EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Panhandle, dem nördlichen Ausläufer des Bundesstaates Texas, herrschten draußen jetzt um 9 Uhr abends immer noch 25 Grad. Drinnen sorgte eine surrende Klimaanlage für Kühlung. Es war Montagabend, nicht viel los, wie jeden Montagabend.
Tim Lewis, der gerade seinen dreißigsten Geburtstag gefeiert hatte, bestellte ein weiteres Bier. Es fiel ihm schwer, seinen Blick von der schwarzhaarigen Schönheit am anderen Ende der Bar abzuwenden. Wohl eine Mexikanerin , dachte er. Tim wollte sich keine Probleme mit ihrer männlichen Begleitung einhandeln, trotzdem pendelten seine Augen zwischen dem Gesicht der Unbekannten und ihrem einladenden Dekolletee, das über der Bar zu schweben schien und manchmal leicht wippte, hin und her. Nicht dass er mit seinen zwei Metern Lebendlänge Angst vor einer Auseinandersetzung gehabt hätte, aber er gehörte nicht zu den Männern, die Bestätigung im Streit suchten.
Es war schon das zweite Mal in drei Wochen, dass Tim die Frau im Bourbonstreet Café sah. Sie ging ihm nicht aus dem Kopf. Er ahnte, nein, wusste , dass sie bald zusammenkommen würden; ihre diskreten, aber regelmäßigen Blicke ließen sein Basketballerherz schneller schlagen. Doppelter Ruhepuls.
Eine Stunde später war ihr männlicher Begleiter – ein Cousin, wie sich später herausstellte – verschwunden. Nun blickte ihm die Schöne quer über den Tresen direkt in die Augen. Tim errötete, was man nicht sehen konnte, da die Gene seines afroamerikanischen Vaters über die seiner japanischen Mutter dominierten. Er musste lachen, als er merkte, dass er nervös wurde. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, stand die Schöne auf und ging um die Bar herum auf ihn zu. Tim wurde noch unruhiger und fummelte am Anhänger seiner Halskette herum.
»Hallo.« Sie lächelte ihn an und setzte sich ohne zu fragen auf den Barhocker neben ihm. Ihre selbstsichere Eleganz, offensiv zu sein, ohne im Geringsten billig zu wirken, beeindruckte Tim.
»Hi«, erwiderte er und lächelte zurück. »Schon lange hier, also, ich meine, schön hier«, stotterte er. Wieder musste er lachen.
»Ja, schön hier.« Sie nickte lächelnd.
Nach weniger als zehn Minuten hatten sie ihre Umgebung vergessen. Tim wunderte sich, wie lange man über eine wenig aufregende Stadt wie Amarillo reden konnte. Er erfuhr, dass die Schöne Josephina Saprissa hieß, aus Mexiko stammte, dort zur Lehrerin ausgebildet worden war, keinen Job gefunden hatte, und nun halbtags als Übersetzerin für eine große Agentur arbeitete. Mit zuverlässiger Zufälligkeit berührten sich unter dem Tresen ab und zu ihre Knie.
Tim erzählte von sich. Wie es ihn von Kaneohe auf Oahu, der Hauptinsel von Hawaii, wo er aufgewachsen war, zuerst an die Westküste und dann nach Dallas verschlagen hatte, wo er fast Basketballprofi bei den Mavericks geworden wäre.
»Aber ich war zu klein.«
»Wirklich? Aber du bist doch fast zwei Meter hoch?«, fragte Josephina verwundert.
»Fast? Ganz genau zwei Meter! Okay, ich gebe es zu – die Konkurrenz war zu groß.« Sie lachten.
Von Dallas aus hatte er Texas erkundet, um einen Job zu finden, und war schließlich nach der Besichtigung des Palo Duro Canyons südöstlich von Amarillo in Sandrock hängen geblieben. »Seit zwei Jahren arbeite ich dort als Barkeeper in Don’s Bar and Grill. Ein guter Job, wirklich.«
»Hast du nie daran gedacht, dich selbständig zu machen?«
Tim zögerte. Sollte er ihr auch den letzten Teil seiner Geschichte erzählen? Es würde vielleicht auf die Stimmung schlagen. Er räusperte sich. »Bin ich. Habe den Laden vor einem Monat übernommen.« Ihre Begeisterung kühlte schnell ab, als er weitererzählte: Ein Tanklastwagen, der Sandrocks einzige Tankstelle zweimal pro Woche mit Benzin versorgte, hatte wegen eines Defekts im Bremssystem die Geschwindigkeit auf der leicht abschüssigen Straße zum Dorf nicht reduzieren können. Er war zuerst in drei am Straßenrand geparkte Autos gerast, dabei umgekippt, wobei der Tank aufgerissen war, und dann brennend in das Holzhaus von Donald Blum gekracht, in dem sich Blum, seine Frau und seine drei Kinder aufgehalten hatten. »Niemand überlebte den Unfall.«
»Das ist ja eine schreckliche Geschichte.«
»Ja, das ist es.« Tim nickte betrübt und bereute, die Sache überhaupt erwähnt zu haben.
Donald Blum, seit Jahren Bürgermeister von Sandrock und Inhaber von Don’s Bar and Grill, dem sozialen
Weitere Kostenlose Bücher