EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
getroffen«, erklärte Eugene. Er wusch seine Hände, zog die mit einer Nixe bedruckte Schürze aus und hängte sie über eine Stuhllehne. Paul hörte gespannt zu. »Und was soll ich dir sagen? Wir haben einen Volltreffer gelandet!«
Paul verstand nicht. »Was?«
» Man hat großes Interesse an der Idee gezeigt. Nur einen Monat nach dem Gespräch bekam ich einen Anruf von Oberst George Warren, Chef der DAPOR. Defense Agency for Population Research.«
»Verteidigungsministerium?«
»Ja, Verteidigungsministerium. Die DAPOR ist eine Einheit der DARPA.«
» DARPA?«
»Defense Advanced Research Projects Agency.«
»Ich verstehe immer noch nicht. Was hat das Militär damit zu tun?«
»Mein liebes Paulchen, wir hatten die Idee zu einem Experiment, das, wenn überhaupt, nur mit staatlicher Hilfe und einem gigantischen Budget durchgeführt werden kann.«
»Was für ein Budget?«, fragte Paul.
»Eine Milliarde Dollar!« Eugene ließ seine Worte wirken. »Unsere Idee kostet eine Milliarde Dollar , mein Lieber!«
Paul glaubte, sich verhört zu haben. »Was?! Und dafür hat der Staat Geld?«
Eugene lachte laut auf. »Der Staat? Kein einziger Cent kommt vom Staat! Es wird privat finanziert!«
»Von wem, um Gottes Willen? Wer gibt eine Milliarde für ...«
»Die Patrioten für Globale Demokratie!«
»Patrioten für ...«
»... Globale Demokratie. Eine Gruppe politisch engagierter, wohlhabender US-Bürger, die in dem Experiment den Schlüssel zur Zukunft unseres Landes sehen.« Eugene leerte das Glas, holte den Weißwein aus dem Kühlschrank und goss beiden nach. Dann blickte er freudig in die Kasserolle. Der kreolische Hühncheneintopf machte sich prächtig.
»Und jetzt kommt’s: Oberst Warren hat Excess, so heißt das Experiment ...«
»Wie bitte? Excess?« Paul war am Limit seiner Aufnahmefähigkeit angelangt. Pentagon. DAPOR. DARPA. Eine Milliarde Dollar. Globale Patrioten. Excess?
»Excess! Oberst Warren, der das Experiment leiten wird, hat sich über dich erkundigt und möchte dir die Leitung des soziologischen Teils von Excess übertragen. Das heißt Vorbereitung, Ausführung und Analyse.« Eugene strahlte.
»Wirklich?«, fragte Paul erstaunt.
»Wirklich! Deshalb kommst du am 28. August mit mir nach Washington. Wir werden Warren und einige andere an der Vorbereitung von Excess beteiligte Personen kennen lernen.«
Paul schüttelte ungläubig den Kopf. Seine wissenschaftliche Neugier ließ ihn vibrieren, denn einen Feldversuch dieser Größenordnung hatte es noch nie gegeben.
Eugene lachte und tätschelte übermütig mit beiden Händen Pauls Wangen. »Das ist doch die ganz große Kiste für dich als Soziologe! Du wirst berühmt werden!«
Paul lächelte unsicher. »Nun ja, berühmt ...«
»Allerdings gibt es eine Cool-off-Periode. Aus verständlichen Gründen.«
»Cool-off-Periode?«, fragte Paul. »Ich darf also während einer gewissen Zeit nach dem Experiment nichts öffentlich berichten?«
Eugene zuckte bedauernd die Schultern. »Ja, leider.«
»Wie lange?«
Eugene räusperte sich verlegen. »Fünfundzwanzig Jahre.«
4
Montag, 17. August 2015
David Isler, Analytiker des Strategischen Nachrichtendienstes SND der Schweizerischen Eidgenossenschaft, schob missmutig seinen Einkaufswagen durch den kleinen Supermarkt in Bolligen bei Bern. Seine Frau Angela und ihre dreijährige Tochter Olivia hatten sich nach dem gemeinsamen Essen zum Marzilibad an der Aareschlaufe unterhalb des Bundeshauses aufgemacht, wo sie den heißen Augustnachmittag genießen wollten. Das Einkaufen war an ihm hängen geblieben. Isler musste sich strecken, wenn er in die oberste Reihe der Regale greifen wollte. Halbglatzig, mit Brille, klein und schmächtig, war er eine äußerst unauffällige Figur. Niemand, der ihn auf der Straße sah, würde vermuten, dass es sich um einen der fähigsten Nachrichtenanalytiker Europas handelte. Beim SND hatte er Narrenfreiheit – Hauptsache, er stellte seinen brillanten Geist keiner anderen Organisation zur Verfügung.
Seit Wochen beschäftigte ihn, abgesehen von der Entwicklung seiner Tochter, nur eine Frage, die er im Auftrag des Bundesrates beantworten sollte: Was war der aktuelle Stand des europäisch-amerikanischen Verhältnisses, und wichtiger: Wie würde es weitergehen? Die auf den ersten Blick einfache Frage – man musste doch
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