EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
das gottgegebene Recht verwirklichen, unser Schicksal selbst zu bestimmen. Lange genug haben die Texaner unter dem Joch der Washingtoner Zentralregierung gelebt. Lange genug haben wir geglaubt, wir täten dies aus Solidarität zu den anderen Staaten der Union. Aber schon lange haben sich Zweifel breitgemacht. Washington hat unsere Söhne und Töchter in unnötigen Kriegen verheizt, unser ehrlich verdientes Geld verschwendet, uns tausend Mal belogen und betrogen. Unzählige Male haben uns neue Präsidenten versprochen, Ehrlichkeit ins Weiße Haus zurückzubringen. Heute wissen wir: Es waren nur hohle Phrasen. Billige Taschenspielertricks, um uns bei Laune zu halten. Man hat nicht einmal davor zurückgeschreckt, aus einem unserer Dörfer ein Konzentrationslager zu machen und unsere Leute zu vergasen. Und als ob das noch nicht genug wäre, haben sie vor den Augen der ganzen Welt den Träger der Fackel der Freiheit, Vince Osman, heimtückisch niedergestreckt. Und jetzt sagen wir: Enough is enough is enough! Ich habe eine klare Botschaft an Washington. Je mehr ihr versucht, Mauern der Tyrannei um unser Streben nach Freiheit hochzuziehen, desto entschlossener werden wir diese Mauern einreißen. Wir kennen eure Verschlagenheit, wir kennen eure Tricks, wir kennen eure Schlechtigkeit. Lange haben wir Geduld gezeigt. Immer wieder haben wir euch auch die andere Wange hingehalten. Aber diese Zeiten sind vorbei. Der Damm ist gebrochen, die Mauer, die ihr immer höher baut, reißen wir mit blo ß en Händen wieder ein. Ihr könnt uns nur stoppen, wenn ihr uns alle tötet. Ja, das ist die Sprache des Krieges. Denn wir sind im Krieg. Und wir werden diesen Krieg gewinnen. Denn Gott kämpft auf unserer Seite. Es lebe die Freiheit! Es lebe die Republik Texas! Ich danke Ihnen.«
In den folgenden Minuten verlor der Dollar zwei Prozent gegenüber Yen und Talo, der labilen Nachfolgewährung des erfolglosen Euro. Die Wall Street musste einen Einbruch von sieben Prozent hinnehmen. Nur die Aktien texanischer Unternehmen konnten sich dem Abwärtstrend entziehen. Die Märkte hatten ihr Urteil gefällt. Die TFP war in der ersten Liga angekommen.
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Dienstag, 11. Oktober 2016
»Einundfünfzig Prozent!« General Omar Curtis, Vorsitzender des US-Generalstabs, kotzte die Zahl über den Resolute Desk.
»Ich habe die Umfrage auch gesehen.« Präsidentin Jeanne Adams verbarg ihre Unruhe hinter einer präsidialen Maske. Die ersten Umfragen nach Clarks Auftritt hatten ihm eine Mehrheit bescheinigt. Der Dollar verlor weiterhin an Wert. Aus allen größeren Städten von Texas wurden bürgerkriegsähnliche Szenen zwischen Sezessionisten und Unionisten gemeldet. Sie hatten mehrere Tote gefordert. Texas brannte und das Feuer griff auf die USA über. Der Name des Bundesstaats machte seiner ursprünglichen Bedeutung alle Ehre: In Sanskrit bedeutete Tejas schlicht Feuer .
»Es ist meine Pflicht«, fuhr Curtis fort, »Sie im Namen des Generalstabs darüber zu informieren, dass wir von Ihnen erwarten, geeignete Maßnahmen einzuleiten, um gemäß Ihrem Amtseid die kontinuierliche Existenz der Union und ihre territoriale Unversehrtheit sicherzustellen!«
»So?« Die unerwartete Verschärfung der Situation brachte Adams in schwere Bedrängnis. Und Operation Magnoliophyta hatte noch nicht einmal begonnen. Lange konnte sie Isler den Rücken nicht mehr frei halten. Sie befürchtete das Schlimmste.
»Misses President. Ich weise Sie darauf hin, dass der Generalstab Vorbereitungen getroffen hat, um diese Maßnahmen von sich aus zu ergreifen – falls Sie nicht dazu gewillt oder in der Lage sind.«
Adams zog die Augenbrauen hoch. »Bahnt sich etwa eine Verfassungskrise an? Drohen Sie mit einem Putsch? Muss ich Sie entlassen?«
Curtis blickte sie mit versteinerter Miene an.
»Was erwarten Sie von mir, General? Die tschetschenische Lösung?«
»Machen Sie von Ihrem Recht Gebrauch und verschieben Sie die Wahlen«, forderte Curtis.
»Das ist alles? Natürlich.« Sie griff zum Telefon und drückte auf den Knopf, der sie mit ihrer Sekretärin Jacqueline Bovard verband. »Jackie? Bitte rufen Sie den Wahlleiter an und teilen Sie ihm mit, dass ich die Wahlen abgesagt habe. Wir sind ab jetzt eine Diktatur.« Sie legte den Hörer wieder auf und blickte lächelnd zu Curtis. »Zufrieden? Gibt es sonst noch was, über das Sie mit mir sprechen möchten?«
Curtis blickte sie irritiert an. Hatte die
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