EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
zum Telefon im Flur. Sie wählte 9-1-1. Der Anruf endete an Landlers Arbeitsplatz im SitRoom.
Floyd Landler schrie »Ruhe!« in den Raum und schaltete den Anruf auf sein Headset. »Notrufzentrale?«, meldete er sich und hörte dann zu. »Ihr Mann? ... Vielleicht etwas mit dem Herz, verstehe. ... Kenneth Williams? ... Wie ist Ihre Adresse? ... Zwölf Jackson Street, Sandrock. ... Ja, Armstrong County, ich weiß. Warten Sie im Haus. ... Ihr Hausarzt in Clarendon? ... Ja, aber wir schicken sofort einen Helikopter, das geht schneller. ... Nein, Sie müssen die Kosten nicht selbst tragen, es wird vom ...«, Landler überlegte eine Sekunde. »... von der Amarillo Medical Foundation finanziert. ... Ja, Ma’am, er wird in spätestens zwanzig Minuten eintreffen. Bleiben Sie bitte ruhig. ... Ich sehe Ihre Nummer auf meiner Anzeige. ... Ja, in spätestens zwanzig Minuten.« Etwas unsicher beendete der das Gespräch: »Alles wird gut!«
Sofort funkte er die am Flugplatz in Clarendon stationierte Helikoptercrew an, zwanzig Meilen östlich von Sandrock. Außerdem instruierte er zwei seiner Mitarbeiter, mit dem Sanitätsauto, das beim Excess Headquarter geparkt war, in die Jackson Street zu fahren, den Patienten in das Auto zu verlegen und zum Sportplatz westlich von Sandrock zu bringen.
Paul O’Brien schaltete das Bild aus der Jackson Street auf. Schockiert beobachtete er, wie Joyce Williams neben ihrem leblos auf dem Sofa liegenden Mann saß und versuchte, ihn durch Tätscheln auf die Wangen wieder zu Bewusstsein zu bringen. O’Brien wagte es nicht, den Ton aufzuschalten – er wollte nicht hören, was die verzweifelt schluchzende Frau sagte.
Oberst Warren saß an seinem Arbeitsplatz und überlegte. In knapp zehn Minuten würde der Helikopter landen. In einem Militärhospital bei Amarillo war eine Station für medizinische Notfälle aus Sandrock eingerichtet worden. Wenn der Patient tot war ... was sollte dann mit seiner Frau geschehen? Jetzt musste eine schnelle Entscheidung getroffen werden. »Floyd, was machen wir mit seiner Frau?«
Landler drehte sich um. Er schien die Brisanz der Frage nicht zu verstehen. »Na was? Nichts.«
»Sie wird mit ihrem Mann ausfliegen wollen.«
»Ich verstehe nicht?«
»Wer macht ihr klar, dass sie absolutes Stillschweigen bewahren muss?« Warren stand auf und schaute Landler gereizt an.
»Ach so. Einer meiner Mitarbeiter.«
»Wer?«
»Also ... irgendeiner.«
Warrens Wangenmuskeln traten hervor. Er presste seine Lippen zusammen. Offensichtlich hatte er Landler gewaltig überschätzt. Er war schlichtweg überfordert. Sobald etwas Außergewöhnliches passierte, hatte Landler keinen Plan!
»Folgendes«, entschied Warren dann. »Patient fliegt nach Amarillo. Frau bleibt vorerst zu Hause. Hast du das verstanden?«
Landler quittierte indigniert.
»Sind die Ärzte in Amarillo im Bild?«, fragte Warren nach.
»Ich werde sie gleich über die Ankunft informieren«, antwortete Landler.
Warren schüttelte den Kopf. »Wissen die Ärzte, was hier passiert?«, zischte er, seine Frage neu formulierend.
»SC16?«, fragte Landler unsicher zurück. »Meinst du das mit SC16?«
»Nein!« Warren war kurz davor, die Geduld zu verlieren. Aufgrund von Landlers Reaktion schloss er, dass dieser zwar eine isolierte Station im Krankenhaus hatte einrichten lassen, aber keine plausible Erklärung – eine Cover Story – als Begründung gegeben hatte. Jetzt können wir nur hoffen, dass der Patient für immer schweigen wird , dachte Warren grimmig. Und dass es zu keinen weiteren medizinischen Notfällen kommt. Diese Sache steht auf tönernen Fü ß en!
Paul O’Brien und Patricia Palmer blickten sich vielsagend an. Der Zwischenfall ging ihnen sehr nahe. Nicht nur, dass jemand wegen der Angst , die sie den Menschen systematisch einjagten, vielleicht an einem Herzinfarkt gestorben war – und das schon am ersten Tag. Sondern der Fall machte ihnen das Problem der Beendigung von Excess deutlich; abgesehen von der Frage, wie man mit Notfällen eigentlich genau umgehen sollte.
O’Brien sah, wie zwei von Landlers Leuten den alten Mann auf eine Bahre legten. Seine Frau schluchzte in den Armen einer Nachbarin.
Minuten später. »Der Mann ist tot.« Die Meldung aus dem Sanitätswagen brachte den SitRoom für einen Moment zum Schweigen. Jetzt war nur noch das Surren der Ventilatoren in den Computern zu
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