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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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fummelte seine Sitznachbarin den Gurt zusammen. Isler blickte angestrengt aus dem Fenster und tat, als habe er nichts gehört. Er dachte an seine Frau und seine Tochter. Das trübe Regenwetter trug nicht dazu bei, seine Stimmung aufzuhellen.
       »You speak English?« Seine Sitznachbarin ließ nicht locker. Ihre Armreifen klimperten, als sie mit den Händen zuerst durch die schulterlangen Haare fuhr und dann ihren Rock zurechtrückte.
       Isler kapitulierte. »English, yes. Aber auch Deutsch«, wandte er den Blick zu ihr. Er schätzte sie auf Mitte vierzig.
       »Das macht es natürlich um so einfacher. Wissen Sie, ein interessantes Gespräch hilft mir immer auf solchen Flügen.« Sie gluckste verlegen. »Und Sie? Haben Sie Flugangst? Ich muss aus beruflichen Gründen oft fliegen. Schrecklich. Wahrscheinlich habe ich den falschen Beruf gewählt. Manchmal fliege ich sogar mehrmals pro Woche. Und jedes Mal diese Aufregung. Wenn wir nur schon dort wären. Einmal wären wir fast abgestürzt, aber es ging dann doch gut. Sind wir schon auf der Startbahn? Ich habe ein vegetarisches Menü bestellt, Fleisch belastet meine Verdauung zu sehr. Hören Sie das? Da ist doch ein komisches Geräusch. Gut, ich weiß, man soll sich nicht verrückt machen. Es wird schon gut gehen. Fliegen ist ja eigentlich eine ziemlich sichere Sache. Oh, entschuldigen Sie, ich habe mich ja gar nicht vorgestellt. Viala. Gertrud Viala.« Sie streckte ihre rechte Hand über die Armlehne.
       »Patrick Malans.« Er rang sich ein Lächeln ab und hoffte, dass sie irgendwann bewusstlos oder wenigstens einschlafen würde.
       »Und das Schlimmste ist, dass ich nachher noch weiterfliegen muss. Müssen Sie auch umsteigen? Oder fliegen Sie nur bis Boston? Ich merke schon, ich rede wieder zuviel.«
       »Nein, ich fliege nur bis Boston.«
       Sie kramte eine Boulevardzeitung aus der Sitztasche. »Wissen Sie, ich bin Journalistin.«
       »Toll.«
       »Meine Redaktion hat mich nach Texas geschickt. Wegen dieser Sezessionssache. Das ist ja wirklich aufregend. Ich verstehe zwar nicht besonders viel von amerikanischer Politik, aber die Leser ja auch nicht.« Sie hielt sich die Hand vor den Mund und lachte. »Ich habe die Erlaubnis dieser neuen Partei bekommen, einige Tage den Wahlkampf zu begleiten. Und heute Nachmittag werde ich bei der Vorstellung des neuen Spitzenkandidaten anwesend sein. Waren Sie schon mal in Texas?«
       »Nein.«
       »Und Sie? Was machen Sie? Entschuldigen Sie meine Fragerei, aber das ist wohl eine Berufskrankheit.«
       »Gärtner. Ich bin Gärtner.«
       »Wie interessant. Dann fliegen Sie sicher in den Urlaub? Neuengland ist ja wunderschön im Herbst. Indian Summer.« Ein schwärmerischer Ausdruck huschte kurz über ihr Gesicht. »Aber ist es nicht schon ein bisschen spät dafür? Ich meine, der erste Schnee fällt doch bald. Ich war einmal mit meinem Mann in der Gegend. So, jetzt geht’s los. Merken Sie es? Der Pilot drückt aufs Gaspedal. Mein Gott, wenn es doch nur schon vorbei wäre.«
       Isler fragte sich, ob sie von der Gegenseite geschickt worden war, um ihn nervlich zu zerrütten, noch vor er amerikanischen Boden betrat.
       »Jetzt sind wir auch schon in den Wolken verschwunden. Diese Turbulenzen habe ich gar nicht gerne. Man weiß ja nie, ob nicht doch mal ein Flügel abbricht. Aber egal, der Flug dauert ja nur knapp acht Stunden.«
       »Ja.« Acht Stunden!
       »Wollen Sie? Ist auch ein Artikel von mir drin.« Sie hielt ihm die Zeitung hin.
       Er dachte zuerst, sie würde vielleicht einige Minuten schweigen, wenn er tat, als ob er läse, befürchtete dann aber, sie würde jeden Artikel kommentieren. »Es tut mir leid, ich habe meine Lesebrille nicht dabei.«
       »Na gut. Dann können wir uns wenigstens unterhalten.«
       »Also ...«
       »Haben Sie das mit der Sezession verfolgt? Man liest ja fast nichts anderes mehr in den Zeitungen.«
       »Nein.«
       »Ich meine, das wäre ja e-po-chal. Stellen Sie sich nur mal vor! Und dann bringen die den Chef der Partei um! Ich habe geglaubt, ich träume. Das war natürlich ein schwerer strategischer Fehler! Und wie immer die CIA! Interessieren Sie sich überhaupt für Politik?«
       »Nein.«
    »Natürlich, hätte ich mir auch denken können. Als Gärtner widmen Sie sich sicher ganz Ihren Bäumen und Blumen. Ist ja auch viel schöner.«
       Das Bitte-Anschnallen-Zeichen erlosch. Sofort ergriff Isler die Gelegenheit zur Flucht.

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