EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
nahm den Autoschlüssel und verließ ihre Wohnung.
Tim Lewis wurde mulmig beim Gedanken, dass er am Abend schon um halb acht schließen musste. Er hatte fast keine Reserven und abends machte er den größten Teil des Umsatzes. Deshalb reagierte er sofort und folgte seiner makabren Eingebung. Er klebte das auf beiden Seiten handgeschriebene Plakat von innen an ein Fenster des Don’s
End of the World Lunch at Don’s
Celebrate Apocalypse together!
11 am to 2 pm, Daily Sunday 9/11 through Armageddon
one Beverage included
only $ 4,99 per Soul
Nicht, dass er das mit dem Weltuntergang ernst meinte. Aber er hoffte, dass er die Krise nützen konnte, das flaue Mittagsgeschäft grundsätzlich zu verbessern. Zu seiner Überraschung hatte ihm die Nationalgarde auf Anfrage zugesagt, ihn mit Lebensmitteln zu den üblichen Großhandelspreisen zu beliefern. Montag würde er diesen Service zum ersten Mal in Anspruch nehmen. Die Präsidentin hatte ja bereits angekündigt, dass die Notstandsmaßnahmen bis mindestens Mittwoch aufrecht erhalten würden.
Drei Meilen, nachdem sie von der 287 rechts auf die Zufahrtsstra ß e nach Sandrock abgebogen war, musste Josephina vor einer Straßensperre anhalten. Verwundert kurbelte sie das Fenster runter. »Was ist das hier?«, fragte sie den Gardisten – einer von Landlers Mitarbeitern.
»Sorry Ma’am, Sie können hier nicht weiterfahren, das Gebiet ist wegen dem Manövers gesperrt.«
»Manöver?« Sie hatte nie etwas von einem Manöver gehört.
»Southern Countdown 16. Stand in den Zeitungen.«
»Okay, dann parke ich das Auto hier und gehe zu Fuß ins Dorf«, entschied sie.
Der Gardist winkte ab. »Ich fürchte, das geht nicht. Sie müssen zuerst einen Passierschein beantragen.«
»Was?« Sie glaubte sich verhört zu haben.
»Sie müssen einen Passierschein beantragen. Hier.« Er reichte ihr einen Zettel mit einer Adresse. Department of Defense, DAPOR, ATTN: Col. G. Warren, Washington D.C. 20301-1100.
»Schreiben Sie an diese Adresse. Kann einige Tage dauern, bis Sie den Passierschein erhalten. Das Pentagon ist ein bürokratischer Koloss«, fügte er hinzu und zog die Augenbrauen hoch.
»Und die Leute im Dorf?«, fragte Josephina verwundert. »Müssen die auch einen ...«
»Nein, natürlich nicht«, unterbrach sie der Gardist. »Viele sind aber, nachdem wir sie vor Beginn des Manövers über die Sperrung informiert haben, für einige Tage verreist. Wen wollten sie besuchen?«
Josephina zögerte. »Also ... Lewis. Tim Lewis.«
Der Gardist zog einige Unterlagen aus der Innentasche. Er drehte sich zur Seite und begann zu blättern. »Lewis, Tim haben Sie gesagt?«
Sie bejahte.
»Ist abwesend. Hat seinen Laden vorübergehend dicht gemacht.«
Sie fragte den Gardisten, ob er wisse wo Tim jetzt sei.
»Natürlich nicht, Ma’am. Wir sind ein freies Land. Jeder kann reisen, wohin er will.« Er tippte sich mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand an den Helm. »Wünsche Ihnen einen schönen Tag.« Damit ging er zurück zu seinem Plastikstuhl, der neben der Straßensperre stand.
Verdutzt startete Josephina den Motor, wendete das Auto und fuhr nach Hause.
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Samstag, 10. September 2016 21.17 CDT / 04.17 MESZ (11.9.)
Ein voller Erfolg! Art Sinshy fuhr sich lächelnd mit der Hand übers Haar und ließ sich von der Beschleunigung auf Piste 04 des Amarillo International Airport in den Ledersessel drücken. Beschleunigung der Geschichte. Zufrieden sog er den Duft von Lavendel ein. Er hatte die Piloten gebeten, die ersten fünfunddreißig Meilen Richtung Südosten zu fliegen, um den Palo Duro Canyon im Licht des Mondes sehen zu können. Amarillo Departure gewährte den Wunsch ohne weitere Nachfrage. Allerdings machte man die Crew auf das Prohibited Area 47B aufmerksam, das am Ende des Canyons lag. Für die leistungsstarke G-70 kein Problem, es in mindestens zehntausend Fuß Höhe zu überfliegen. Nach fünf Minuten blickte Sinshy, ein Glas Whiskey in der Hand, links aus dem Fenster. Das Licht in der Kabine war auf ein Minimum gedimmt. Neben dem Klacken der Eiswürfel gegen das Glas, und dem diskreten Rauschen der Belüftung hörte Sinshy nur seinen eigenen Atem.
Dort unten war es. Abgelegen, unauffällig, nichts ahnend. Globalvillage. Fasziniert blickte Sinshy auf den kleinen Fleck, erkennbar nur an einigen beleuchteten Stra ß en. Er presste die Lippen zusammen beim
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