedämpft durch die Mauern des Kellers, wie sich das Knattern der Rotorblätter wieder entfernte.
»Die Leiche des Mannes ins Haus zurückbringen«, wies Warren Landler an. »Sie sollen ihn auf sein Bett legen. Dann den richtigen Geistlichen informieren, damit er die Letzte Salbung geben kann.« Wenn man nicht alles selbst macht . »Außerdem müssen wir jemanden schicken, der einen Totenschein ausstellt. Einen Militärarzt . Jemand von dir.« Warren zweifelte, dass Landler entsprechende Formulare vorbereitet hatte, im schlimmsten Fall musste man ein Formular improvisieren. »Die Beerdigung muss auf jeden Fall auf dem Friedhof hier am Ort stattfinden. Auch wenn er etwas anderes verfügt haben sollte. Nationaler Notfall. Bis zur Beerdigung werden wir seine sterblichen Überreste hier unten im Kühlraum nebenan aufbahren.« Warren ignorierte Patricia Palmers entsetzten Blick. Schlecht gelaunt verließ er den SitRoom. Er brauchte frische Luft.
Die Falcon erreichte über der Region Champagne-Ardenne die Reiseflughöhe. Während seine Mitarbeiter über den bevorstehenden Arbeitsbesuch sprachen, zog Bundespräsident Mattei die Karte aus dem unverschlossenen Kuvert. Isler hatte es ihm vor dem Abflug in die Hand gedrückt. Der Inhalt sei zur Untermalung seiner Botschaft geeignet. Über seine Verwendung entscheiden müsse aber selbstverständlich er, Mattei, selbst. Isler, der sich angestrengt hatte, schön zu schreiben, hatte einen Reim mit präsidialer Geschichte gewählt:
Bullfight critics ranked in rows
Crowd the enormous plaza full;
But only one is there who knows
And he’s the man who fights the bull.
Mattei ließ Islers Erläuterung Revue passieren: John F. Kennedy hat den Vers bei einer Rede vor Chefredakteuren am 16. Oktober 1962 vorgetragen – nachdem er Fotos eines Aufklärungsflugs gesehen hatte, die den Bau von Raketenabschussrampen auf Kuba zeigten. Sein Publikum verstand erst Tage danach, worauf Kennedy angespielt hatte, als er am 22. Oktober die Welt über die sowjetischen Abschussrampen und Kuba informierte. Gut dreizehn Monate später erfuhr der Vers eine erneute Anwendung: Er war einziger Inhalt der von der CIA täglich erstellten President’s Intelligence Checklist vom 22. November 1963 – der Tag, an dem Kennedy in seinem offenen Wagen an der Dealey Plaza in Dallas, Texas, ermordet wurde.
Der Jet war schon über dem Atlantik, als Mattei immer noch über sein Gespräch mit Isler nachdachte.
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Samstag, 10. September 2016 17.42 CDT / 00.42 MESZ (11.9.)
Die Unterbrechung des Wahlkampfs – in zwei Monaten standen die allgemeinen Wahlen bevor – wurde ohne weitere Details zu nennen regelmäßig erwähnt. Als das Szenario aufgenommen wurde, wusste man noch nicht, wer die Kandidaten sein würden.
Gerade als die Leiche von Kenneth Williams im Excess Headquarter ankam, um im Kühlraum bis zur Beerdigung zwischengelagert zu werden, wechselte NBC das Nachrichten-Motto. Attack on Freedom wurde ersetzt durch World in Distress . Inzwischen liefen vier Schriftbänder über den Bildschirm, davon drei mit einer ständigen Wiederholung des Nachrichtengeschehens, sowie ein extra breites Schriftband mit den Anweisungen des Heimatschutzministeriums. Die Schriftbänder nahmen das untere Viertel des Bildes ein. Darüber stand auf der linken Seite der in dramatischem Orange und Schwarz gehaltene Schriftzug World in Distress . In der rechten oberen Ecke pulsierte im Sekundentakt ein roter Punkt, der die höchste Terrorwarnstufe symbolisierte. Links oben waren vier verschiedene Countdowns eingeblendet, die den Beginn der Ausgangssperre für die vier Zeitzonen der USA anzeigten. Der ganze Bildschirm war umrahmt von einem schwarz-gelb gestreiften schmalen Balken, um die Dramatik der Situation zusätzlich zu untermalen. Ursprünglich hatte Patricia Palmer die Idee gehabt, dass die Farben des Balken alternieren sollten. Aber als ihr und einigen anderen im Studio beim Anblick des unruhigen Bildes nach kurzer Zeit schlecht geworden war, hatte man darauf verzichtet.
»Meine Damen und Herren, ich bin nun schon seit zwanzig Jahren im Nachrichtengeschäft tätig und habe auch am 11. September 2001 moderiert, aber was sich
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