EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Opfer und Schäden ist noch nichts bekannt.«
Tim schlug mit der flachen Hand auf den Tresen und schüttelte den Kopf.
»Zahlen!« Eine Gruppe von drei Gästen entschied, sofort nach Hause zu gehen.
Edward Trust hatte von seinem Arbeitsplatz im Einsatzraum der STOG bei Luxemburg beobachtet und belauscht, wie Oberst Warren mit zusammengekniffenen Lippen das Telefongespräch zwischen Fred Reilly und Tim Lewis mitgehört hatte. Das war kein Zufall. Kurz nach Beginn des Experiments hatte Trust sich die Konfiguration von Warrens Bildschirmen angesehen. Dabei war ihm nicht entgangen, dass Warren einen ›Fred Reilly‹ und einen ›Pit Cooper‹ auf die ›Continuous Tracking‹-Liste gesetzt hatte.
»Irgendwas ...«, hatte Trust gemurmelt, nachdem er Warrens Gesichtsausdruck während seiner Lauschaktion gesehen hatte. »Irgendwas wissen wir nicht. Und das ist schlecht. Ganz schlecht.«
Jetzt ließ auch der Leiter der Operation Cosmoculus Reilly und Cooper nicht mehr aus den Augen.
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Samstag, 10. September 2016 14.29 CDT / 21.29 MESZ
Der einundachtzigjährige Kenneth Williams saß mit traurigem Blick vor dem Fernseher. »Was ist nur aus unserer Welt geworden?« Er erwartete keine Antwort von seiner Frau Joyce. Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Nur noch Verrückte und Terroristen«, murmelte sie.
Seit über zwölf Stunden saß Kenneth Williams in Schlafanzug und Morgenmantel auf dem uralten, abgewetzten Sofa. In den ersten Stunden war das unerwartete Fernsehprogramm eine willkommene Unterhaltung für ihn gewesen, da er schon lange unter Schlafstörungen litt. Die Ausgangsperre hatte die Williams nicht sonderlich berührt, sie blieben sowieso immer zu Hause. Aber spätestens seit die Nachricht über eine Explosion in der Nähe des Weißen Hauses verbreitet wurde, hatte sich eine tiefe Traurigkeit über Kenneths Gemüt gelegt. Er hatte sich immer als Patriot empfunden. Sein älterer Bruder John war bei einer Schlacht in der Eifel Ende 1944 gestorben. Kenneth war immer stolz auf seinen Bruder gewesen. Der hatte Amerika verteidigt und dafür sein Leben gelassen.
Das Haus der Williams stand an der Jackson Street, keine fünfzig Meter von Sandrocks Main Street entfernt. Wenn eine Patrouille der Nationalgarde vorbeikam, gingen Kenneth und seine Frau zum Fenster und winkten freundlich. Sie waren froh über die Anwesenheit der jungen Soldaten in ihrem Dorf. Sie gaben ihnen Sicherheit in einer Welt, die sie schon lange nicht mehr verstanden.
Joyce nahm die Hand ihres Manns und tätschelte sie. »Nicht mehr unser Planet!«, sagte sie und lachte kopfschüttelnd. Wie schon viele Male in den letzten zehn oder zwanzig Jahren.
»... überschlagen sich die Ereignisse. Wir verfolgen zur Zeit mehrere Entwicklungen in Moskau, London und Washington. Außerdem hat sich in Berlin, ein neuer ... Kriegsschauplatz aufgetan.« Judith Roth hatte einen Kugelschreiber zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand geklemmt und jonglierte mit mehreren Blatt Papier. Sie versuchte, Ordnung in das Chaos zu bringen. »Beginnen wird mit den aktuellsten Meldungen aus Moskau. Die Stadt wurde vollkommen abgeriegelt. Alle Stra ß en, die in die Stadt führen, wurden blockiert. Gleichzeitig ist offenbar auch der zivile Luftverkehr auf den drei Flughäfen Sheremetjevo, Vnukovo und Domodedowo eingestellt worden. Diese Meldung hat uns soeben über das Netzwerk Unabhängiger Journalisten erreicht. Es ist uns leider bisher nicht gelungen, den Kontakt zu unserer Kollegin Julia O’Donnell wieder herzustellen. Aus Berlin, Deutschland, wird berichtet, dass sich eine Explosion am Hauptbahnhof ereignet hat. Nach diesem noch unbestätigten Bericht sind dabei vermutlich Dutzende von Menschen ums Leben gekommen. Wir versuchen, diese Meldung zu verifizieren. Eine andere Entwicklung verfolgen wir in Washington. Bei einer Explosion an der Pennsylvania Avenue ganz in der Nähe des Weißen Hauses ...«
»Joyce!« Mit erstickter Stimme rief Kenneth den Namen seiner neben ihm sitzenden Frau. Sein Kopf kippte nach hinten weg, während seine rechte Hand einen schwachen Versuch machte, seine Brust zu erreichen. »Joyce!«, stöhnte Kenneth mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Um Gottes Willen! Ganz ruhig, ich rufe einen Arzt!« Die siebenundsiebzigjährige Joyce stand auf, so schnell sie konnte, drehte Kenneths Oberkörper so, dass sein Kopf nicht mehr über die Rückenlehne des Sofas hing, und hastete
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